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Corner vom Juli 2011

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August 2011

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14. August 2011

 

2-

Planet der Affen - Prevolution

Der junge, ehrgeizige Wissenschaftler Will Rodman (James Franco) sucht nach einem Heilmittel gegen Alzheimer, um damit seinem siechen Vater Charles (John Lithgow) zu helfen. Die Versuche mit einem Schimpansen zeigen gute Resultate und führen zudem zu einem interessanten Nebeneffekt: Die Intelligenz des Probanden steigert sich. Doch dann geht etwas schief, und die Tiere müssen eingeschläfert werden. Will bringt es aber nicht über sich, ein gerade geborenes Jungtier zu töten und nimmt es bei sich auf. Caesar lebt mehr wie ein Kind bei Will und seinem Vater und ist intelligenter als jedes andere Tier – und auch als so mancher Mensch…

Als Caesar Charles gegen einen gemeinen Nachbarn verteidigt, wird er in ein Tierheim gebracht und lernt zum ersten Mal, wie schlecht der Mensch seine Mitgeschöpfe behandelt. In Caesar wächst die Wut gegen diese Ungerechtigkeit und Grausamkeit der Menschen, und er beschließt, sich und seine Leidensgenossen zu befreien.

Der erste Teil dieses Reboots der bekannten Filmserie aus den Sechziger Jahren lief vor zehn Jahren (unvergessen für mich das Datum, an dem ich ihn sah, denn es war der 11.9.2001) und war tricktechnisch ordentlich, inhaltlich jedoch sehr schwach. Die Idee, es noch einmal mit diesem Stoff zu versuchen, schien also nicht besonders glorreich, doch schon der Trailer bewies, dass die Geschichte noch immer genügend Zündkraft besitzt, um die Phantasie zu beflügeln. Der fertige Film ist in jeder Hinsicht gelungen: Er besitzt eine gute technische Qualität; man sieht den Affen zwar an, dass sie computergeneriert sind, aber sie wirken unheimlich lebensecht. Er ist spannend, besonders im letzten Drittel, auch wenn das Ganze eher wie die Ouvertüre zu einer oder mehreren Fortsetzungen wirkt. Und er regt zum Nachdenken an über unser Verhältnis zu den Tieren, die mit uns diesen Planeten bevölkern, zum Nachdenken auch, was ein Tier zum Tier und uns so menschlich macht. Dieser Aspekt kommt vielleicht ein wenig zu kurz, aber der Film ist wesentlich sozialkritischer als der übliche Hollywood-Sommer-Blockbuster. Alles in allem ein intelligentes, kurzweiliges Vergnügen.

6

Transformers 3

Anfang der 1960er Jahre stürzt ein Raumschiff auf der dunklen Seite des Mondes ab, was den Wettlauf der Amerikaner und Russen ins All auslöst. An Bord des Schiffes befindet sich eine Maschine, die den endlosen Krieg zwischen Autobots und Decepticons entscheiden kann und um die ein heißer Kampf zwischen den Robotern entbrennt…

Nach einem ganz launigen Anfang, der viel zu schnell und arg sprunghaft eine amüsante Lesart der Raumfahrtgeschichte bietet, geht es mit dem Film rasend schnell bergab. Die Hauptfigur Sam (ShiaLaBeouf) hat sich von einem sympathischen Loser in einen arroganten Loser verwandelt, der durch jede Szene des Films stolpert als hätte er sein Stichwort vergessen und sei zu früh aufgetreten. Die sexy Megan Fox wurde von einem sprechenden Kleiderständer (Rosie Huntington-Whiteley scheint aus demselben Cyborg-Labor zu stammen wie Jennifer Connelly) ersetzt, dessen beeindruckendste schauspielerische Leistungen darin bestehen, einen perfekten Schmollmund zu ziehen und auf absurd hohen Absätzen unheimlich schnell zu rennen. Aus dem zweiten, bislang ungesehenen Teil stammen vermutlich die Mini-Roboter, die in der Wohnung des Helden hausen und wie eine Kreuzung aus Gremlin und Alf wirken. Ihre Aufgabe, für ein wenig Humor zu sorgen, verfehlen sie konsequent, aber das fällt kaum unangenehm auf, da auch sonst jeder Versuch, die Story mit ein wenig Witz zu würzen, in die Hose geht. Die Geschichte ist dünner als amerikanisches Toilettenpapier und scheint nicht nur für, sondern auch von heftigst pubertierenden Zwölfjährigen geschrieben worden zu sein (Autor Ehren Kruger rangiert übrigens in einer Internet-Liste der fünf schlechtesten Autoren an erster Stelle – sogar noch vor Uwe Boll…). Es gibt keine einzige liebenswerte oder authentische Figur in dem gesamten Film. Die meisten sind reine Staffage (die Hübschen) oder steoreotype Textaufsager (alle in Uniform), und dazwischen agieren ein paar hilflose Stars, darunter immerhin Frances McDormand, John Malkovich oder Patrick Dempsey, die hoffentlich eine Menge Kohle für ihr lustloses Spiel bekommen haben, bei deren Anblick aber das Herz des Cineasten bricht.

Sehr schnell wird einem klar, dass man hier den vermutlich schlechtesten Film des Sommers zu sehen bekommt, der nicht einmal schlecht genug ist, dass man sich darüber amüsieren könnte. Sinnlose Action (die bescheuertste Idee sind die Gleitfluganzüge, die die Kämpfer wie gigantische Flughörnchen wirken lassen), abrupte Brüche in der Handlung, schlechte Schnitte, eine viel zu schmalzige Musik und Dialoge, die einem Fünfjährigen beim Spiel mit seinen Actionfiguren abgelauscht sein könnten, sind nur die offensichtlichsten Mängel. Michael Bay weiß zwar, wo man die Kamera hinstellt, um tolle Bilder zu bekommen, erschafft dabei aber keine einzige Szene, die visuell beeindruckend genug wäre, um sie nicht zu vergessen.

Der Film ist nur erträglich, wenn man dabei ein Trinkspiel spielt und jedes Mal, wenn das Sternenbanner zu sehen ist, einen Schnaps kippt. Dann ist man nach spätestens fünf Minuten sturzbetrunken und findet alles super…

2-

Bolt - Ein Hund für alle Fälle

Bolt ist der Star einer erfolgreichen Fernsehserie, ein Hund, der seine junge Besitzerin stets aus den gefährlichsten Situationen rettet – dank der Superkräfte, die ihr erfindungsreicher Vater ihm verliehen hat. Da Bolt das Ganze für echt hält, unternimmt die Produktionsgesellschaft alles, ihn in dem Glauben zu belassen. Eines Tages gelangt Bolt jedoch aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände in die wirkliche Welt…

Die Prämisse ist zwar reichlich unglaubwürdig, aber schon der Anfang, der eine Szene aus der fiktiven Serie mit einer endlos langen Verfolgungsjagd beinhaltet, ist so rasant und witzig gemacht, dass man von der ersten Sekunde an voll auf seine Kosten kommt. Obwohl sehr vorhersehbar, langweilt man sich nicht ein bisschen, schließt die schrägen Nebenfiguren - eine sarkastische Katze und einen euphorischen Hamster - fest ins Herz und lacht sich über den einen oder anderen witzigen Einfall schlapp. Ein rundherum gelungener Kinderfilm, der auch den Erwachsenen großen Spaß macht.

3

Für immer Shrek

Shrek ist genervt: Drei schreiende Kinder, ein nerviger Freund, der ständig zu Besuch ist, und lärmende Touristen vor dem Haus, er hat es wirklich nicht leicht. Wie gerne wäre er noch einmal der gefährliche Oger, der allein in seinem Sumpf haust und die Menschen zu Tode erschreckt! Unerwartet erhält er das Angebot von Rumpelstilzchen, mittels eines magischen Vertrags für 24 Stunden in sein altes Leben zurückzukehren - für den Preis eines beliebigen Tages aus seinem Leben. Ein schlechtes Angebot, denn der böse Gnom wählt ausgerechnet Shreks Geburtstag aus, und so landet der Oger in einer Welt, in der er niemals existiert hat…

Die Grundidee des Films stammt aus dem Weihnachtsklassiker Ist das Leben nicht schön? aus den 1940er Jahren und beschäftigt sich mit der Frage, wie groß der Einfluss des einzelnen auf das Schicksal seiner Mitmenschen ist. Die Ideen der Autoren, wie das Leben von Fiona, Esel und den anderen ohne Shrek verlaufen wäre, sind nicht schlecht, wenn auch nicht wahnsinnig originell. Man merkt, dass es bereits der vierte Teil einer Reihe ist, der schon lange die Puste ausgegangen ist, aber hier und da blitzt noch etwas von dem alten Charme auf, der Rest ist durchschnittliches, gefälliges Hollywood-Entertainment.

5

The Host

Ein Seemonster erscheint eines Tages im Han-Fluss Seouls und kidnappt Gang-Dus kleine Tochter. Gemeinsam mit seinem Vater, seinem Bruder und seiner Schwester begibt sich Gang-Du auf eine gefährliche Rettungsmission…

Ich bin kein großer Freund asiatischer Filme, da die traditionelle Erzählweise uns angelsächsisch geschulten Filmfans oft unlogisch und sprunghaft erscheint, aber die Geschichte klang viel versprechend, die Effekte sahen gut aus und der imdb-Wert stimmte auch – warum dem Film nicht eine Chance geben? Der Anfang ist auch noch gut gelungen, das Monster sieht zum Fürchten aus, und über den einen oder anderen chargierenden Schauspieler kann man großzügig hinwegsehen. Aber nach der flotten Exposition geht dem Film rasch die Luft aus, eine mehr als krude Verschwörungstheorie schiebt sich in den Mittelpunkt der Handlung und lähmt die an sich schöne Story von einer Rettungsmission. Es folgen einige wirklich merkwürdige Einfälle und Wendungen, die an den Verstand der Autoren zweifeln lassen, und die Darsteller geben dem Wort Overacting eine völlig neue Bedeutung. Und dann die Filmmusik, die im besten Falle völlig unpassend, oft jedoch störend ist. Am schlimmsten ist jedoch das dämliche Ende, das in einem nur Bedauern aufkommen lässt, dass man so lange durchgehalten hat. Immerhin der Look ist sehr schön…

 

21. August 2011

 

3+

Midnight in Paris

Gil (Owen Wilson) macht zusammen mit seiner Verlobten Inez (Rachel McAdams) und seinen Schwiegereltern Urlaub in Paris. Während Inez verdächtig viel Zeit mit ihrem alten Freund Paul (Michael Sheen) verbringt, schlendert Gil verträumt durch die Stadt der Liebe und hadert mit der Arbeit an seinem ersten, großen Roman. Schlag Mitternacht hält ein Oldtimer neben ihm, und ein vergnügtes Paar, das im Stil der Zwanziger Jahre gekleidet ist, lädt ihn zu einer Party ein. Die beiden entpuppen sich als Scott und Zelda Fitzgerald, und in dieser magischen Nacht trifft Gil noch eine ganze Menge weiterer historischer Persönlichkeiten. Nach diesem Erlebnis bekommt er nicht genug von seinen kleinen Zeitreisen, zumal er in der Vergangenheit die bezaubernde Adriana (Marion Cottilard) kennen gelernt hat…

So langsam, aber sicher filmt Woody Allen sich durch sämtliche europäische Metropolen, wobei er in diesem Jahr erneut in Paris gelandet ist. Und wer will es ihm verübeln? Paris ist eine wunderschöne Stadt, wie geschaffen für die Liebe und die Magie der großen Leinwand. In anderthalb Stunden entführt uns Allan in eine zauberhafte Welt voller Nostalgie, und wir betrachten das Wunder mit den Augen des etwas naiven Gil, einem jüngeren alter ego des Regisseurs, ebenso wie der Meister selbst auf der Suche nach Sinn in seinem Leben. Die Geschichte des Films ist mehr als dürftig, was den Film aber so vergnüglich macht wie ein gemütlicher Abend in einem Straßencafé, ist sein bestrickender Charme und ein gut aufgelegtes Schauspiel-Ensemble.

3-

Captain America: The First Avenger

1942: Steve Rogers (Chris Evans) will unbedingt seinen Beitrag im Kampf gegen die Nazi-Tyrannei leisten, wird jedoch immer wieder wegen seiner schwachen Konstitution ausgemustert. Als Dr. Erskine (Stanley Tucci) auf ihn aufmerksam wird, rekrutiert er ihn für ein geheimes Forschungsprogramm. Mittels eines Serums und der geheimnisvollen Vita-Strahlen verwandelt sich Rogers in einen superstarken Muskelmann. Ein Spion tötet seinen Mentor jedoch, und Colonel Phillips (Tommy Lee Jones) schickt ihn als Maskottchen Captain America mit einer Revuetruppe durchs Land, um Kriegsanleihen zu verkaufen. Während der Truppenbetreuung in Italien erfährt der Held, dass sein bester Freund von dem schurkischen Nazi-Wissenschaftler Red Skull (Hugo Weaving) gefangen genommen wurde, und er begibt sich auf eigene Faust auf eine waghalsige Rettungsmission…

Die Superhelden-Filme der letzten Zeit wie Thor und Iron Man, die Marvel auf den Markt geworfen hat, waren quasi allesamt Einführungen der Helden der Avenger-Gruppe, die im nächsten Jahr ihr erstes, gemeinsames Abenteuer erleben werden. Obwohl als letzter gestartet, ist Captain America chronologisch gesehen der erste Avenger, und er ist tatsächlich ein Superheld der ersten Stunde. Das Kostüm wirkt zugegeben etwas altbacken, fast schon wie von einer Hausfrau handgenäht, das Setting wurde in einem nostalgischen Retro-Look gehalten, und auch der Schurke ist mit seinen Welteroberungsplänen richtig altmodisch – fehlt nur noch das dämonische Lachen.

Die Darsteller mühen sich redlich und zeigen durchweg ordentliche Leistungen, bleiben aber oberflächlich gezeichnet. Mit dem naiven, idealistischen Helden kann man sich nicht so recht anfreunden, und wäre da nicht Hugo Weaving, der Schurke hätte trotz Totenkopfmaske wohl keinerlei Eindruck hinterlassen. Erstaunlicherweise ist die erste Hälfte des Films, der insgesamt zu lang und zu langatmig erzählt wird, sehr unterhaltsam. Es ist die ewig mitreißende Story vom Außenseiter, der wider alle Hindernisse und Rückschläge sein Ziel zu erreichen versucht, und bis Captain America seine erste Heldentat vollbringt, ist der Film richtig gut gelungen. Ganz wunderbar ist der Einfall, den Helden als Revuehäschen agieren zu lassen. Danach fällt er jedoch massiv ab und folgt den ausgetretenen Pfaden eines typischen Superhelden-Films. Auch die zarte Liebesgeschichte kommt viel zu kurz, um am Ende zu berühren. Insgesamt solide Unterhaltung, aber leider nicht mehr.

2+

Freshman

Clark (Matthew Broderick) kommt nach New York, um dort an der Filmhochschule zu studieren. Keine fünf Minuten in Manhattan, und er wird ausgeraubt. Tage später gelingt es ihm, den Dieb zu stellen, der ihm als „Entschädigung“ einen Job bei Carmine Sabatini (Marlon Brando) anbietet – einem Mafiaboss. Völlig unerwartet schließt Carmine den freundlichen, etwas unbedarften Jungen ins Herz und will ihn schon bald mit seiner Tochter (Penelope Ann Miller) verheiraten…

Man muss nicht unbedingt die Pate-Trilogie gesehen haben, um die vielen Anspielungen zu verstehen, aber hilfreich ist es schon. Darüber hinaus gibt es noch etliche andere witzige Momente, running gags und komische Situationen. Die Figuren sind warmherzig und liebenswert, allen voran der junge Clark, dem Broderick den Stoizismus eines Buster Keaton verleiht. Insgesamt ein wunderbarer Film.

4-

Iron Man 2

Tony Starks Identität als Iron Man wurde enttarnt, und jetzt will jeder etwas von ihm, vor allem die Regierung hat es auf seinen Anzug abgesehen, um ihn in Serienfertigung zu geben und eine Armee aus Superhelden zu erschaffen. Gleichzeitig stellt sich heraus, dass sein künstliches Herz langsam, aber sich seinen Körper vergiftet – Tony wird bald sterben. Doch dann tritt Colonel Fury (Samuel L. Jackson) in sein Leben, der ihn an eine alte Erfindung seines verstorbenen Vaters erinnert…

Den vermeintlich sicheren Tod vor Augen, verwandelt sich Tony wieder in den zynischen, kindischen Kerl, den man noch gut aus Teil 1 kennt und schon damals nicht leider konnte. Die Story ist nicht sonderlich einfallsreich und plätschert viel zu lange unspektakulär vor sich hin, der früh eingeführte, nicht uninteressante Bösewicht, gespielt von Mickey Rourke, verschwindet zu lange von der Bildfläche, es mangelt an Witz und Action. Scarlett Johansson macht zwar eine gute Figur, hat aber nicht viel zu tun, und Emotionen sucht man vergeblich. Das Actionpublikum kommt am Ende wenigstens noch auf seine Kosten – wenn es bis dahin nicht eingeschlafen ist…

6

Sucker Punch

Nach dem Tod ihrer Mutter sind Baby Doll (Emily Browning) und ihre Schwester hilflos den sexuellen Übergriffen ihres Stiefvaters ausgesetzt. Als sie sich verteidigt, tötet Baby Doll versehentlich ihre Schwester – und landet in der Psychiatrie. Weil ihr eine Lobotomie droht, flüchtet sie sich in eine alternative Realität und erträumt sich ihren Weg in die Freiheit…

Der Anfang ist noch viel versprechend: Da öffnet sich ein Theatervorhang, der gleich klarmacht, dass man das hier gezeigte bitte nicht so furchtbar ernst nehmen soll, denn es ist alles nur ein Spiel mit der Imagination. Dazu säuselt die Hauptdarstellerin aus dem Off etwas Esoterisches von Engeln, und die folgende Bildersequenz, untermalt von einem Cover des Eurythmics-Klassikers „Sweet Dreams“ erzählt die Vorgeschichte wie einen Videoclip. Sind die Verrisse also übertrieben, ist der neue Film von Zack Snyder, den er noch dazu selbst geschrieben hat, gar nicht mal so schlecht?

Wenige Minuten später, wenn der Arzt (Jon Hamm) zur Lobotomie schreitet und die Story ins Fantastische abdriftet, weiß man: Der Film ist doch nicht so doll. Was in Brazil noch ein zynischer Gesellschaftskommentar war, verkommt hier zum stylischen Videoclip ohne Inhalt. Baby Doll – wie ernst kann man eine Figur, kann man überhaupt alle Figuren in diesem Film nehmen, die durchweg so blöde Namen tragen wie Sweat Pea, Rocket oder Blue? – Baby Doll ist eine begnadete Tänzerin, die wie weiland Salome die Männer dermaßen mit ihrer Kunst verzaubert, dass sie alles um sich herum vergessen. Solchermaßen abgelenkt, bereiten die Heldin und ihre Helferinnen ihre Flucht aus der Anstalt vor, die ein verkapptes Bordell (!) ist. Leider sieht man Baby Doll nie tanzen, stattdessen läuft vor dem inneren Auge der Heldin eine Sequenz ab, in der sie wahlweise gegen metallene Riesen-Chinesen, dampfbetriebene Zombies in der Uniform der Wehrmacht aus dem Ersten Weltkrieg oder Roboter, die sich aus I Robot verlaufen haben, kämpfen muss. Natürlich in einem spärlichen Outfit und auf High Heels, Snyder weiß schließlich, was er seinem testosterongesteuerten Publikum schuldig ist. Was bei Tarantino oder Rodriguez noch als eine humorige Hommage an das Sexploitation-Genre aussieht, verkommt hier jedoch zur peinlichen Lachnummer, und obwohl die Gegner reihenweise abgeschlachtet werden, fließt kein einziger Tropfen Blut. Kein Wunder, bei all den untoten Opponenten, aber nicht einmal die Gucci-Amazonen bekommen einen Kratzer ab: Nach der Schlacht sehen sie aus wie frisch gestylt. Auch der anfangs noch ganz eindrucksvolle Look nutzt sich rasend schnell ab, weil er eben alles ist, was dem Zuschauer geboten wird, es gibt keine Story, keine Geheimnisse, keine Spannung, nur ein großes Nichts. Ach, manchmal sollte man eben doch auf die Kritiken hören…

 

28. August 2011

 

3+

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 2

Die letzten Horkruxe sind noch nicht gefunden und vernichtet, da rüstet Voldemort bereits zum Sturm auf Hogwarts. Kann Harry Potter dem dunklen Lord Einhalt gebieten?

Alles hat ein Ende, auch die langjährige Serie um den kleinen Zauberlehrling, der uns allen so ans Herz gewachsen ist. Zugegeben, die Teile 4 bis 6 waren eher mau, aber der erste Teil des letzten Films machte so manchen Schnitzer in der Vergangenheit wieder wett und endete, als er am spannendsten war. Die Fortsetzung schließt nahtlos daran an und entfaltet einen schier endlosen Showdown. Und genau das ist das Problem: Als eigenständigen Film kann man diesen Teil gar nicht betrachten. Ein weiteres Problem ist, dass wie in den Vorgängerstreifen viele Nebenfiguren aus den Büchern zu kurz gekommen sind, für den Nicht-Leser ist es daher schwierig, sich zurecht zu finden und den Tod so manchen Charakters gebührend zu beweinen. Auch David Yates’ Regieleistung, die ja immer hinter den Erwartungen an einen solchen Genrestoff zurückstand, lässt hier und da wieder zu wünschen übrig. So ist der letzte Harry-Potter-Film zwar ein halbwegs spannendes und kurzweiliges Vergnügen, bleibt aber leider dennoch unter den Erwartungen.

3-

Barneys Version

Barney Panofsky (Paul Giamatti), der Produzent einer kanadischen Seifenoper, wird eines Tages mit einem Buch über ein dunkles Kapitel seines Lebens konfrontiert: Er soll vor dreißig Jahren seinen besten Freund (Scott Speedman) ermordet haben. Das behauptet zumindest der damals ermittelnde Kommissar, der Barney aus Mangel an Beweisen laufen lassen musste. Grund genug für Barney, sein Leben Revue passieren zu lassen, ganz besonders seine drei Ehen, die allesamt an seinem Egoismus, seinem Sarkasmus und seiner Unfähigkeit, andere Menschen respektvoll zu behandeln, gescheitert sind.

Der Einstieg ist gut gelungen und macht neugierig, doch leider werden bereits in den ersten Minuten so viele Andeutungen gemacht, dass man sich die gesamte Geschichte im Nu zusammenreimen kann, Überraschungen bleiben entsprechend aus. Zudem wird der Film in einem sehr gemächlichen Tempo erzählt, manche Episoden extrem in die Länge gezogen, und auch der Witz, der das Ganze ein wenig unterhaltsamer machen könnte, ist nur spärlich vorhanden. Die Schauspieler agieren jedoch exzellent, allen voran ein wunderbar aufgelegter Dustin Hoffman, der die warmherzigste, liebenswürdigste Figur des Films verkörpert, aber leider zu wenige Auftritte, dafür aber einen starken Abgang hat. Paul Giamatti spielt gut wie immer, übertreibt es diesmal aber mit seiner Absicht, eine Figur so unsympathisch wie gerade noch erträglich darzustellen: Barney ist ein Kotzbrocken, mit dem man während des gesamten Films nicht richtig warm wird, ein Mann, der schuld an seinem Elend ist, sich selbst bemitleidet und seine Umwelt nervt. Auch eine bessere Krimihandlung, die so fadenscheinig ist, dass man sie auch getrost komplett unter den Tisch hätte fallen lassen können, wäre wünschenswert gewesen, um das Interesse an diesem Film wach zu halten. Schade, so ist es eine vertane Chance.

1-

Vermisst

Der idealistische Schriftsteller und Journalist Charlie (John Shea) lebt 1973 mit seiner Frau Beth (Sissy Spacek) in Chile, als sie vom Militärputsch überrascht werden. Beth wird nach einem Besuch bei Freunden aufgehalten. Als sie nach Hause kommt, erfährt sie von Nachbarn, dass ihr Mann verhaftet und verschleppt wurde. Charlies Vater Ed (Jack Lemmon) kommt, um nach seinem Sohn zu suchen, der durch Zufall einem brisanten Geheimnis auf die Spur gekommen ist …

Der Film aus dem Jahr 1982 zählt zu den bekanntesten Politthrillern Costa-Gavras’ und zu den besten dieses Genres. Meisterhaft wird hier eine komplizierte und komplexe Geschichte erzählt, in verschachtelten Rückblenden, die sich nach und nach aus Tagebucheinträgen und Zeugenaussagen zusammensetzen. Im Mittepunkt steht die Suche eines Mannes nach seinem Sohn, einem Sohn, von dem er sich aufgrund dessen liberaler Ansichten schon lange entfernt hat. Jack Lemmon verkörpert den durchschnittlichen Amerikaner, einen wohlsituierten Geschäftsmann, der fest an amerikanische Prinzipien und den american way of life glaubt, einen christlicher Wissenschaftler, der sich stets bemüht, die „Wahrheit“ zu ergründen. Am Ende findet er tatsächlich die Wahrheit heraus, und sie zieht ihm den Boden unter den Füßen weg, denn sie ist so ungeheuerlich, dass sie sein relativ naives Weltbild erschüttert, aber er findet auch seinen Sohn wieder, wenn auch auf andere Art als er gedacht hat. Eine ungewohnte Rolle für Jack Lemmon, aber eine, die er so nuanciert und überzeugend verkörpert, dass er nicht umsonst dafür oscarnominiert wurde.

3

Thor

Der seit Jahrhunderten währende Waffenstillstand zwischen den Asen und den Eisriesen gerät in Gefahr, als letztere versuchen, ihre von Odin (Anthony Hopkins) als Kriegsbeute geraubte Energiequelle zurückzuholen. Der aufbrausende, kriegerische Thor (Chris Hemsworth) greift daraufhin auf eigene Faust und gegen Odins Verbot die Riesen an – und wird von seinem Vater auf die Erde verbannt. Dort trifft er die Astrophysikerin Jane (Natalie Portman), die großes Interesse an dem geheimnisvollen Fremden hat…

Kenneth Branagh ist eine überraschende Wahl für die Regie eines Superhelden-Actionfilms, aber man muss ihm zugute halten, dass er seine Sache ausgesprochen gut gemacht hat. Dem grenzwertigen Pathos der Asen-Welt setzt er erstaunlich viel Ironie in der Menschen-Welt entgegen und lässt den Super-Macho Thor ganz schön gegen die Wand laufen. Das ist aber auch bitter nötig, denn Thor ist zu Beginn der Handlung ein ganz schön arroganter, von sich und seinen Fähigkeiten überzeugter Typ, der geläutert und zu einem besseren Menschen bzw. Superhelden werden muss. Als Belohnung erhält er dafür seinen Hammer zurück, der wie weiland König Arthurs Schwert in einem Felsblock steckt und auf einen würdigen Besitzer wartet. Darüber hinaus gibt es noch komplizierte Familienverhältnisse der Asen, die wie die Lightversion eines Shakespeare-Dramas daherkommen, geheime Regierungsbehörden, eine Verschwörung und vieles mehr. Die Autoren haben so viele Handlungsstränge miteinander verknüpft, dass sie den einzelnen leider nicht mehr ausreichend gerecht werden können. Doch insgesamt ist die Story komplexer und besser als die so manch anderer Superhelden-Filme, auch wenn der Showdown ein klein wenig in punkto Spannung abfällt. Spaß macht der Film allemal, was vor allem am charmanten Hauptdarsteller liegt, von dem man in Zukunft bestimmt noch viel hören wird.

5+

Der Tag, an dem die Erde stillstand

Als der Außerirdische Klaatu (Keanu Reeves) auf der Erde landet, herrscht große Aufregung. Die US-Regierung schickt seine Verteidigungsministerin (Kathy Bates) mit einer Heerschar Soldaten, die den Fremden in Gewahrsam nehmen. Klaatus Mission lautet, die Erde vor den Menschen zu retten, und der nicht gerade freundliche Empfang bestärkt ihn in seiner Ansicht, dass dies nur geschehen kann, wenn die Menschheit ausgelöscht wird. Doch die engagierte Wissenschaftlerin Helen (Jennifer Connelly) versucht, ihn daran zu hindern ...

Verglichen mit dem Original aus dem Jahr 1951 kann der Film sicherlich mit den größeren Schauwerten punkten. Inhaltlich ist der Streifen aber eine Enttäuschung, die Geschichte bleibt ziemlich dürftig, das ököphilosophische Geschwätz wirkt aufgesetzt, Action wird auch so gut wie keine geboten, und das Ende ist leider wenig glaubwürdig. Jennifer Connelly spielt wieder einmal so maskenhaft und starr, dass sogar Klaatus Riesenroboter lebendiger wirkt, und Jaden Smith als ihr Stiefsohn steht den Generälen in punkto Aggressivität in nichts nach. Enttäuschend.

 

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