Last Update: 23.06.10 |
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MARK G.'s ALLERLEI
DONNERSTAG 7. OKTOBER 2004
Eigentlich kann ich absolut nicht erklären, warum ich Pedro Almodovar mag. Keiner seiner Filme ist jemals in meine Jahresbestenliste gekommen, fast keinen Almodovar habe ich ein zweites Mal gesehen. Und dennoch habe ich fast alle seine Filme gesehen, die Hälfte davon sogar im Kino. Wahrscheinlich reizt mich seine (oft erotische) Darstellung des ganz normalen Unnormalen, seine Fähigkeit, starke Frauenfiguren zu kreieren, und seine Vorliebe für absurde Situationen (vor allem in seinen früheren Filmen). Zudem paart er Komik mit Melancholie wie kein anderer. Aber eigentlich kann ich ja absolut nicht erklären, warum ich Pedro Almodovar mag...
Wie es der Zufall so wollte, war vor zwei Wochen auf irgendeinem digitalen ARD-Kanal Live Flesh zu sehen, den ich im Kino verpasst hatte, obwohl er seinerzeit in meinen Kinos lief... Deswegen gibt's jetzt eine Extremkurzkritik.
Note 3+
Selten einen so geradlinigen Almodovar gesehen. Man hat echt den Eindruck, dass der Film einen Anfang, eine Mitte und einen Schluss hat (letzterer ist überraschend versöhnlich) - natürlich bevölkern wieder äußerst attraktive Menschen den Film.
Am Montag sah ich mir dann mit Pi-Jay La Mala Educacion an. Das Arthousekino Thalia war bei schönstem Sommerwetter um 15.45 Uhr nur mit einer weiteren Person (einer Dame) "gefüllt". Wie in den Arthouses meiner Stadt so üblich, gab es weder Werbung noch Trailer (die gibt es nur zur 20.00 Uhr-Vorstellung - meiner Meinung nach ist das - gelinde gesagt - nicht in Ordnung).
Note 3
Vergesst lieber gleich, dass der Film von Kindesmissbrauch durch Priester handelt. Dies spielt zwar auch eine Rolle, ist aber bei weitem nicht filmfüllend, schließlich wird der Film auf drei verschiedenen Ebenen erzählt. Dass diese Dreierlei-Geschichte funktioniert, liegt wohl am Können Almodovars. Trotz diverser und meist sogar überraschenden Wendungen bleibt man im Erzählfluss, größtes Manko des Films ist aber ein Mangel an Emotionalität - ich habe noch nie einen so kalten Almodovar gesehen.
Dennoch hat der Film weitere Pluspunkte zu bieten. Neben einer schönen Kamera ist dies vor allem Hauptdarsteller Gael Garcia Bernal, der so attraktiv ausgeleuchtet wird, dass er sogar fast alle Heteromänner verführen könnte (besonders verwirrend: selbst als Transe ist er noch attraktiv). Nach Amores Perros, Y Tu Mama Tambien und demnächst Die Reisen des jungen Che ist er wohl auf dem besten Wege ein Weltstar zu werden...
Am Dienstag sahen Meister Mim, Pi-Jay und ich noch die DVD von Die purpurnen Flüsse 2, obwohl ich noch nicht mal den ersten Teil gesehen habe. Erstaunlicherweise ist das nun die neunte europäische Produktion in Folge, die ich gesehen habe...
Note 4
Wenn man eine Luc Besson-Produktion sieht, dann kann man sich sicher sein, dass sie vom Look her mit US-Produktionen ohne weiteres mithalten kann. Dies beinhaltet Stars (Jean Reno), schöne Cinemascope-Bilder und überzeugende Sets, (teilweise) rasante Action, und leider in zunehmendem Maße auch ein halbgares Drehbuch, das einen Jerry Bruckheimer mit Stolz erfüllen würde. Auch wenn Jean Reno sträflicherweise nicht viel zu tun hatte, wurde ich trotzdem einigermaßen unterhalten.
Und als ob dies nicht genug wäre, gab es am Mittwoch noch meinen zehnten Eurofilm in Folge, Irene, der zur Zeit auf Premiere läuft.
Note 4
Französische Liebeskomödie, die weit unter ihren Möglichkeiten bleibt.
Außerdem sah ich noch (zusammen mit Pi-Jay und Meister Mim) den Pilotfilm zur neuen Serie von J. J. Abrams (Alias und Mission: Impossible 3) und wir drei sind uns einig. Das war der rasanteste, spannendste Pilotfilm, den wir je gesehen haben - da sieht 24 fast ein bisschen lahm dagegen aus. Lost gibt es aber bislang nur auf Premiere zu sehen.
DONNERSTAG 28. OKTOBER 2004
Wow, eigentlich wollte ich diese Kolumne etwa alle 7-10 Tage aktualisieren und nun sind schon wieder drei Wochen vorbei. Dies liegt zum Teil auch daran, dass meine Brüder und ich unserer Mutter ein Geburtstags-Wochenende an ihrem Geburtsort geschenkt hatten...
Und es ist echt traurig, wie wenig mich die derzeitigen Filme ins Kino locken. Zugegeben, manche hatte ich schon in La-La-Land gesehen, aber das Programm, das uns die Verleiher derzeit bieten, ist doch etwas mäßig und im November kaum besser. Umso verstörender ist die Tatsache, dass das beste Kino zur Zeit die Glotze bietet:
Die sechste und leider letzte Staffel von Sex and the City ist wesentlich besser als die vorangegangene.
The Shield behauptet sich qualitativ auf hohem Niveau und wird natürlich prompt von Pro7 mangels Zuseher gecancelt.
Nip/Tuck hielt zwar nicht die Qualität der ersten Folgen, bleibt aber sehenswert.
E.R. meldet sich auf gewohnt hohem Niveau zurück.
Und auch Monk macht inzwischen mehr aus dem Columbo-Konzept und kann durchaus witzig sein.
Aber das Beste was das Kino zur Zeit nicht zu bieten hat sind die beiden ABC-Hits, die Premiere zur Zeit in der englischen Originalfassung nur zwei Wochen nach der US-Ausstrahlung zeigt.
Da wäre Lost, die neue Serie von J. J. Abrams (Alias), die über die ersten Folgen ein unglaubliches Maß an Spannung, Witz, guten Schauspielern, Effekten und Charakteren immer wieder aufs Neue beweist. Dabei ist die Grundidee (48 Flugzeugabsturzüberlebende stranden auf einer Insel, die von Monstern bewohnt wird) so albern, dass das Ganze auch ins Auge hätte gehen können.
Und die zweite Serie ist Desperate Housewives, eine Mischung aus Die Frauen von Stepford und Twin Peaks mit viel Witz und Ironie.
Jede Folge, die ich bislang von diesen beiden Serien gesehen habe, war besser als jeder Kinofilm in diesem Jahr (traurig, aber wahr).
Diese hohe Menge an Must-See-TV sorgt dafür, dass mein TV-Konsum seit meiner Jugendzeit nicht mehr so hoch war.
Ein weiterer Grund für mein mangelndes Update-Bewusstsein ist natürlich der US-Wahlkampf. Schließlich waren vier Debatten und die anschließenden Analysen zu verfolgen. Und nächsten Dienstag/Mittwoch verfolge ich die Wahl natürlich ebenfalls live und mache eine klitzekleine Wahlparty (auch wenn ich befürchte, dass es nichts zu feiern gibt, zudem kann es ja wieder Wochen dauern, bis das endgültige Ergebnis feststeht).
Natürlich könnte meine Unterstützung für Kerry/Edwards auf der Homepage als durchaus populistisch gelten, schließlich würden 80 % der Deutschen Kerry und nur 12 % Bush wählen. Aber Politik ist und bleibt immer die Wahl des kleineren Übels. Trotzdem glaube ich, dass die Deutschen ein falsches Bild von einer Kerry-Präsidentschaft haben. Schließlich wird er außenpolitisch kaum Änderungen am von Bush eingeschlagenen Weg vornehmen können. Natürlich wird er für ein besseres Klima zwischen den Verbündeten sorgen und kaum neue Abenteuer eingehen, aber am Irak-Abenteuer kann er keine großen Änderungen vornehmen, da eine Flucht natürlich nicht in Frage kommt.
Aber innenpolitisch gibt es gigantische Unterschiede, die die USA für die nächsten Jahrzehnte prägen können. Statistisch gesehen ging es zwar der Wirtschaft und dem Volk in der Vergangenheit unter demokratischen Präsidenten besser als unter republikanischen Staatsoberhäuptern, aber dies ist nur ein Nebenkriegsschauplatz.
Denn der Hauptkriegsschauplatz sind die Bürgerrechte, die die korrupte Bush-Regierung in nur vier Jahren systematisch ausgehöhlt hat. Da werden die in den 60er Jahre erkämpften Grundrechte durch den Patriot Act (wieder einmal ein perfider Name) beschnitten und der Patriot Act II steht vor der Tür. Die Verfassung, die eine Trennung von Staat und Kirche garantieren soll, wird mit Füßen getreten, das Roe-vs.Wade-Urteil, das legale Abtreibungen erst in den 70er Jahren erlaubte, könnte in einer zweiten Bush-Amtszeit endgültig gekippt werden (völlig perfide ist auch die Tatsache, dass die christlich-fanatischen Republikaner jedes ungeborene Leben bis aufs Äußerste verteidigen wollen, aber gleichzeitig Schusswaffen fast gänzlich unkontrolliert auf die Straßen lassen sowie keinerlei Probleme mit der Todesstrafe haben).
Aber warum entscheidet sich die Richtung der USA der nächsten Jahrzehnte in den nächsten vier Jahren? Ganz einfach: Der oberste Gerichtshof (Supreme Court). Denn die obersten Richter werden vom Präsidenten auf Lebenszeit ernannt. Drei der jetzigen neun Richter gelten als liberal, drei als erzkonservativ und die restlichen drei gelten als "Wechselwähler". Inzwischen wird befürchtet, dass vier der neun Richterposten aus Alters- oder Krankheitsgründen in den nächsten vier Jahren neu besetzt werden könnten. Eine Katastrophe für das Land (und die Welt) wäre, wenn Bush vier erzkonservative Richter in den Supreme Court hieven könnte...
Deswegen bin ich für John Kerry und gegen George W. Bush - nicht aus dem europäischen Antiamerikanismus (den ich nicht nur nicht teile sondern auch für unfair und undankbar halte) heraus geboren, sondern aus Liebe zu Amerika...
Aber jetzt wieder zurück zum Film...
Und da gibt es auch Erfreuliches zu berichten: Barry Sonnenfelds Gigaflop Jede Menge Ärger (DVD u. Premiere).
Note 2-
Ich habe eigentlich keine Zeit, Filme zweimal zu sehen, aber Big Trouble hat trotz seiner Schwächen soviel Spaß gemacht, dass ich ihn nach ein paar Monaten ein zweites Mal sehen musste. In dem Film steckt viel Spaß an der Freud' und das merkt man der All-Star-Cast auch an. Natürlich ist der Film mit dem Bombenhumor (deswegen wurde er nach dem 11. September erst einmal aufs Eis gelegt) so realistisch wie ein Wahlversprechen, aber was soll's, wenn man ein paar mal herzhaft lachen kann...
Außerdem ging es am letzten Montag Abend 20.00 Uhr endlich mal wieder ins Kino. Der 150 Plätze-Saal des Cinemaxx war nur mit 25 jungen erwachsenen Personen belegt, die Trailer waren Die Vergessenen (toller Vorspann), G.O.R.A. (das türkische (T)Raumschiff) und New York Taxi (der am besten ankam).
Note 2-
Tom Cruise ist in der Regel kein guter Schauspieler. Dies hat mich über viele Jahre nicht weiter gestört, aber seit dem unsäglichen Vanilla Sky dann doch. Deswegen (und wegen seiner völlig unglaubwürdigen Darstellung eines Betrunkenen im Vorspann) habe ich mir auch bis heute nicht Last Samurai angesehen. Aber Collateral hat mich trotz seiner unspektakulären Vorspänne neugierig gemacht. Und tatsächlich bekommt man einen Krimi zu sehen, der den Zuschauer nicht für dumm verkauft, dessen Dialoge sogar als intelligent zu bezeichnen sind. Zudem fällt Cruise überhaupt nicht auf - weder angenehm noch unangenehm - und das ist ja auch schon was wert. Der Film hat zwar durchaus Längen, ist aber dennoch nicht langweilig, und manchmal sorgt Michael Mann auch für ein flottes Tempo. Der vielgerühmte Digitalkameralook ist allerdings überschätzt - er erfüllt seinen Zweck, mehr aber auch nicht.
Trotzdem auf jeden Fall einer der angenehmeren Filme der Saison...
Mittwoch Nacht (23.00 Uhr) ging es wieder ins örtliche Cinemaxx. Der 150 Plätze-Saal war nur mit 15 Personen gefüllt, die Trailer waren Die Vergessenen , AvP und Der Manchurian Kandidat.
Note 5
Es heißt zwar "never change a winning team" aber Crimson Tide bleibt wohl der einzige gute Film des Gespanns Denzel Washington/Tony Scott. Denn Man on Fire ist über weite Strecken einfach nur fade, langweilig und uninteressant. Die reaktionär faschistoide Rache-ist-prima-und-mit-bösen-Buben-macht-man-kurzen-Prozess-Aussage gibt dem Film einen widerlichen Beigeschmack und die Wackel-Schnitt-Technik geht sehr schnell auf die Nerven. Wenigstens überzeugen wieder einmal Christopher Walken und Dakota Fanning in Nebenrollen, ansonsten ein verschenkter (und viel zu langer) Kinoabend.
Daniel L. meint: Vanilla Sky unsäglich … tz tz tz ;) , so ein toller Film, der sogar mit dem Original von Amanabar mithalten konnte. Mark G: I respectfully disagree... |
MARK G.'s ALLERLEI im August/September 2004
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