Last Update: 31.01.14 |
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Pi-Jay's MÜNCHNER FILMWOCHE |
Es war der erste Besuch einer Tradeshow für mich, und ich fand es äußerst faszinierend, Filme und Trailer einmal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Im Grunde unterschied sich die Veranstaltung nur geringfügig von einem Filmfest, außer dass wenig über Inhalte und Qualität, dafür umso mehr über die Gewinnaussichten der Filme diskutiert wurde. Eine anstrengende Woche, die sich gelohnt hat.
Zu den Filmen: The Golden Bowl (Movienet): Das Script, das ich vor knapp zwei Jahren lektoriert habe, gehört zu meinen liebsten Drehbüchern. Leider verliert der Film aber gegenüber der Vorlage. Ein typischer Ivory (also edles Ambiente und gute Darsteller, die auch die psychologischen Aspekte adäquat vermitteln können), aber leider auch ein typischer Henry James (also etwas zu langatmig und mit einem auffälligen Mangel an Humor). Nur für Fans von historischen Literaturadaptionen.
Rush Hour 2 (WB): Wie Teil 1, nur teurer. Chris Tucker in seiner Rolle ging einem unendlich auf die Nerven, aber dafür gibt es einige hübsch choreografierte Kampfszenen, die das Ganze halbwegs erträglich machen. Lediglich das Finale und die Outtakes sind sehenswert. Nur für Fans von Teil 1.
666 - Trau keinem, mit dem du schläfst (Constantin): Die Geschichte - eine Faust-Travestie - klingt grottenschlecht und typisch deutsch. Das Resultat überrascht durch einige hübsche Gags und witzige Cameos sowie einen bemerkenswert miserablen Jan Josef Liefers und einen gut aufgelegten Armin Rhode. Immerhin hat Matsutani seit seinem schlechten Debüt etwas dazugelernt, so dass der Film durchaus eine der erfolgreicheren deutschen Komödien werden könnte. Für Freunde der "gehobenen" deutschen Komödie, denen es egal ist, dass sie einen TV-Film im Kino sehen.
Unterwegs mit Jungs (Columbia): Mein absoluter Favorit. Wunderschöne kleine Geschichte mit viel Herz und einer großartigen Drew Barrymore. Ein runder, stimmiger Film mit viel Atmosphäre, der das Kunststück schafft, sein emotionales und dramatisches Potenzial voll auszuschöpfen, ohne peinlich zu wirken, und selbst die bittersten Szenen mit einem genau dosierten Schuss Humor zu mildern. Sehr großer Film - nur leider für ein kleines Publikum.
The Mothman Prophecies (Concorde): Mark G. hat recht, es ist wie eine überlange Akte-X-Folge und erinnert auch ein wenig an die immer noch populären modernen Sagen, wie man sie in Büchern ("Die Spinne in der Yuccapalme" u.a.) findet. Düstere, beklemmende Atmosphäre, aber zu langsam und mit einigen Längen. Will auf den Spuren von "The Sixth Sense" wandeln, ohne dessen Qualität zu erreichen, gewinnt aber zum Ende hin durch einen sehr spannenden, rasanten und gut gemachten Schluss. Für Leute, die sich gern gruseln und Akte X mögen.
Leo & Claire (Central Film): Noch nie sah ein Vilsmaier-Film so billig aus; renommierte Darsteller agieren in flach ausgeleuchteten Pappkulissen, und die Inszenierung erinnert an einen Beitrag fürs Schulfernsehen. Dreimal wollte ich den Saal verlassen, wurde aber immer wieder von neuem gepackt. Der Schluss ist wirklich bewegend und geht einem ungeheuer nahe, es ist nur schwer, so lange durchzuhalten. Ein Film, den man wohl wichtig nennt, den aber nur die letzten Vilsmaierfans ansehen werden sowie die wenigen intellektuellen, an zeitgeschichtlichen Themen interessierten Kinogänger.
Mostly Martha (Ottfilm): Trotz der Versicherung, der Film sei auf drei Festivals ein Publikumsliebling gewesen, hat er mich nicht gepackt. Nette Geschichte, aus der eine leichte romantische Komödie hätte werden können, der aber zu wenig Humor hat. (Man merkte es an den wenigen witzigen Stellen, die vom Publikum mit beinahe erleichtertem Lachen aufgenommen wurden.) Die guten Darsteller retten den Film, der souverän inszeniert und exzellent fotografiert ist, aber nicht ein einziges Kinobild aufzuweisen hat. Ein Frauenfilm - und das ist nicht böse gemeint.
Tattoo (Tobis): Nachdem soviel deutsche Fernsehware zu sehen war, endlich ein Beitrag, der für die große Leinwand gemacht war. Robert Schwendtke liefert vielleicht Anlass zu den schönsten Hoffnungen, wenn er sich mehr auf die Regie konzentrierte und das Schreiben anderen überließe. Tattoo ist ein Film mit tollen Bilder, Atmosphäre (ein Anklang von Film Noir, der einmal nicht peinlich wirkt) und höchst gelungenen Spezialeffekten (hoher Ekelfaktor). Leider ist die Geschichte (Das Schweigen der Lämmer und vor allem Seven lassen grüßen) höchstens Mittelmaß. Wenn es dem Trailer gelingt, die Stärken des Films gut rüber zu bringen, wird er sein Publikum finden.
Schwer verliebt (Fox): Bis auf "Verrückt nach Mary" kann ich mit den Werken der Farrelly-Brüder nichts anfangen, deshalb war ich überrascht, dass sie einen durchaus gelungenen Film abgeliefert haben, der witzig ist, ohne auf pubertären Klamauk zurückzugreifen, und sogar einige sehr schöne romantische Stellen hat. Leider sind das genau die Gründe, die ihre Fans wohl zurückhalten werden, während Anhänger der romantic comedys den Farellys zu wenig trauen, um sich den Film anzusehen.
Rat Race (Senator): Der Film ist ein Knaller und lustiger als alles, was ich seit langem gesehen habe. Wer keine tiefsinnigen Charaktere oder einen intelligenten Plot erwartet, sich aber anderthalb Stunden lang amüsieren will, ist hier mehr als gut bedient. Viele gute Gags und ein tolles Ensemble - was will man mehr? Ideales Popkornkino für ein junges Publikum.
Die Monster AG: Der Film hatte es schwer, da er als letzter Beitrag lief und direkt nach Rat Race kam. Leider verraten die Trailer zu viel von der Handlung, so dass man die Geschichte bereits kennt, und der Humor ist ein wenig zu harmlos. Aber dafür wird er umso besser bei Kindern ankommen, und er ist nicht so schlecht, dass die Eltern sich langweilen. Nette Idee, gute Umsetzung und beeindruckende digitale Effekte.
Trailer: Mark G. und ich sind uns in vielen Punkten einig, daher gebe ich meinen Kommentar nur zu den Trailern ab, bei denen ich anderer Meinung bin.
Heaven: Fand ich etwas enttäuschend, sehr altmodisch (aber eher im positiven Sinn) und zu blass. Leider endete der Ausschnitt an der wichtigsten Stelle, die darüber entscheidet, ob die Geschichte funktioniert oder nicht. Was die Story angeht, bin ich sehr skeptisch, aber ich vertraue Tom Tykwer und Cate Blanchett, dass sie den Film sehenswert machen.
Feuer, Eis & Dosenbier: Zugegeben, eine typische Teenklamotte mit Witzen aus der untersten Schublade, zudem ein Debütfilm. Aber ich kenne den Regisseur, der mit ähnlichen Stoffen auf RTL großen Erfolg hatte (Die Bademeister), und die Darsteller sind dem einschlägigen Publikum ebenfalls bekannt, so dass der Film sich vielleicht einigermaßen schlagen wird.
Resident Evil: Ich weiß nicht, was Mark G. an den Ausschnitten findet. Zugegeben, die Effekte waren zum Teil sehr gut, aber die Handlung war dermaßen platt, dass sie kaum der Rede wert ist, und viele Szenen waren nicht spannend, sondern nur ekelerregend. Aber wer Splatterfilme mag ...
The Panic Room: Auch hier bin ich etwas skeptischer, denn die Ausschnitte haben nicht viel von der Handlung verraten, und was man gesehen hat, kam einem merkwürdig bekannt vor. Immerhin tolle Bilder und eine beklemmende Atmosphäre, aber das hat "The Fight Club" in meinen Augen auch nicht zu einem guten Film gemacht.
We were Soldiers: Da bin ich wieder derselben Meinung wie mein geschätzter Kollege, habe aber den Vorzug, das Buch lektoriert zu haben. Eine Paraderolle für Mel Gibson, der den aufrechten, patriotischen und erzkatholischen Kämpfer gibt. Die Geschichte ist von einer eher zweifelhaften Aussage, besitzt viel zu viel Pathos, aber auch einige extrem spannende Momente (der gesamte zweite Akt ist praktisch eine endlose Kampfsequenz). Könnte besser ankommen als er verdient.
Ice Age: Der erste Trailer macht ungeheuer Lust auf den Film, der zweite, längere verrät aber viel zu viel von der Story und reduziert das Muss-ich-unbedingt-sehen-Gefühl auf nur halbwegs gespanntes Interesse.
Was nicht passt, wird passend gemacht: Sah aus wie eine Bauarbeiterklamotte mit Musikeinlagen. Der Regisseur von "Bang Boom Bang" greift auf einen seiner Kurzfilme zurück, der sehr launig war, aber keine richtige Geschichte, sondern nur eine alberne Anekdote erzählte. Wird wahrscheinlich keinen (lokalen) Kultstatus erlangen wie sein Erstlingswerk.
Big Fat Liar: Wirklich hübsche Geschichte à la Ben Hecht (Hollywoodproduzent klaut Zwölfjährigem die Idee für einen Film und fällt dem Rachefeldzug seines Opfers anheim), die sich aber rasch abnutzen könnte. Sieht sehr nett aus, könnte aber eine Mogelpackung sein.
Spy Game: Der erste Akt verspricht sehr viel. Da ich auch hier das Buch kenne, bin ich ziemlich sicher, dass er dieses Versprechen halten wird. Im Gegensatz zum Script ist der Film viel rasanter und schneller (und etwas kürzer). Obwohl oder vielleicht gerade weil ich die (exzellente) Story bereits kenne, freue ich mich auf den Film.
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