Box Office D

News

Starpower

F.A.Q.

Archiv

Box Office USA

Trailer

Crowd Reports

Filme

Impressum

Box Office Welt

Oscar-Spezial

Favoriten

Links

Forum


 

Corner vom Juli 2009

PI-JAYs CORNER

Talkback

  Close Up Posters

Quick Links

September 2009

Mo. Di. Mi. Do. Fr. Sa. So.
- 1 2 3 4 5 6
7 8 9 10 11 12 13
14 15 16 17 18 19 20
21 22 23 24 25 26 27
28 29 30 - - - -

3. September 2009

 

3

Drag Me to Hell

Im Grunde ihres Herzens ist Christine ein guter Mensch. Aber sie möchte auch unbedingt den Posten des stellvertretenden Filialleiters ihrer Bank ergattern, weshalb sie, um ihrem Chef zu beweisen, dass sie auch unangenehme Entscheidungen treffen kann, einer alten Frau die Verlängerung ihres Kredits verweigert. Dummerweise besitzt diese Dame magische Kräfte und belegt Christine mit einem tödlichen Fluch ...

Sam Raimi kehrt zu seinen Wurzeln zurück und kombiniert Ekelhorror mit Witz. In der ersten Hälfte des Films geht sein Rezept voll auf – man weiß nicht, ob man angesichts der widerlichen Szenen wegschauen oder sich ob der skurrilen Einfälle kranklachen soll. In der zweiten Hälfte verliert der Film jedoch rapide an Humor und verfällt in die üblichen Klischeevorstellungen, ohne sie ironisch zu brechen. Das ist schade, umso mehr als auch das Ende ziemlich enttäuscht und somit ein negativer Gesamteindruck zurückbleibt.

 

2

Drei Schwestern aus Montana

Louise (Bette Davis) und ihre beiden Schwestern Rose und Grace führen ein beschauliches Leben in einer Kleinstadt. Als eines Tages der Sportreporter Frank Medlin (Erroll Flynn) in das Städtchen kommt, verlieben Louise und er sich auf den ersten Blick ineinander. Wider besseres Wissens folgt sie ihm nach San Francisco. Doch sie werden nicht glücklich. Frank ist eine Abenteuernatur, er fühlt sich eingesperrt, würde gerne etwas Großes vollbringen, ein bedeutender Schriftsteller werden, aber er scheitert an seinen Ambitionen und seiner Alkoholsucht. Louise hält jedoch unverbrüchlich zu ihm, und auch ihre beiden Schwestern haben mit Eheproblemen zu kämpfen.

Schon immer waren Literaturverfilmungen in Hollywood angesagt, und so liegt auch diesem Film ein Roman (von Myron Brinig) zugrunde. Daher sind die Figuren und ihre Konflikte – zumindest für Filme dieser Zeit (1938) – erstaunlich realistisch angelegt. Im Mittelpunkt stehen natürlich Bette Davis und Errol Flynn, die ihren Figuren sowohl Glamour verleihen, was von Stars ihres Kalibers natürlich erwartet wurde, als auch ihre Brüche transparent machen. Heute würde die Darstellung vermutlich noch drastischer ausfallen, doch Louises allzu duldsamer Weiblichkeit zum Trotz liebt man die Charaktere und nimmt Anteil an ihrem Schicksal. Nur leider kommen die Geschichten der beiden Schwestern etwas zu kurz, ebenso das recht spektakulär inszenierte Erdbeben von 1906.

 

2

Der Marshall

Als Matti Ross’ Vater erschossen wird, engagiert die couragierte junge Frau Marshall Rooster Cogburn, um den flüchtigen Mörder im Indianergebiet zu stellen. Cogburn ist ein ziemlich harter Brocken, der viel zu viel trinkt und dazu neigt, erst zu schießen und dann zu fragen. Weil der Trip äußerst gefährlich ist, will der Marshall Matti nicht mitnehmen, aber wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat ...

John Wayne war nicht der Jüngste (über sechzig) und vor allem nicht der Gesündeste (einige Monate vor Drehbeginn wurde ihm ein Lungenflügel entfernt), als er 1969 diesen Spätwestern drehte. Die Rolle des rüstigen Wracks ist ihm aber wie auf den Leib geschrieben, und er spielt sie so raubeinig und knurrig, dass es ein Vergnügen ist ihm zuzuschauen. Aber ohne Kim Darby als Mattie wäre es nur das halbe Vergnügen, denn die Rededuelle mit der jungen Dame haben es in sich. Dank der pfiffigen Dialoge, einer wendungsreichen Geschichte ohne Längen und einem spannenden Finale ist es sicherlich einer der kurzweiligsten Western überhaupt.

 

2-

Das Leben der Mrs. Skeffington

Fanny Trellis (Bette Davis) ist eine überaus charmante, schöne und kultivierte Dame der besseren New Yorker Gesellschaft. Sie ist jedoch nicht nur gutherzig und freundlich, sondern auch recht oberflächlich, selbstbezogen und eitel. Die Männer liegen ihr zu Füßen, und sie sonnt sich im Glanz ihrer Verehrung. Doch als ihr nichtsnutziger Bruder das ererbte Familienvermögen durchbringt und seinen jüdischen Arbeitgeber Job Skeffington (Claude Rains) betrügt, gerät ihr Leben aus den Fugen. Fanny heiratet schließlich Skeffington, nicht nur um ihren Bruder zu schützen, sondern auch weil sie Job, der sie – obwohl seit langem in sie verliebt – als einziger nicht umwirbt, überaus faszinierend findet. Auch nach der Heirat ist Fanny weiterhin umschwärmter Mittelpunkt der (männlichen) Gesellschaft, aber sie spielt nur mit ihren Verehrern, denn im Grunde ist sie unfähig zu lieben, woran nicht nur ihre Ehe zerbricht, sondern auch die Beziehung zu ihrer Tochter.

In einer der bezeichnendsten Szenen des Films fordert die frisch angetraute Mrs Skeffington ihren Mann auf, sie zu küssen – wobei sie jedoch seine Leidenschaft nicht erwidert, sondern eitel ihre Locken zurecht zupft. Fanny ist wirklich ein reizender Mensch, aber auch eine gestörte Persönlichkeit, eine Frau ohne Leidenschaften, die an der Oberfläche des Lebens dahinsegelt und heutige Zuschauer an so manches It-Girl unserer Tage erinnert. Bette Davis verkörpert diese facettenreiche Figur mit vollendeter Perfektion, sie spielt nicht nur die junge Frau, sondern auch die gereifte, überlegende Grande Dame und auch die ältere, verblühte Schönheit so überzeugend und wahrhaftig, dass sie tatsächlich im Verlauf der Handlung um Jahrzehnte zu altern scheint (überaus beeindruckend sind auch die entsprechenden Altersmasken). Die Story ist zeitlos-modern und nimmt den Jugendwahn unserer Gegenwart beinahe schon vorweg, auch wenn die Warnung vor der Eitelkeit ein wenig zu dick aufgetragen wird und die Botschaft (Wer geliebt wird, ist immer schön) ein wenig plakativ ist. Mitunter erinnert Fanny an einen anderen Charakter, den Bette Davis sechs Jahre zuvor (1938) verkörpert hat: Jezebel, die boshafte Lady. Auch hier gelingt ihr eine beeindruckende Charakterdarstellung, und wie in Das Leben der Mrs Skeffington spielt sie eine verzogene Egoistin, die erst spät, beinahe schon zu spät, erkennt, dass sie ihre Eitelkeit und ihren Hochmut überwinden muss, um wahre Liebe zu erleben.

 

3+

Verdammt in alle Ewigkeit

Sergeant Warden (Burt Lancaster) hat keine allzu hohe Meinung von seinem Vorgesetzten, der sich mehr für seine Liebschaften und die Boxstaffel der Einheit interessiert als für seinen Dienst – oder seine Ehefrau (Deborah Kerr). Warden erledigt die meiste Arbeit und macht sich zudem an die vernachlässigte Ehefrau heran, die einen ziemlich lockeren Ruf genießt. Doch bald erkennt er, dass sie eine ganz andere Frau ist als er dachte, und er verliebt sich leidenschaftlich in sie.

Der Soldat Prewitt (Montgomery Clift) ist nicht nur ein begnadeter Hornist, sondern auch ein vorzüglicher Boxer. Aus Protest gegen die ungerechte Bevorzugung eines anderen Musikers lässt er sich in Wardens Einheit versetzen. Der Captain will ihn unbedingt für seine Boxstaffel gewinnen, doch Prewitt hat sich, nachdem er im Sparring einen Gegner schwer verletzt hat, geschworen, nie wieder zu boxen. Daraufhin wird er von seinen Vorgesetzten bis aufs Blut schikaniert.

Der Film von Fred Zinnemann zählt zu den ganz großen Klassikern der 50er Jahre, berühmt vor allem für seine für damalige Verhältnisse recht freizügige Liebesszene in der Brandung. Dramatischer Höhepunkt ist der Angriff auf Pearl Harbour, bis dahin ist der Streifen jedoch weniger Kriegsfilm als (Melo-)Drama. Beeindruckend sind vor allem die genauen Charakterzeichnungen der lebensnahen Figuren, was vermutlich der Romanvorlage von James Jones geschuldet ist (von dem übrigens auch die Vorlage zu Der schmale Grat stammt). Manche Handlungsstränge hätten ruhig ein wenig drastischer ausfallen können, vor allem die Kritik am Militär bleibt eher verhalten. Für heutige Sehgewohnheiten ist auch das Tempo eher gemächlich, die darstellerische Leistung jedoch nach wie vor sehr sehenswert. Zu recht ein Klassiker.

 

3+

Die Nacht der Abenteuer

Es sollte ein perfekter Abend werden, aber dann wird Chris (Elisabeth Shue) von ihrem Freund versetzt und muss zu allem Überfluss auch noch auf zwei Nachbarskinder aufpassen. Als ihre beste Freundin anruft und dringend ihre Hilfe braucht, fährt sie zusammen mit den Kids in die Innenstadt von Chicago und erlebt dort die verrücktesten Abenteuer.

Das Regiedebüt von Chris Columbus aus dem Jahr 1987 ist ein amüsanter, kurzweiliger Spaß für die ganze Familie und damit wegweisend für die weiteren Arbeiten des Mannes, der uns Kevin allein zu Haus, Mrs Doubtfire und die ersten Teile von Harry Potter beschert hat. Für heutige Zuschauer ist das Tempo etwas langsam, die Inszenierung holpert stellenweise noch ein bisschen, aber was an Perfektion fehlt, macht die Geschichte mit Einfallsreichtum und Charme wieder wett. Ein unterhaltsamer Film, der sanft gealtert ist und immer noch viel Spaß macht.

 

3

Rache für Jesse James

Schon längst hat Frank James (Henry Fonda) den Raubüberfällen abgeschworen und lebt unter falschem Namen ein beschauliches Leben als Farmer. Als sein Bruder Jesse hinterrücks erschossen wird, hofft er zunächst, dass das Gericht seine Mörder – die Ford-Brüder – bestrafen wird, doch die beiden kommen frei und erhalten sogar die ausgesetzte Belohnung. Frank schwört Rache, er will aber nicht nur die feigen Mörder zur Strecke bringen, sondern auch den korrupten Chef der Eisenbahngesellschaft, der seine Familie ruiniert und seinen Bruder und ihn in die Arme der Kriminalität getrieben hat und der auch jetzt vor nichts zurückschreckt, um seinen Gegner zu vernichten.

Wenn das System versagt oder in der Weite des Wilden Westens noch nicht Fuß fassen konnte, muss man eben auf eigene Faust für Gerechtigkeit sorgen – das ist seit jeher ein Grundpfeiler des Westerngenres. Vielleicht ist dieses Erzählmuster gerade deshalb so beliebt, weil es an ein grundlegendes Gerechtigkeitsempfinden appelliert, weil Ungerechtigkeit in uns immer starke Emotionen weckt; außerdem dufte in der Hochzeit des Westerns die Welt noch herrlich schwarz-weiß sein. Verbunden mit dem Mythos von Jesse James, ein Name, der sogar heute noch den Glanz jener Epoche ausstrahlt, konnte aus dieser Geschichte 1940 nur ein großer Erfolg werden. Zumal kein Geringerer als Fritz Lang Regie führte.

Der Film ist insgesamt sehr unterhaltsam, mitunter spannend, auch wenn die klassischen Westernelemente – wilde Verfolgungsjagden zu Pferd, Schießereien und ein Raubüberfall – im letzten Drittel überraschend dem nicht weniger klassischen Gerichtsdrama Platz machen. Mit der Historie hat das alles aber recht wenig zu tun. Ohne die wahre Geschichte von Jesse James zu kennen, werden hier die Brüder doch auffallend romantisiert. Jesse wird erschossen, als er gerade ein Bild mit einem Sinnspruch (etwas Ähnliches wie „Home, sweet Home“) aufhängen will, sein Bruder Frank hat noch nie jemanden getötet und wird es, Racheschwur hin oder her, auch weiterhin nicht tun. Da kommt ihm immer ein zufälliger Unfall zupass. Am Ende tritt schließlich immer deutlicher zutage, worum es in der Geschichte eigentlich geht: Eine bitterböse Abrechnung des Südens mit dem Norden. In der Gerichtsverhandlung gegen Frank James – der sich, ganz heroisch, gestellt hat, um einen unschuldig angeklagten farbigen (!) Freund zu retten – klagt sein Anwalt die wahren Schuldigen an: die skrupellosen Yankee-Geschäftemacher, die die Menschen im Süden ausbeuten und erst zu Verbrechern machen. Diese dick aufgetragene Schwarz-Weiß-Malerei stört zwar ein wenig, erreicht aber ihr Ziel, indem sie den Zuschauer empört und mit dem Helden mitleiden lässt.

 

3

Thre Kings

Anfang der Neunziger im ersten Golfkrieg: Vier Soldaten (die titelgebenden drei Könige beziehen sich auf einen Song) finden durch Zufall eine Karte, auf der das Versteck der aus Kuwait geraubten Goldschätze verzeichnet ist. Sie beschließen, sich das Gold unter den Nagel zu reißen, geraten aber unversehens in die politischen Konflikte zwischen dem ums Überleben kämpfenden Saddam-Regime und den Rebellen. Obwohl ihnen verboten wurde sich einzumischen, können sie nicht tatenlos zusehen, wie Frauen und Kinder getötet werden. Die vier werden so zu Helden wider Willen.

Mit George Clooney und Mark Wahlberg gibt es zwei hochkarätige Darsteller, die diesem etwas unausgewogenen Genremix die nötige Klasse verleihen. Das Buch schwankt zwischen Kriegssatire, der leider etwas Biss fehlt, politischem Drama, das ein wenig zu kurz kommt, zum Schluss aber für einige bewegende Momente sorgt, und Actionfilm. Der Regiestil verfällt gelegentlich in den poppigen MTV-Stil mit merkwürdigen Montagen (CSI lässt grüßen) und unterstreicht damit optisch die inhaltliche Unentschlossenheit. Der Streifen wirkt nicht wie aus einem Guss, sondern wie ein Konglomerat verschiedener, an sich nicht schlechter Ideen, die nicht perfekt zusammenpassen. Insgesamt aber ein akzeptabler Film.

 

3

Stage Beauty - Wechselspiel der Liebe

Im 17. Jahrhundert ist es in England den Frauen verboten, als Schauspielerinnen aufzutreten. Weibliche Rollen werden von Männern gespielt, und einer der berühmtesten Frauendarsteller ist Ned Kynaston (Billy Crudup). Heimlich träumt seine Garderobiere Maria (Claire Daines) ebenfalls von einer Bühnenkarriere, und als sie eines Tages einen Theaterleiter bestickt, sie auftreten zu lassen, ist der Skandal perfekt. Kynaston lässt sie prompt auffliegen, doch Maria gelingt es, den König (herrlich süffisant und ganz in seinem Element: Rupert Everett) zu überzeugen, das überkommene Verbot aufzuheben. Damit fordert sie ihren ehemaligen Boss geradezu heraus ...

Wie Shakespeare in Love unternimmt auch dieser Film einen vergnüglichen Ausflug in die Welt des historischen Theaters in England. Die erste Hälfte des Films ist sehr flott inszeniert, voller geschliffener und amüsanter Dialoge und raffinierter Wendungen, doch dann geht der Geschichte leider unvermittelt die Luft aus, der Witz verblasst und an seine Stelle tritt ein verhaltenes Drama. Etwas unentschieden schwankt die Story zwischen ihren beiden Hauptdarstellern, deren langsam aufblühende Liebe jedoch nicht wirklich überzeugend wirkt (was an Kynastons Homosexualität liegen könnte ...). Immerhin gelingt dem Film zuletzt noch die Wende zu einem packenden (Bühnen-)Finale, so dass man wenigstens befriedigt aus der Geschichte entlassen wird.

 

3-

Evan Allmächtig

Der erste Teil hat ja nicht wirklich nach einer Fortsetzung verlangt, aber wenn das Einspielergebnis erst einmal eine gewisse Höhe erreicht hat, ist es wohl unvermeidlich. Jim Carrey hat in Bruce Allmächtig vorübergehend die Macht Gottes verliehen bekommen, diesmal ist es Steve Carell, im ersten Film noch ein Nebendarsteller, der vom Allmächtigen auserkoren wird, eine Arche zu bauen. Wenn man die Bibel kennt, weiß man, dass nach einer solchen Ankündigung eine große Flut folgt, die alles Leben auf der Erde auslöscht. Weshalb auch ein Paar von jeder Tiergattung mit an Bord genommen wird. Wir haben also einen widerwilligen Propheten, der etwas Unsinniges tun muss und von aller Welt deswegen schief angesehen wird, und jede Menge Viehzeug, das plötzlich seine Nähe sucht. Im Grunde besteht daraus der ganze Witz des Films.

Erstaunlicherweise reicht das auch. Gut, mit der Zeit wird der Gag mit den Tieren, die Evans Nähe suchen, ein wenig überstrapaziert, aber die Macher holen immer wieder noch wenigstens einen Schmunzler aus dieser Konstellation heraus. Steve Carell übertreibt es mit der Gesichtsakrobatik auch nicht so sehr wie sein Vorgänger und trägt selbst das albernste Kostüm mit Fassung (warum muss eigentlich ein moderner Noah haargenauso aussehen wie man ihn von kitschigen Bibelillustrationen kennt?). Auch wenn der Gag mit dem Bart einen solchen hat und schon bei Tim Allen nicht sonderlich komisch war, sofern man selber alt genug ist, sich zu rasieren. Und auch das Ende ist – gemessen an dem, was man erwartet hat – eher enttäuschend, aber man sieht die Moralkeule wenigstens von Anfang an kommen. Kann ein Sequel also wirklich schlecht sein, wenn man es so kurzweilige Unterhaltung (und ein willkommenes Wiedersehen mit dem Gilmore Girl Lauren Graham) bietet? Nein, schlecht ist es nicht – nur vollkommen überflüssig.

 

3-

Liebe zu viert

Jean Christy (Rosalind Russell) arbeitet für eine Zeitung, die kurz vor der Pleite steht. Helfen könnte der ehemalige Chefredakteur und PR-Zauberer Bob Lansford (Errol Flynn), doch der hat sich mit dem Herausgeber Buckley überworfen. Als Bob jedoch erfährt, dass Buckley die Millionenerbin Lorri (Olivia de Havilland) heiraten will, deren Großvater er unbedingt als Mandanten gewinnen möchte, lässt er sich auf die Herausforderung ein – und löst damit ein gewaltiges Liebeswirrwarr aus ...

Die Dreißiger waren das Jahrzehnt der Screwballcomedys, und Michael Curtiz inszeniert den Film mit leichter Hand, Tempo und Sinn für Humor. Die Schauspieler sind gut aufgelegt, haben aber – wie der Zuschauer – sichtlich Mühe, den vielen verschlungenen Pfaden zu folgen, die das Drehbuch ihnen vorschreibt. Wer wen wann liebt – oder auch nicht – bleibt daher meistens ein Geheimnis oder nur eine kühne Behauptung, zumal sich die Gefühlslage alle fünf Minuten ohnehin wieder ändert. Die Dialoge sind auch nicht übermäßig pfiffig, einige Einfälle sorgen aber immerhin für ein gewisses Maß an Situationskomik.

 

4

Verführung einer Fremden

Rowena (Halle Berry) ist eine taffe Journalistin, die vor nichts zurückschreckt. Als ihre Freundin Grace ermordet wird, hat sie deren Ex-Geliebten Hill (Bruce Willis) in Verdacht und schleust sich in seine Firma ein, um ihm die Tat nachzuweisen.

Der Anfang ist effizient erzählt und nimmt einen sofort für die sympathische Heldin ein. Auch wenn die Geschichte nicht übermäßig originell ist, ist sie klug konzipiert und interessant inszeniert. Doch der gute erste Eindruck täuscht: Schon sehr bald tritt die Geschichte auf der Stelle, will so recht keine Spannung aufkommen (meistens sitzt Rowena nur am Computer und chattet), und auch die obligatorischen falschen Fährten erkennt man zu schnell als solche. Gegen Ende wartet der Film jedoch noch mit zwei überraschenden Wendungen auf, die aber nicht jedermanns Geschmack sein dürften.

 

4

Apocalypto

Pranke des Jaguars lebt mit seiner hochschwangeren Frau und dem kleinen Sohn in einem kleinen Urwalddorf. Eines Tages wird ihre kleine Gemeinschaft von einem Trupp Maya-Krieger überfallen, die Frauen werden als Sklavinnen verkauft, die Männer sollen den Göttern geopfert werden. Dem Held gelingt es im letzten Moment, seine Frau in einem Erdloch zu verstecken, aber wenn er nicht rechtzeitig zu ihr zurückkehrt und sie befreit, stirbt sie ...

Nach Passion Christi hat Mel Gibson erneut einen Film gedreht, der zwei wesentliche Merkmale aufweist: Er ist äußerst brutal inszeniert und seine Protagonisten sprechen eine uralte, ausgestorbene Sprache. Ersteres blieb mir aufgrund der Ausstrahlung zur Primetime glücklicherweise erspart, letzteres war meiner Meinung nach vollkommen überflüssig. Vielleicht sollte die exotische Sprache ja davon ablenken, dass die Handlung sehr einfach gestrickt ist, keinerlei Überraschungen, aber dafür die eine oder andere Platitüde sowie einige unwahrscheinliche Zufälle aufweist. Die Geschichte ist geradlinig erzählt, wobei Gibson so ziemlich jedes Storyelement des Abenteuerfilms verbraten hat. Alles in allem ein kurzweiliges, relativ spannend inszeniertes Vergnügen ohne Tiefe, ohne feinsinnige Charakterstudien und leider auch ohne bemerkenswertes Finale.

 

4

Sweeney Todd - Der teuflische Barbier aus der Fleet Street

Es war einmal ein junger Barbier (Johnny Depp), der eine wunderschöne Frau hatte, in die sich ein Richter verliebte. Der Richter beseitigte seinen Nebenbuhler, indem er ihn wegen eines nicht begangenen Verbrechens in die Verbannung schickte. Nun ist der Barbier, der sich inzwischen Sweeney Todd nennt, zurück in London, vom Leben gezeichnet und auf Rache sinnend. Sein Hass auf die Welt ist so groß, dass er nicht nur jenen nach dem Leben trachtet, die ihm übel mitgespielt haben, sondern wahllos Männer tötet, die sich von ihm rasieren lassen wollen. Um seine Opfer verschwinden zu lassen, verarbeitet seine Vermieterin (Helena Bonham-Carter) sie zu leckeren Pasteten …

Zum ersten Mal hörte ich von diesem Stoff durch den Film Jersey Girl – und hielt diese bluttriefende Geschichte prompt für eine Erfindung von Kevin Smith … Kurz darauf kündigte Tim Burton jedoch seine Verfilmung der Musicalversion dieses über hundertsechzig Jahre alten Groschenromans an, der stark an Der Graf von Monte Christo erinnert, und ich wurde eines Besseren belehrt.

Die Umsetzung ist sehr burtonesk: sehr düster, ein wenig verschroben und grotesk. London wirkt wie ein Alptraum von Charles Dickens, wozu vorzüglich die manchmal ins Dissonante kippende Musik von Stephen Sondheim passt. Die Darsteller sind gut besetzt, auch wenn sie nicht unbedingt begnadete Sänger sind (so sehr ich Alan Rickman schätze, aber bei ihm bekam ich Ohrenschmerzen), was ihnen an Können fehlt, machen sie jedoch mit Begeisterung wett. Alles in allem ist es eine halbwegs runde, dem Stoff angemessene Verfilmung – die mir allerdings überhaupt nicht gefallen hat. Die Geschichte ist zu abstrus, bis zum blutigen Ende vorhersehbar, und vieles funktioniert nur auf der Behauptungsebene. Entscheidend bei einem Musical ist auf jeden Fall die Musik, die leider überhaupt nicht eingängig ist und mir nach ca. einer Stunde gewaltig auf die Nerven ging.

 

4-

Das schnelle Geld

Eine Knieverletzung beendet frühzeitig die Karriere des Profifootballspielers Brandon Lang (Matthew McConaughey). Um sich über Wasser zu halten, arbeitet er als Telefonverkäufer, aber weil er ein Händchen für Sportwetten hat und mit seinen Tipps selten daneben liegt, wird bald der New Yorker Geschäftsmann Walter Abrams (Al Pacino) auf ihn aufmerksam. Er avanciert zu Brandons Mentor und macht ihn als John Anthony zu einer festen Größe in der Welt der Sportwetten.

Da wird ein bescheidener Junge vom Lande in die Großstadt gelockt und verdorben: In Hollywood hat sich seit den Dreißigern anscheinend nicht viel geändert. Aus dem netten Brandon wird bald John Anthony, der „Million Dollar Man“, der sich nie irrt, ein selbstgefälliges, arrogantes Großmaul, das hoch aufsteigt und dann – naturgemäß – abstürzt. Auch Abrams ist eine kaputte Figur, ein Zocker, dem es nicht einmal ums Gewinnen geht, sondern um den Kick des Spiels, der sogar den Verlust begrüßt, weil er sich dann lebendig fühlt, einer, der bedenkenlos alles setzt – auch das eigene Glück.

Der Anfang des Films ist faszinierend, die Figuren sind interessant, die Story rasant erzählt, aber sehr schnell ist die Moral der Geschichte etabliert und das Ende vorprogrammiert. Der Rest verläuft nach Schema F – und das auch noch ziemlich einfallslos und ohne Höhepunkte. Pacino ereifert sich wieder einmal mehr und lässt seine üblichen feurigen Monologe vom Stapel, und Matthew McConaughey tut, was er am besten kann, er stellt seinen gestählten Körper zur Schau (zu viel mehr reicht es wohl nicht). So wird die Story immer müder, der Zuschauer mit ihr, und bereits vor dem Abspann hat man das meiste wieder vergessen.

 

4-

Krass

Als David Sedaris vor einigen Jahren die Geschichte seiner traurigen Kindheit als wahnsinnig komisches Buch auf den Markt brachte, war abzusehen, dass sein Erfolg noch mehr Literatur dieser Art nach sich ziehen würde: Wahre Geschichten, die völlig unglaublich, manchmal tragisch sind und dazu noch brüllkomisch. Augusten Burroughs ist so ein Fall, als Junge wird er von der psychisch kranken Mutter (ständig am Rande des Nervenzusammenbruchs: Annette Bening) zu ihrem noch verrückteren Psychiater (Brian Cox) abgeschoben, lebt jahrelang bei ihm und seiner skurrilen Familie (u.a. Gwyneth Paltrow, die sich in der Adams Family wähnt) und wird von einem Päderasten (Joseph Fiennes) missbraucht. Krass, oder? Dass daraus kein rührseliges Melodram wird oder gar eine griechische Tragödie liegt allein an Burroughs Talent, jedem noch so schmerzhaften Sachverhalt mit bissigem Humor die Schärfe zu nehmen. Dennoch ist sein Buch trotzdem nur bedingt gelungen, und der Film ist es – leider, leider, leider – noch weniger.

Natürlich wird vieles ausgespart, besonders alles, was die Charaktere zu sehr als abgedrehte Psychoten aussehen lassen würde, aber auch fast alles, was mit Sex oder Exkrementen zu tun hat. Die Darsteller sind wirklich gut (neben Bening vor allem Brian Cox als Dr. Finch und Jane Clayburgh, die seiner Frau Agnes das Gesicht einer verschmitzten Märtyrerin verleiht), aber das Ganze bleibt leider nur die Aneinanderreihung merkwürdiger Episoden aus dem Leben eines indifferenten Jungen, der so blass bleibt, dass er neben all den exzentrischen Figuren zu verschwinden droht. Es entwickelt sich keine richtige Geschichte, vor allem keine, der man gerne folgen würde. Am Ende bleibt nur ein vages Gefühl von Enttäuschung zurück und die Vorfreude auf ein neues Buch von David Sedaris ...

 

4-

Im Land der Frauen

Drehbuchautor Carter (Adam Brody) wurde gerade von seiner Freundin abserviert und fährt zu seiner kranken Großmutter (Olympia Dukakis). Dort lernt er gleich zwei neue Frauen kennen: Nachbarin Sarah (Meg Ryan), die mit einer schweren Erkrankung zu kämpfen hat, und ihre Tochter Lucy (Kristen Stewart). Auf seine einfühlsame Art kommt er beiden näher und verändert damit ihr Leben …

Garden State war ein ähnlich konzipierter, kleiner Film, der die Herzen der Zuschauer berührte, und so lag die Hoffnung nahe, dass sich auch Im Land der Frauen als hübsche Independentperle entpuppen würde. Doch – um es gleich vorwegzunehmen – die Hoffnung trog. Leider, denn die Schauspieler agieren gut, Meg Ryan sieht man ohnehin viel zu selten, und die Geschichte hat durchaus Potential. Regisseur und Autor Jonathan Kasdan schafft es aber leider nicht, die Konflikte auf den Punkt zu bringen und die Zuschauer am Seelenleben seiner Figuren teilhaben zu lassen. Alles bleibt eher an der Oberfläche, und dass es trotz viel versprechender Ansätze kaum zu humorvollen Szenen kommt, ist nahezu unverzeihlich. Belanglos und gerade noch so interessant, dass man am Ball bleibt, plätschert der Film seinem vorhersehbaren Ende entgegen.

 

5+

Mr. Brooks - Der Mörder in Dir

Earl Brooks (Kevin Costner) ist der Geschäftsmann des Jahres, ein hoch geachteter Fabrikant und liebevoller Familienvater, der ein düsteres Geheimnis hat: Er ist ein Serienmörder, der Paare tötet. Seit Jahren kämpft er gegen seinen inneren Dämon (William Hurt) an, erliegt ihm jedoch noch einmal – und wird beim Töten prompt fotografiert. Anstatt Geld verlangt der Erpresser jedoch von Mr. Brooks, ihm beim Morden zusehen zu dürfen. Doch auch zu Hause droht ihm Ungemach, denn seine Tochter (Danielle Panabaker) scheint seine Veranlagung geerbt zu haben und ist nach einem Axtmord ins Visier der Polizei geraten. Die ist – in Gestalt von Detective Atwood (Demi Moore) – auch hinter ihrem Vater her. Doch Atwood hat neben der Jagd auf diesen Seriemörder auch noch andere Probleme: Ein geflohener Häftling, den sie einst hinter Gitter brachte, trachtet ihr nach dem Leben und ihr gieriger Beinahe-Exmann nach dem Geld …

Manchmal weiß man bereits nach wenigen Augenblicken, ob ein Film funktioniert oder nicht. Als William Hurt seinen ersten Auftritt als dämonisches Alter Ego Costners hatte, war mir klar, dass der Film, der gerade mal fünf Minuten lief, den Bach runtergehen würde. Natürlich sollte man so schnell nicht aufgeben, und die wendungsreiche Geschichte verfügt ja auch über genügend Stoff für einen veritablen Thriller, aber als ich eine Stunde später vor Langeweile beinahe eingeschlafen wäre, war mir endgültig klar, dass mit dem Film etwas ganz grundlegend nicht stimmt.

Die Inszenierung ist sehr behäbig und verfällt nur zwei Mal – wenn es spannend werden soll – in übertriebene Hektik mit schnellen Schnitten und einer verwackelten Kamera. Der Rest ist so spannend, als würde man Farbe beim Trocknen beobachten. Die Darsteller sind gut, aber das Drehbuch verleiht den Figuren keinerlei Konturen, man erfährt praktisch nichts über sie und ihre Motive. Auch die einzelnen Handlungsstränge fügen sich nicht zu einem harmonischen Ganzen zusammen, alles bleibt Stückwerk, wird nur angerissen, aber nicht konsequent zu Ende erzählt, und ist letzten Endes stümperhaft.

 

*

 

Corner vom Juli 2009

PI-JAYs CORNER

Talkback

 

Zurück nach oben

 

© INSIDEKINO.COM