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Update: 23.07.11

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3 Oscars für Dreamgirls

2 Oscars für Departed - Unter Feinden

2 Oscars für Little Miss Sunshine

2 Oscars für Pans Labyrinth

1 Oscar für Der letzte König von Schottland

1 Oscar für Die Queen

1 Oscar für Children of Men

1 Oscar für Der Teufel trägt Prada

1 Oscar für Happy Feet

1 Oscar für Letters from Iwo Jima

1 Oscar für Blood Diamond

1 Oscar für Fluch der Karibik II

 

 

 

Oscars 2006

 

Wenn man das Foyer des Kodak-Theater-Komplexes in Hollywood betritt, kann man auf den Säulen Titel und Jahreszahl jener Filme ablesen, die seinerzeit den Oscar als Bester Film erhalten haben. Es ist wie ein Gang durch ein Lexikon der Filmgeschichte und regt gleichzeitig zum Nachdenken an. Von manchen, vor allem älteren Filmen hat man noch nie etwas gehört, z.B. von Marty, dem Gewinner von 1955 (zugegeben, die Titel der vier Konkurrenten sagen mir genauso wenig, aber in jenem Jahr waren ganz andere Kaliber nicht einmal nominiert worden, die mittlerweile zu den Klassikern ihrer Zeit zählen: Denn sie wissen nicht was sie tun, Jenseits von Eden, Die Nacht des Jägers, Auf den Dächern von Nizza oder Das verflixte siebte Jahr).

1961 wurde West Side Story zum besten Film des Jahres gewählt, Frühstück bei Tiffany, Misfits – Nicht gesellschaftsfähig oder Eins, Zwei, Drei dagegen nicht nominiert, aber in den Sechzigern hat man ja ganz gerne Musicals ausgezeichnet. Manchmal kehren Trends auch wieder, und nach Moulin Rouge und Chicago erlebte das Musical ein Comeback auf der großen Leinwand, doch überraschenderweise wurde Dreamgirls in diesem Jahr nicht als Bester Film nominiert, obwohl er mit acht Chancen auf den Goldjungen in der Gunst ganz weit vorn liegt.

 

Um ganz ehrlich zu sein: Mich lässt der ganze Rummel um den Oscar völlig kalt, und es kommt mir von Jahr zu Jahr mehr vor wie eine gigantische Werbeshow. Die Studios, die das meiste Geld in die Werbung stecken können, haben meist die Nase vorn, während Filme, die es wirklich verdient haben, nominiert zu werden, oft genug übersehen werden – es sei denn, sie sind so außergewöhnlich gut, dass man sie nicht übersehen kann, aber das passiert leider selten. Am Ende geht es nur darum, noch ein bisschen mehr Profit zu machen, mit dem ausgezeichneten Film, vor allem aber mit dem Star. Selbst eine Nominierung gilt heutzutage schon als Ritterschlag und lässt die Gagen anwachsen. Dabei ist ein Oscargewinn nicht unbedingt ein Volltreffer, denn nur zu schnell kann es danach bergab gehen. Man muss sich nur die Karrieren von F. Murry Abraham (Amadeus) oder Cuba Gooding jr. (Jerry Maguire) anschauen, die nach ihrem Oscargewinn in den Niederungen der B- und C-Movies verschwunden sind.

 

Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten – oder nur allzu trefflich – daher liegt es ganz allein im Ermessen eines jeden Zuschauers, seinen persönlichen besten Film zu bestimmen. Bei einer Preisvergabe sucht jede Jury, egal ob sie sich nun aus einer Handvoll Leuten zusammensetzt oder aus einer mehrtausendköpfigen Gruppe, stets nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner. Kein Wunder, dass in den Sechzigern die so beliebten Musicals gewonnen haben …

Hinzu kommt, dass viele Academy-Mitglieder recht betagt sind und mit innovativen oder kontroversen Filmen nicht allzu viel am Hut haben. Dass A Beautiful Mind 2001 oder Chicago im Jahr danach zum jeweils besten Film gekürt wurden, kam also nicht sehr überraschend, enttäuschend war es dennoch.

Darüber hinaus hat die Preisvergabe auch viel mit Psychologie oder Politik zu tun. Manche Stars sind eben beliebter als andere, was sie einerseits zum Gegenstand des Neids ihrer Kollegen machen kann, andererseits verleiht man einem netten Kerl wie Tom Hanks doch lieber die goldene Statuette als einem schwierigen Zeitgenossen wie Sean Penn. Oder nehmen wir noch einmal das Jahr 2001: Jennifer Connelly gewinnt gegen Schauspieltitanen wie Helen Mirren und Maggie Smith (Gosford Park) und der ebenfalls deutlich besser agierenden Kate Winslet (Iris). Das sieht fast so aus, als wollte man keine der gestandenen Elevinnen brüskieren, indem man eine von ihnen bevorzugt, sondern zeichnet stattdessen einfach die Newcomerin aus (und lässt den Rest die Damen hinter den Kulissen austragen). Gerne werden Künstler auch im Nachhinein ausgezeichnet, um Versäumnisse früherer Jahre wettzumachen, nach dem Motto: Renée Zellweger hätte eigentlich schon als Bridget Jones oder für ihre Rolle in Chicago den Oscar bekommen müssen, daher war sie 2003 einfach „dran“.

Gerecht ist das alles nicht, aber wir reden ja auch von Hollywood, das bekanntlich seine eigenen Regeln (und Moral) hat. Oder was ist mit jenen Künstlern, die regelmäßig Spitzenleistungen abliefern, aber nicht einmal nominiert werden oder zwar etliche Nominierungen, aber nie einen Preis erhalten? Peter O’Toole hat zwar schon einen Ehrenoscar (so eine Art Abschiedsgeschenk in den Ruhestand) und wartet immer noch darauf, den begehrten Preis auf herkömmliche Art und Weise zu gewinnen. Diesmal hat er wieder eine Chance. Genauso wie Meryl Streep, die eigentlich schon einen Oscar verdient hätte, wenn sie nur morgens aufsteht.

 

Kommen wir also zur diesjährigen Prognose. Im vergangenen Jahr war es extrem schwierig; man wusste nicht so recht, wem man nun welchen Preis geben soll, weil alle Filme qualitativ mehr oder weniger gleichwertig waren. Nachdem ich inzwischen alle damals nominierten Filme gesehen habe, kann ich nur sagen, dass L.A. Crash den Preis als Bester Film ebenso verdient hat wie alle anderen – es war eben nur ein durchschnittlicher Jahrgang. Mutiger wäre es gewesen, Brokeback Mountain auszuzeichnen, aber dazu ist die Mehrzahl der Mitglieder wohl zu konservativ.

In diesem Jahr ist es sogar noch schwieriger. Leider wurde der (subjektiv) beste Film des Jahres in dieser Kategorie nicht einmal nominiert (Children of Men), dafür aber wenigstens das Drehbuch. Eine Schande ist es, dass Alan Rickman und Sigourney Weaver für ihre wirklich herausragenden Leistungen in Snow Cake nicht nominiert wurden oder Jack Nicholson als Gangster in Departed – Unter Feinden oder Michael Caine für seinen Auftritt in Children of Men oder ...

Aber abgesehen von solchen Fehlentscheidungen scheint es, als wollten die Academy-Mitglieder es irgendwie allen recht machen, so dass ich glaube, die Preise werden in diesem Jahr recht gleichmäßig auf viele Filme verteilt.

Der zuvor gehypte Favorit Dreamgirls erhält zwar die meisten Nominierungen, aber nur eine für eine der Hauptkategorien und gleich drei für den besten Song (heißt das, sie konnten sich einfach nicht entscheiden, oder sind alle Lieder aus Dreamgirls besser als die Songs anderer Filme?). Natürlich sind die üblichen politisch korrekten Filme (mit Aussage!) dabei sowie die neuesten Streifen der Altmeister, dann eine schräge Außenseiterstory und der jährliche Tribut an den Blockbuster-Popcornfilm.

Überraschend ist, dass es zwei (oder anderthalb, je nachdem wie man Babel bewertet) fremdsprachige Filme in die wichtigsten Kategorien geschafft haben. Wird in diesem Jahr im Besten Film womöglich Japanisch oder Spanisch gesprochen? Immerhin ist es erfreulich, dass Afro-Amerikaner und Latinos ganz selbstverständlich nominiert werden, ohne dass man sich darüber wundert oder spekuliert, ob sie überhaupt eine Chance haben oder nur eine Alibi-Funktion. Willkommen in der Realität, Hollywood ...

 

Doch nun zu den Kategorien im Einzelnen:

Bester Film: Das sieht mir ganz nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Babel, Departed – Unter Feinden und Letters from Iwo Jima aus. Gönnen würde ich es dem charmanten Little Miss Sunshine, aber ich glaube nicht wirklich daran. Ebenso wenig wie an einem Sieg von Die Queen – der einfach viel zu britisch ist. Eastwood ist immer für einen Oscar gut (sprich ein erklärter Liebling der Academy), hat aber erst vor zwei Jahren zwei Preise bekommen, das muss erstmal eine Weile reichen. Ich tippe auf Babel, der für mich zwar der schlechteste unter den nominierten Filmen ist, aber mit dem man nichts falsch machen kann – er ist international, hat eine bunt gemischte Darstellerriege (Latinos, Afrikaner und Japaner) mit Starbeteiligung und sogar eine Aussage. Genau der richtige Kompromissfilm.

 

Beste Regie: Die Queen und Flug 93 waren beide solide inszeniert, aber nichts Besonderes, zwar hätte Stephan Frears schon früher einen Oscar verdient, aber da haben andere ältere Rechte. Flug 93 wurde zumindest heftig beworben, also könnte Paul Greengrass dennoch ins Ziel gehen. Die Nominierung Inárritus hat mich dagegen gewundert, da die Regie von Babel nun wirklich keine Meisterleistung war – vor allem wenn man sich ansieht, was sein Landsmann Cuarón abgeliefert hat. Er kommt zwar in die engere Wahl, ist aber noch jung genug, um ein anderes Mal zu gewinnen. Eastwood ist ein heißer Kandidat, hat aber, wie gesagt, 2004 erst diesen Preis bekommen. Nein, Martin Scorsese ist einfach dran; Departed – Unter Feinden ist zwar lange nicht sein bester Film, aber er hat den Goldjungen einfach verdient!

 

Bester Hauptdarsteller: Das ist eine harte Nuss, und zum Glück (?) wurde Johnny Depp für seinen Part als Jack Sparrow nicht noch einmal nominiert, sonst wäre die Entscheidung noch schwieriger. Ohne Ryan Gosling Böses zu wollen (ich kenne auch nicht den Film), aber ich glaube, dass er keine Chance hat. Will Smith ging schon einmal leer aus, und ich glaube, auch diesmal braucht er keine Dankesrede zu halten, denn Leonardo DiCaprio wurde noch häufiger in seiner Karriere nicht einmal nominiert und hat den Oscar eher verdient. Das ist aber noch nichts im Vergleich zu Peter O’Toole, der die meisten (nämlich acht) Nominierungen aufweisen kann und am längsten wartet, also sollte man ihm die Trophäe geben, damit sich der arme Mann endlich zur Ruhe setzen kann, bevor er noch wie Johannes Heesters endet. Forest Whitaker gilt aber als Favorit, und selbst im Trailer ist er so verdammt gut, dass er eigentlich gewinnen muss. Was in Hollywood aber gar nichts heißt. Ich setze dennoch auf ihn.

 

Beste Hauptdarstellerin: Das ist wie bei einem Büffet mit lauter leckeren Speisen, man weiß einfach nicht, was man nehmen soll. Penélope Cruz war bestimmt wundervoll (leider habe ich Volver – Zurückkehren noch nicht gesehen), aber eine Charakterrolle macht noch keine Charakterdarstellerin. Judi Dench ist immer toll, hat aber schon einen Oscar, daher sehe ich sie leider nicht unter den Favoritinnen. Kate Winslet hat nach vier vergeblichen Anläufen nun wirklich endlich, endlich einen Preis verdient, aber ich fürchte, diesmal ist sie im falschen Film aufgetreten. Ihre Performance war zwar so gut, dass sie eine Nominierung erhielt, aber die Aussage scheint zu sein: Damit muss es gut sein. Meryl Streep hätte den Oscar mehr als verdient (genauso wie bereits für ihre Rollen in Music of the Heart, Die Brücken am Fluss, Jenseits von Afrika und und und). Aber da sie bereits zwei Oscars hat und zur Zeit ungemein fleißig ist, geht der Preis in diesem Jahr an Die Queen Helen Mirren, die bereits zwei Mal leer ausging und so großartig gespielt hat, dass man sie nicht ignorieren kann.

 

Bester Nebendarsteller: Dass Eddie Murphy nominiert wurde, kam völlig überraschend – nach allem, was man hört, auch für ihn – und ist für mich unverständlich, denn so gut war er nun wirklich nicht. Ob Jackie Earle Haley gut war, weiß ich nicht, da ich Little Children nicht kenne, aber große Chancen räume ich ihm auch nicht ein. Mark Wahlberg hat ebenfalls nur eine Außenseiterchance, aber wer weiß – immerhin war sein mit zahllosen Schimpfworten garnierter Auftritt in Departed – Unter Feinden unvergesslich. Ebenso beeindruckend war Djimon Hounsou in Blood Diamond, aber gewinnen wird wohl eher – und sehr knapp – Alan Arkin, der immerhin vierzig Jahre (!) auf eine erneute Nominierung warten musste.

 

Beste Nebendarstellerin: Rinko Kikuchi ist die junge Außenseiterin, die gerne nominiert wird, um Weltoffenheit zu demonstrieren (siehe Whale Rider vor einigen Jahren), die aber wenig Chancen hat (obwohl sie die meiste Zeit nackt war …). Abigail Breslin ist zu jung, als dass sie einen Oscar bekommen sollte – nicht auszudenken, unter welchem Erwartungsdruck sie in Zukunft stünde, wenn sie bei der Schauspielerei bleibt. (Und Dakota Fanning, die ungefähr im selben Alter ist und schon öfter wesentlich bessere Leistungen abgeliefert hat, ist bislang nicht einmal nominiert worden.) Cate Blanchett ist in jeder Rolle gut und bereits ausgezeichnet worden, sie wird in einem späteren Jahr wieder gewinnen. Die Wahl fällt also entweder auf Adriana Barraza oder Jennifer Hudson. Da dies die einzige Nominierung in einer Hauptkategorie für Dreamgirls ist und ihre Performance (sowohl als Schauspielerin als auch als Sängerin) großartig war, tippe ich auf Miss Hudson. Immerhin: Bei der US-Version der Suche nach dem Superstar rausgeflogen und nun ein aufgehender Star – sowas liebt Hollywood …

 

Bestes Original-Drehbuch: Ohne die Drehbücher zu kennen, ist das eine schwer zu treffende Entscheidung, weil man sich nie sicher sein kann, welche beeindruckenden Szenen schon genauso im Buch ausgearbeitet waren und welche durch Improvisation am Set entstanden sind. Aber den meisten Academy-Mitgliedern wird es ähnlich gehen, also sollte ich mich nicht beschweren.

Die Queen ist zu geradlinig konstruiert, das Thema, wie gesagt, zu britisch, um zu gewinnen. Pans Labyrinth besticht vor allem durch seine Bildsprache, während die Geschichte mit zu vielen bekannten Versatzstücken spielt. Letters from Iwo Jima könnte Chancen haben, scheitert aber vielleicht an seinem düsteren Plot. Babel hat eine komplexe Struktur und viele dramatische Szenen, aber Little Miss Sunshine hat die stärkeren, einprägsameren Charaktere – und den Preis der Gewerkschaft …

 

Bestes adaptiertes Drehbuch: Hier einen Favoriten zu finden, ist fast noch schwerer, da ich auch die Vorlagen nicht kenne. Aber auch nur fast: Mein Favorit ist Children of Men, der wenigstens diesen Oscar gewinnen sollte. Doch leider wird wohl auch dies eines jener Meisterwerke der Filmgeschichte, die bei den Oscars schmählich ignoriert wurden. An Borat glaube ich nicht, aber manchmal gewinnt ja auch ein Außenseiter. Noch weniger Chancen gebe ich Little Children, der zwar gut sein soll, aber mangels Kasse zu wenig beworben wurde. Meiner Meinung nach wird es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Tagebuch eines Skandals und Departed – Unter Feinden, wobei letzterer wohl die Nase vorn hat.

 

Bester fremdsprachiger Film: Das Leben der Anderen gewinnt, ganz klar. Oder nicht? Immerhin hat mir Pans Labyrinth besser gefallen. Water hätte ich gern gesehen, Nach der Hochzeit soll auch verdammt gut sein. Schwierig, schwierig … Auch auf die Gefahr hin, als unpatriotisch zu gelten, ich tippe auf Pans Labyrinth, weil es sehr viele spanischsprachige Academy-Mitglieder gibt und Volver nicht nominiert wurde – hoffe aber natürlich auf einen deutschen Sieg …

 

Bester animierter Film: Monster House war ganz ordentlich, aber nicht so gut wie die beiden anderen, wobei ich von Cars nur Ausschnitte kenne. Da Pixar schon die eine oder andere Trophäe hat, setze ich auf Happy Feet und den Charme der Pinguine.

 

Beste Kamera: Wenn Children of Men hier nicht gewinnt, dann weiß ich auch nicht, denn die Kamera von Emmanuel Lubezki ist so beeindruckend, dass man mehrmals mit offenem Mund auf die Leinwand starrt und sich fragt: Wie zum Teufel hat er das nur gemacht? Schärfster Konkurrent ist Wally Pfister, der in Prestige mit Licht geradezu gezaubert hat. Pans Labyrinth geht in dieser Kategorie eher leer aus, Black Dahlia und Der Illusionist kenne ich nicht.

 

Kommen wir zu den richtig schweren Sachen. Die folgenden Prognosen sind mehr oder weniger auf pures Raten zurückzuführen …

Wenn ich von etwas keine Ahnung habe, dann von Ausstattung und Kostümen. Bei der ersten Kategorie tippe ich auf Dreamgirls, wobei auch Prestige in die engere Wahl käme. Da ich Dreamgirls nun schon für die Ausstattung ausgezeichnet habe, sollte bei den Kostümen Der Teufel trägt Prada die Nase vorn haben, auch wenn das irgendwie nach Schleichwerbung für den gleichnamigen Modekonzern klingt. Wildcard ist Marie Antoinette - immerhin ein Kostümfilm …

 

Kommen wir zu den „technischen“ Oscars für Schnitt und Ton. Wenn ich von etwas noch weniger Ahnung habe als von Ausstattung und Kostüme, dann …

Es wäre zwar schade, wenn Flug 93 nicht wenigstens einen Preis bekäme, schließlich hat das Studio eine Menge Geld in die Kampagne gesteckt. Andererseits ist Babel beliebter und aufgrund seiner verschachtelten Erzählstruktur auch clever montiert, weshalb er den Oscar vermutlich auch bekommen wird.

Beim Ton bin ich ebenfalls ratlos. Zu gönnen wäre es sicher Kevin O’Connell, der bereits zum 19. (!) Mal nominiert ist, aber soll Apocalypto wirklich ausgezeichnet werden – und wollen wir, dass der gute Mr. O’Connell vor Schreck einen Herzinfarkt bekommt, wenn er plötzlich doch mal gewinnt?

Nach dem Gießkannenprinzip sollte Blood Diamond den Oscar für den Besten Ton und Letters from Iwo Jima den für den Besten Tonschnitt erhalten, damit diese beiden Filme nicht gänzlich leer ausgehen.

Den Preis für die Besten Visuellen Effekte spreche ich Fluch der Karibik 2 zu. Warum auch nicht?

 

Zuletzt noch zur Musik. Vermutlich wird Babel den Oscar für die Beste Original Musik einheimsen, obwohl ich ihn eher Philip Glass gönnen würde. Dass der Oscar für den Besten Song an Dreamgirls geht, ist bei drei Nominierungen wahrscheinlich. Nur welcher Song gewinnt? Ich tippe mal auf Listen und liege damit zu 33,3 Prozent richtig.

 

 

Nach meiner Prognose erhielten Dreamgirls und Babel jeweils drei Oscars, wobei letzterer auch zum Besten Film gewählt werden würde. Immerhin noch zwei Goldjungen gingen dann je an Departed – Unter Feinden, Little Miss Sunshine und Pans Labyrinth. Der Rest wird gleichmäßig an acht Filme verteilt, damit niemand traurig ist.

Ist es denn unbedingt erstrebenswert, einen Oscar zu gewinnen? Laut einer Umfrage im US-Fernsehen wissen bereits wenige Wochen nach der Verleihung die meisten Zuschauer nicht mehr, wer in den Hauptkategorien gewonnen hat (bei anderen Auszeichnungen wie für die Beste Kamera wahrscheinlich schon während des Abspanns der Show nicht mehr). Wer also eine der begehrten Statuetten mit nach Hause nehmen kann, bekommt sicherlich in Zukunft mehr Geld für seine Arbeit, vielleicht auch mehr und bessere Jobs, ist aber nur einer von vielen Preisträgern, deren Namen man ganz schnell wieder vergessen hat. Aber über „Pechvögel“ wie Peter O’Toole oder Kevin O’Connell, die über eine Rekordanzahl von Nominierungen verfügen, ohne je ausgezeichnet worden zu sein, wird man jedes Jahr aufs Neue sprechen …

 

Uff, das wäre wieder mal geschafft. So eine Preisverleihung, selbst wenn sie nur auf dem Papier stattfindet, schlaucht ganz schön. Im Gegensatz zu früheren Jahren habe ich mich diesmal weniger nach meinen persönlichen Vorlieben gerichtet, sondern nach anderen Kriterien: Image und Werbebudget der Filme, Buzz und politisch-psychologischem Kalkül (damit meine ich jene Überlegungen, nach denen ein Darsteller den Goldlümmel schon längst hätte erhalten sollen, bisher aber immer übergangen wurde). Am 25. Februar wissen wir mehr, und bestimmt kommt alles ganz anderes als ich es mir gedacht habe …

 

Auf alle Fälle – es bleibt spannend. In diesem Sinne bis bald,

Pi-Jay

 

 

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