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6. November 2006

Endlich, der Spuk hat ein Ende...

 

Meine Verbindungen zu den USA sind vielfältig. Es ist mein liebstes Urlaubsland seitdem ich als Zwölfjähriger zum ersten Mal dort war, und in dem ich insgesamt mehr als zwei Jahre verbracht habe. Ich habe dort Freunde, die ich seit 22 Jahren kenne und mit denen ich jede Woche telefoniere, ich habe nahe Verwandte in Houston (Texas), Washington (D.C.), New York (N.Y.), Bangor (Maine) und entfernte Verwandte in vielen anderen Staaten. Es ist das Land, in dem ich mein halbjähriges "Sabbatical" nach 17 Jahren Kinoarbeit verbracht habe, um meine Batterien aufzutanken und zu entscheiden, wie es nach meiner aktiven Kinozeit weitergehen soll (InsideKino ist natürlich eine der Entscheidungen...). Ich lese seit den 80er Jahren täglich amerikanische Zeitungen - früher als Abonnent, heute online - und bin mit der amerikanischen Innenpolitik vertrauter als die meisten Amerikaner. Und natürlich verfolge ich aktiv die amerikanischen Präsidentenwahlen seit Bush/Dukakis im Jahr 1988...

 

Und trotzdem habe ich mich zweimal getäuscht...

Zum einem habe ich mich um acht Jahre geirrt: Als ich im Sommer 2004 in Los Angeles weilte, schrieb ich: "Ich glaube, ich habe den ersten farbigen US-Präsidenten reden gehört: Barack Obama (42 Jahre) hielt die beste Rede der gesamten Convention und ich glaube, dass er bei den Wahlen 2016 oder 2020 zum Präsidenten gewählt wird. Aber zuerst muss er diesen November zum Senator von Illinois gewählt werden...". Sicher, ich habe sofort das Potenzial dieses Shooting Stars erkannt, aber dass es so rasant nach oben gehen würde...

Mein zweiter Irrtum galt Hillary: Während der Vorwahlen habe ich trotz meiner Sympathie gegenüber "Barry" eigentlich zu Hillary gehalten. Zum einen fand ich ihre Gesundheitspolitik sinnvoller, zum anderen war ich der festen Überzeugung, dass sie die republikanische Angriffsmaschinerie weit besser parieren (und aushalten) könnte als das "Greenhorn" Obama - schließlich hat sie mit den republikanischen Kampfhunden seit 16 Jahren Erfahrung. Und obwohl McCain/Palin den schmutzigsten Wahlkampf aller Zeiten geführt haben (nun gut, ich verfolge die US-Wahlen wie erwähnt erst seit 1988), der Dabbelju als wahren Gentleman erscheinen ließ, wurde Barack Obama gestern zum 44. Präsidenten der USA gewählt...

 

Dem vorausgegangen ist der längste US-Wahlkampf, den ich bislang beobachtet habe - 21 endlose Monate lang. Ich wünsche mir vom Herzen, dass der nächste Wahlkampf wesentlich kürzer sein wird, denn noch einmal hält mein Herz diese Anspannungen und Unsicherheiten nicht aus. Die Vorwahlphase ging ja noch, aber seit einem halben Jahr hat mich der Nervenkitzel viel Produktivität gekostet. Der tägliche Nachrichtenüberblick von linker (Huffington Post) und rechter Seite (Drudge Report), der tägliche Check der Umfragen (electoral-vote), die unzähligen politischen Kommentare, die zu lesen, sowie Debatten und Parteitage, die zu verfolgen waren - dies alles kostete mich mindestens einen Arbeitstag pro Woche. Dann waren da natürlich noch die ständigen "Oh-mein-Gott"-Momente, wenn neue Lügen (Bridge to Nowhere nur mal als Beispiel) und Attacken (Barack "Hussein" Obama ist ein Terroristenfreund, Muslime, Sozialist, Kommunist, Babymörder etc.) verbreitet wurden, die Sorge, dass es wieder zu gravierenden Unregelmäßigkeiten bei den Wahlen kommen würde und selbstverständlich die ständige Angst, dass ein Verrückter Obamas Leben beenden könnte...

 

Letztgenannte Sorge gilt natürlich auch die nächsten vier Jahre, aber der Wahlsieg Obamas und der Demokraten in Repräsentantenhaus und Senat ist so eindeutig, dass alle Befürchtungen erst einmal abgeschüttelt werden konnten - was für ein beruhigender Befreiungsschlag für mein Nervenkostüm. Es gab übrigens noch einen dritten Punkt, warum ich in den Vorwahlen zu Hillary gehalten habe: Barack Obama hat so viele Hoffnungen freigesetzt, die ein einzelner Mensch unmöglich befriedigen kann - der Kater wird kommen bzw. die Realität kann nur zu Enttäuschungen führen - hoffen wir, dass es nicht so sein wird...

 

Endlich, der Spuk hat ein Ende... und endlich habe ich wieder mehr Zeit für InsideKino...

 

7. November 2008

When the moon hits the sky like a big pizza pie...

 

13. November 2008

Inzwischen sind alle Filmplakate des Jahres bekannt, deswegen gibt es ab sofort wieder das Talk-Thema "Die besten Poster des Jahres 2008" mit der Wahl derselbigen. Ich finde, dass sich die Qualität gegenüber dem Vorjahr allgemein etwas verschlechtert hat, lediglich die Plakate zu deutschen Filmen haben meiner Meinung nach an Qualität gewonnen, weswegen ich auch eine neue Kategorie "bestes deutsches Filmplakat" eingeführt habe. Hier eine Auswahl an guten deutschen Poster, die es nicht auf Platz 1 geschafft haben:

 

 

Und hier eine kleine Auswahl an guten Postern, die es NICHT in meine Top Five geschafft haben (natürlich können auch dt. Poster in die Top Five):

 

 

 

Ungemein schwerer fiel mir die Wahl zum schlechtesten Poster des Jahres, in die engere Auswahl kamen diese Poster (der "Gewinner" ist hier natürlich NICHT dabei):

 

 

Meine Gewinner und Verlierer erfahrt ihr hier!


15. November 2008

Normalerweise komme ich immer sehr knapp ins Kino und verpasse die Werbung, diesmal habe ich leider den Großteil des Werbeblocks gesehen (vor Weihnachten ist nun mal die Werbung am längsten) und war wieder einmal verblüfft, wie man in dieser Branche Werbung für Konkurrenzprodukte wie Videospiele und DVDs zu sehen bekommt...

 

3

Ein Quantum Trost

Cinemaxx Fr. 14.11.08 23.00 Uhr

Snack: -

Besucher: ca. 50-60

Trailer: The International, Sieben Leben, Twilight, 1 1/2 Ritter, The Women, Madagascar 2, Bedtime Stories, Operation Walküre

Meine Note 3 (=befriedigend) ist definitiv irreführend, denn einerseits hält der Film bei der Stange (befriedigt also), zudem gefällt mir die Idee einer anderen Art "Terrororganisation", anderseits wiegt bei vielen Szenen Unzufriedenheit vor, da einige Actionsequenzen so spektakulär sie auch sein wollen, ziemlich schlecht inszeniert und noch schlechter geschnitten sind.

 

Und obwohl ich mich ordentlich unterhalten habe, bin ich vom Film wahnsinnig frustriert. Es gibt die tollsten Locations, gute Schauspieler (Daniel Craig ist James Bond...), ein Budget, das seinesgleichen sucht und in der Theorie keinen Zeitdruck, da man schon öfters den 2-Jahres-Rhytmus eines 007-Films hat fallen lassen und trotzdem ist diese 22. Bond-Produktion ein Film der ungenutzten Chancen.

 

Gleich die Eröffnungsszene ist ein Musterbeispiel dafür. Der Gardasee bietet ein visuell spektakuläres Umfeld, aber davon zu sehen ist höchstens eine Sekunde - die Verfolgungsjagd hätte man ebenso in Buxtehude drehen können, da außer einem Steinbruch nix weiteres mehr vom Lago Garda zu sehen ist (falls dieser Steinbruch real überhaupt in der Nähe zu finden ist...).

 

Natürlich ist nicht nur die Eröffnungssequenz so schnell geschnitten, dass nicht die erhoffte Spannung aufkommen kann, da der Zuschauer keine Zeit hat sich zu orientieren, wo man sich befindet und um herauszufinden wer wer ist.

(Man vergleiche dies nur mal mit der Eröffnungssequenz in Casino Royale - da hat der Zuschauer stets den Überblick und die Spannung ist dementsprechend enorm).

 

Gleich zweimal kommt die seit Der Pate (Taufe parallel zur großen Abrechnung) beliebte Montagetechnik zum Zuge, in der verschiedene Ereignisse parallel geschnitten werden. Aber auch hier verpufft die Wirkung, da dem Zuschauer zwischen all den Schnitten nun noch weniger Gelegenheit gegeben wird, sich zurecht zu finden.

 

Ich bin mit MTV aufgewachsen und bin schnelle Schnitte gewöhnt, aber was in letzter Zeit in Actionfilmen dem Zuschauer zugemutet wird, ist ein Armutszeugnis für die Cutter und ein noch größeres Armutszeugnis für die Regisseure, die meinen ihr fehlendes Actiontalent durch ein Schnittstakkato kaschieren zu müssen.

 

Und gerade bei Bond ist dies kontraproduktiv, da der große Erfolg dieser Reihe darin besteht, dass auch älteres Publikum (die Filmserie gibt es ja immerhin schon seit 45 Jahren) sich immer wieder mal einen 007-Film ansieht - ich bin mir sicher, dass deren Anteil bei Ein Quantum Trost kleiner ausfallen wird...


 

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