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2+ |
The Help
Während der Bürgerrechtsbewegung der
1960er Jahre schreibt die junge Journalistin Skeeter (Emma Stone)
ein Buch über das harte, entbehrungsreiche und oft entwürdigende
Leben der Haushalthilfen der Südstaaten und verursacht prompt einen
Skandal.
Der Roman war ein großer Bestseller,
was nicht verwunderlich ist, denn die Geschichte beinhaltet
ergreifende Schicksale, originelle Charaktere, traurige und lustigen
Anekdoten und eine Prise Gesellschaftskritik. Emma Stone hat sich
mit nur wenigen Filmen ins Herz des Publikums gespielt und überzeugt
einmal mehr als naseweise, couragierte Frau, doch der heimliche Star
des Films ist Octavia Spencer, die ihre Minny absolut lebensecht
verkörpert – eine schon oscarreife Vorstellung. Sicherlich einer der
schönsten Filme des Jahres.
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2 |
In
guten Händen
Dr. Mortimer Granville (Hugh Dancy)
ist ein moderner Arzt, der mit seinen neumodischen Ansichten über
Hygiene bei seinen viktorianischen Kollegen auf Unverständnis stößt
und deshalb immer wieder entlassen wird. Er findet schließlich eine
neue Anstellung bei Dr. Dalrymple (Jonathan Pryce), der frustrierte,
angeblich an Hysterie leidende Frauen mit einer unorthodoxen
Behandlung beglückt und dringend eine helfende Hand benötigt.
Mortimer verliebt sich zudem in die liebreizende Emily Dalrymple (Felicity
Jones) – bis er ihre leidenschaftliche, sozial engagierte Schwester
Charlotte (Maggie Gyllenhaal) trifft…
Das können nur die Briten: Der Film
behandelt ernste Themen wie die gesellschaftliche Unterdrückung der
Frauen im späten 19. Jahrhundert sowie weitere soziale Missstände im
Bildungs- und Gesundheitssystem und kommt dennoch so leicht und
beschwingt daher wie eine Sommerkomödie. Es geht aber auch um die
Erfindung des Vibrators, was für einige höchst komische Momente
sorgt und für ein paar absolut unvergessliche Szenen. Rupert Everett
verkörpert den schrulligen Erfinder Lord Edmund St. John-Smythe auf
gewohnt unnachahmliche Weise und stellt den stets etwas zu blassen
Hugh Dancy in den Schatten. Wer über strippende Stahlarbeiter und
blank ziehende Hausfrauen lachen konnte, wird diesen Film lieben.
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3 |
Freunde mit
gewissen Vorzügen
Jamie (Mila Kunis) ist Headhunterin
und vermittelt Dylan (Justin Timberlake) in einen Job in New York.
Die beiden freunden sich schnell an, mögen sich, und weil beide
gerade keine Beziehung haben und auch in Zukunft keine wollen,
vereinbaren sie, unverbindlichen Sex zu haben. Das funktioniert auch
gut, doch irgendwann ist es ihnen zu wenig…
Der Anfang ist wunderbar beschwingt,
heiter, mit sympathischen Figuren und schlagfertigen Dialogen und
vor allem: Der Film versucht, dem etwas ausgelutschten Genre der
Romantischen Komödie etwas Ironisches, Zeitgemäßes entgegenzusetzen.
Die Darsteller, allen voran die liebenswerte, kulleräugige Mila
Kunis, agieren lustvoll und unverkrampft, und auch die etwas
besinnlicheren Momente tun der Geschichte gut. Patricia Clarkson als
nervige Hippiemutter ist wie immer großartig und mit das Beste am
Film. Leider gerät die Story in der zweiten Hälfte doch in die
Fahrwasser der üblichen RomComs, und auch wenn er sich über die
Genrekonventionen lustig macht, erliegt er ihnen am Ende. Schade,
aber vielleicht unvermeidbar.
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3+ |
Crazy Stupid Love
Die Ankündigung seiner Frau Emily
(Julianne Moore), sich scheiden zu lassen, wirft Cal (Steve Carrell)
völlig aus der Bahn: Er zieht noch am selben Abend zu Hause aus,
sitzt fortan in Bars herum und bemitleidet sich selbst. Dann trifft
er den Womanizer Jacob (Ryan Gosling), der ihm zeigt, wie man sich
schick kleidet und Frauen aufreißt. Richtig glücklich wird Cal mit
seinem neuen Leben jedoch nicht, und auch Jacob begreift eines
Tages, als er die forsche Hannah (Emma Stone) trifft, dass Sex nicht
alles im Leben ist…
Doch nicht nur Cal und Jacob plagen
sich mit der Liebe herum, auch Cals 13jähriger Sohn Robbie ist
schwer verliebt – in seine Babysitterin, die wiederum ein Auge auf
seinen Vater geworfen hat. Wie kompliziert die Liebe ist, erfährt
auch Emily, die Cal nicht vergessen kann und mit ihrem Kollegen
David (Kevin Bacon) nicht wirklich glücklich wird.
Männlichkeit scheint das Thema des
Sommers zu sein. Nicht nur Matthias Schweighöfer rätselt, was einen
Mann zum Mann macht, auch in der Fortsetzung von
Männerherzen geht es um
die Probleme des starken Geschlechts, das in emotionalen Dingen
immer ganz schwach ist. Hier liefert Ryan Gosling als
sprücheklopfender Macho, der Frauen zwar gut behandelt, aber stets
für dumm verkauft, einfache Antworten auf komplexe Fragen, denn bei
ihm geht es nur um die reine Triebbefriedigung. Dass ein Mann wie
Cal schon viel weiter ist als er, dass er familiäre Werte hochhält
und sich nach seiner einzigen, wahren Liebe zurücksehnt, ist für
Jacob erst auf den zweiten (oder dritten) Blick interessant. Aber am
Ende wird auch er domestiziert und stimmt in den Chor derer ein, die
das romantische Ideal hochhalten. Ist das konservativ, spießig? Ja,
klar! Der Film liefert traditionelle Antworten auf komplexe moderne
Fragen, aber das auf eine sehr unterhaltsame und witzige Art. Das
Frauenbild leidet zwar darunter, den Charakteren kommt man auch
nicht sonderlich nahe, aber man wird vorzüglich unterhalten und darf
zwei köstliche Szenen und eine gut aufgelegte Marisa Tomei erleben.
Das ist mehr, als die meisten anderen Filme des Sommers zu bieten
haben.
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3 |
Contagion
Als Beth (Gwyneth Paltrow) von einer
Asien-Reise zurückkehrt, ist sie krank und stirbt bald darauf, sehr
zum Entsetzen ihres Mannes (Matt Damon). Die Wissenschaftler vom
Seuchen-Kontrollzentrum (Kate Winslet, Laurence Fishburne und
Jennifer Ehle) suchen nach dem Erreger und dann nach einem
Impfstoff, wobei sie ihr eigenes Leben riskieren. Unterstützt werden
sie von WHO-Mitarbeiterin Dr. Orantes (Marion Cotillard), die sich
in Hong Kong auf Spurensuche begibt. Während sie fieberhaft nach
einer Lösung suchen, sterben immer mehr Menschen und hetzt der
Blogger Alan Krumwiede (Jude Law) mit seinen kruden Theorien die
verängstigten Leute auf…
Die Frage ist nicht, ob, sondern
vielmehr wann etwas Ähnliches passiert. Angesichts des technischen
und medizinischen Fortschritts glauben wir leicht, dass die
schrecklichen Seuchen ausgerottet werden, und zumeist stimmt das
auch. Aber was wäre, wenn es einen mutierten Grippeerreger gibt, der
die Menschen massenweise dahinrafft? Im letzten Jahr wurde groß vor
der Schweinegrippe gewarnt, deren Erreger sich zum Glück als harmlos
entpuppte, aber irgendwann könnte es schlimmer werden. Wie viel
schlimmer, das zeigt Steven Soderbergh in seinem Medizin-Thriller,
der in erzählerischer Form all das zusammenfasst, was man aus
zahlreichen Dokus bereits kennt. Wirklich spannend ist das zu keiner
Sekunde, wohl ein kleines bisschen beklemmend, aber gruselig wird es
höchstens, wenn der Sitznachbar ständig husten muss. Wie gewohnt,
spult Soderbergh seinen Stoff sehr emotionslos und spröde ab und
liefert einen Film ab, der so packend ist wie eine medizinische
Studie, aber durchaus lehrreich. Nur einmal kommt so etwas wie
Rührung auf, aber dieser Moment ist schnell vorbei. Das einzige, was
an dem Film wirklich nervt, ist die fürchterliche, unpassende Musik.
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