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2008/09 |
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Ohne gute Filme macht die ganze Sache einfach keinen Spaß. Letztes Jahr war die Qualität der nominierten Streifen so schwach, dass es mir vollkommen egal war, welcher eine der begehrten Trophäen bekommen hat. Dieses Jahr sieht es zum Glück besser aus, so dass die Oscarverleihung endlich wieder einmal spannend werden könnte.
Beginnen wir mit den technischen Kategorien:
Beste visuelle Effekte: Das ist in diesem Jahr relativ leicht, denn Der seltsame Fall des Benjamin Button hat so beeindruckende Effekte, die sich zugleich nie in den Vordergrund drängen, dass er einfach gewinnen muss.
Bestes Make-up: Auch hier würde ich intuitiv auf Der seltsame Fall des Benjamin Button tippen, denn mit Computereffekten allein lässt sich das Alter der beiden Hauptdarsteller nicht so leicht korrigieren.
Bester Tonschnitt: Von Ton verstehe ich ungefähr so viel wie vom Drachenfliegen oder Jonglieren. Beim Schnitt setze ich mal auf The Dark Knight. Es könnte aber auch genauso gut einer der anderen Kandidaten sein. Persönlich möchte ich noch hinzufügen, dass ich es sehr bedauere, dass Kevin O’Connell nicht nominiert wurde. Seit zwanzig Jahren war er immer dabei und ging leer aus – was macht der arme Kerl denn nun mit diesem freien Abend?
Beste Tonmischung: Da ich wirklich nicht die geringste Ahnung habe, rate ich einfach: Der seltsame Fall des Benjamin Button.
Bester Schnitt: Auch hier setze ich auf Slumdog Millionär. Na, kristallisiert sich hier etwa schon ein Favorit heraus?
Beste Kamera: Eine schwierige Wahl, da alle nominierten Filme außerordentlich schön fotografiert waren. Ich glaube, dass es auf einen Zweikampf zwischen Der seltsame Fall des Benjamin Button und Slumdog Millionär hinausläuft, den letzterer gewinnt.
Kommen wir als nächstes zu jenen künstlerischen Kategorien, die ich am wenigstens einschätzen kann. Meinem Musikgeschmack in dieser Beziehung leider absolut nicht zu trauen, denn was mir gefällt, wird garantiert nicht nominiert, und umgekehrt kann ich manche Entscheidungen der Akademie überhaupt nicht nachvollziehen (ich erinnere nur an drei (!) Nominierungen für Songs aus Verwünscht im letzten Jahr). Auch bei der Ausstattung und den Kostümen kann ich bestenfalls raten, was den Geschmack der Akademie treffen könnte.
Bester Song: Nachdem Peter Gabriel im Vorfeld so einen Heckmeck veranstaltet und seine Teilnahme schließlich ganz abgesagt hat, tippe ich auf Slumdog Millionär.
Beste Original-Musik: Hans Zimmer hat sich angeblich vertraglich ausbedungen, dass seine Musik grundsätzlich niemals nominiert wird, da er durch die vielen Interviews, die er im Vorfeld geben muss, zu sehr von seiner Arbeit abgehalten wird. Irgendwie raffiniert, so bleibt er immer außer Konkurrenz. Auch hier kann ich nur raten, da ich drei der fünf Nominierten nicht kenne, und setze auf Slumdog Millionär.
Beste Kostüme: Wenn ein Historienfilm nominiert ist, noch dazu über eine Frau, die als Modeikone ihrer Zeit galt, ist die Wahl relativ einfach: Die Herzogin macht das Rennen. Obwohl Australia ebenfalls eine gute Wahl wäre, doch Catherine Martin hat ja schon zwei Goldjungs.
Beste Ausstattung: Ich könnte mir vorstellen, dass es sich zwischen Der seltsame Fall des Benjamin Button und Der fremde Sohn entscheiden wird, ersterer aber dann doch das Rennen macht.
Kommen wir nun zu den wichtigen Hauptkategorien, über die man sich trefflich streiten kann …
Bester animierter Film: Bolt habe ich zwar (noch) nicht gesehen, aber ich denke, dass er nicht besser als Kung Fu Panda sein wird, der Preis aber diesmal an Wall-E geht.
Bester fremdsprachiger Film: Auch wenn ich Der Baader Meinhof Komplex die Daumen drücke, glaube ich, dass Waltz with Bashir gewinnen wird, den viele für den besten Film des vergangenen Jahres halten.
Beste Drehbuch-Adaption: eine schwierige Wahl. Im Fall von Benjamin Button glaube ich nicht so recht daran, da das Original eine Kurzgeschichte ist, die beiden Theateradaptionen dürften es auch eher schwer haben, bleiben noch Der Vorleser und Slumdog Millionär. Ich tippe auf letzteren.
Bestes Original-Drehbuch: Nach sechs erfolglosen Nominierungen sollte Mike Leigh eigentlich an der Reihe sein, aber die anderen Kandidaten haben ebenfalls gute Chancen. An Wall-E glaube ich nicht, aber da Milk in den Schauspiel- und Regiekategorien wohl ins Hintertreffen geraten wird, aber nicht leer ausgehen soll, geht der Oscar an Dustin Lance Black.
Beste Nebendarstellerin: Penelope Cruz gilt als Favoritin, spielt in Vicky Cristina Barcelona aber eine sehr kleine Rolle (was Judi Dench allerdings auch nicht von einem Gewinn für ihren Miniauftritt in Shakespeare in Love abgehalten hat). Marisa Tomei hat schon einen Oscar, Amy Adams war schon zwei Mal nominiert, daher tippe ich auf sie – ansonsten bekommt ihn Penelope.
Bester Nebendarsteller: An Heath Ledger führt kein Weg vorbei.
Beste Hauptdarstellerin: Am liebsten würde ich sowohl Meryl Streep als auch Kate Winslet auszeichnen, verdient hätten ihn beide. Da Kate bisher immer leer ausgegangen ist, sollte sie ihn diesmal mitnehmen dürfen.
Bester Hauptdarsteller: Brad Pitt war ein guter Benjamin Button, hatte aber nicht viel zu tun. Sean Penn war in Milk einfach grandios, besitzt aber bereits einen Goldjungen und wird sicherlich noch öfter nominiert werden. Für Mickey Rourke ist es dagegen vermutlich der einsame Höhepunkt einer Karriere, die eher für ihre Tiefen berühmt oder besser berüchtigt war. Er ist der Außenseiter, der sich wieder ganz nach oben geboxt – oder in diesem Fall gerungen – hat, und dafür liebt ihn Hollywood.
Beste Regie: David Fincher und Stephen Daldry hätten den Preis schon längst verdient, aber er wird wohl an Danny Boyle gehen.
Bester Film: Ja, es gibt in diesem Jahr einen Abräumer: Slumdog Millionär.
Klarer Sieger nach meinen Überlegungen wäre demnach Slumdog Millionär, der gleich sieben Oscars einheimst. An zweiter Stelle folgt Der seltsame Fall des Benjamin Button, der vier Trophäen erhält, aber keinen Hauptpreis. The Dark Knight würde nach dieser Rechnung immerhin noch zwei Goldjungs beanspruchen können. Von den übrigen bekommt je einer: Die Herzogin, Wall-E, Milk, Glaubenssache, The Wrestler, Der Vorleser und Waltz With Bashir. Natürlich wird am Ende vieles anders kommen, und das ist auch gut so, denn so bleibt es wenigstens spannend. Am Montagmorgen wissen auf alle Fälle mehr …
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