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Kinobesuch im 1. Quartal
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DIE WAHRHEIT ÜBER DAS BESUCHERPLUS 2004
Mit Schrecken habe ich in diversen Foren und auf verschiedenen Websites festgestellt, dass das von der Filmförderungsanstalt ermittelte Besucherplus von 5 % im Jahr 2004 zur Verharmlosung der Piraterie und zur Argumentation gegen die Verschärfung von Gesetzen genutzt wird: 'Seht her, so schlimm kann das mit der Piraterie nicht sein, wenn die Besucherzahlen steigen...' Sogar im Forum des Bundesministeriums für Justiz wird so argumentiert!
Deswegen bleibt mir gar nichts anderes übrig, als dieses Besucherplus ein wenig unter die Lupe zu nehmen.
Gleich vorneweg: Laut der dritten Brennerstudie der FFA - nahmen in den ersten acht Monaten des Jahres 2004 die Filmdownloads um weitere 10 % zu, - gaben ein Drittel der Downloader zu, dass sie - seitdem sie die Möglichkeit zu Filmdownloads haben - weniger ins Kino gehen, weitere 9 % sagten aus, überhaupt nicht mehr ins Kino zu gehen.
Das Problem der illegalen Downloads nimmt also weiter zu, obwohl eigentlich inzwischen ziemlich bekannt ist, dass Piraterie zu drastischen Strafen führen kann.
Zurück zu den Kinozahlen: Die Besucherzahlen 2004 lagen zwar 5 % über denen von 2003, aber 4 % unter dem Jahr 2002 und 12 % unter dem Jahr 2001. Diese 12 % Verlust klingen vielleicht gar nicht mal so schlimm, tatsächlich ist dies aber ein Rückgang von 21,2 Mio. Besuchern in drei Jahren!
Trotzdem muss man sich die Zahlen von 2004 noch genauer ansehen und dann stellt man folgendes fest: - Vom Januar bis April 2004 gingen 40,0 Mio. Deutsche ins Kino, ein Minus von 4,7 % gegenüber 2003 (42,0 Mio.) und 19,7 % unter dem Jahr 2001 (49,8 Mio.) - Vom Oktober bis Dezember 2004 gingen 34,6 Mio. Deutsche ins Kino, ein Minus von 10,9 % gegenüber 2003 (38,9 Mio.) und 19,9 % unter dem Jahr 2001 (43,2 Mio.)
Wo kommt also das Plus her? Richtig, aus den Sommermonaten: - Vom Mai 2004 bis September 2004 gingen 56,2 Mio. Deutsche ins Kino, ein Plus von 33,4 % gegenüber 2003 (42,2 Mio.)
Aber diese positiven Zahlen bieten dennoch Anlass zur Trauer, schließlich lag die Wahrscheinlichkeit, nach dem Jahrhundertsommer 2003 in 2004 weitere Minuszahlen zu erwirtschaften, bei Null. Tatsächlich lagen die Sommermonate 2004 (Mai bis Sept.) trotz der vielen Hits wie Harry Potter und der Gefangene von Askaban, The Day After Tomorrow, (T)Raumschiff Surprise - Periode 1, Troja, Shrek 2 und Spider-Man 2 gerade mal 5,0 % oder 2,67 Mio. Besucher über dem Ergebnis von 2001.
Mit anderen Worten: Das Besucherplus im Jahr 2004 kann man eigentlich nur auf günstigeres Kinowetter zurückführen, die Kinokrise ist nach wie vor vorhanden und konnte ihre hässliche Fratze hinter dem "verregneten Sommer" verstecken.
Und wie zum Beweis verzeichneten wir einen weiteren Rückgang im ersten Quartal 2005 von 9 % gegenüber 2004, damit haben wir den schlechtesten Jahresstart seit 13 Jahren, zudem hat in diesen Tagen eine weitere Kinokette, die in 19 Städten vertreten ist, Insolvenz angemeldet.
Wer also behauptet, dem Kino gehe es gut und Piraterie sei zu vernachlässigen, der sollte einmal tief in sich gehen...
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