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3+ |
Anonymus
Edward de Vere (Rhys Ifans) ist reich, mächtig und gebildet, ein ehemaliger
Günstling von Elizabeth I. (Vanessa Redgrave) und ein Poet, der viele Jahre lang
Stücke geschrieben hat. Als Adeliger darf er sie nicht veröffentlichen, aber er
weiß, dass Worte viel bewirken können und die Feder mächtiger sein kann als das
Schwert. So schaltet er den Autor Ben Jonson (Sebastian Armesto) ein und
vertraut ihm seine Werke an, um die öffentliche Meinung in den Intrigen um die
Thronfolge zu beeinflussen. Doch anstatt seiner gibt sich plötzlich der
Schauspieler William Shakespeare (Rafe Spall) als Verfasser aus.
Mit dem Vorspiel im Theater macht
Roland Emerich sofort klar, dass alles reine Fiktion ist, ein Spiel mit den
Fakten und der Vorstellung: Der historische Shakespeare hatte Kinder, die des
Schreibens und Lesens unkundig waren, er hinterließ nicht einmal Bücher, und
keines der noch existierenden Original-Schriftstücke mit seinen Werken scheint
in seiner Schrift verfasst worden zu sein. Die Vermutung, ein anderer habe
„Romeo und Julia“ oder „Hamlet“ verfasst, liegt also nahe.
Im Mittelpunkt der Ereignisse steht Edward de Vere, von Rhys Ifans eindrucksvoll
verkörpert, dessen Lebensgeschichte in zahlreichen, verschachtelten Rückblenden
aufgerollt wird. Es ist eine tragische Geschichte, die von seiner unglücklichen
Liebe zu Elizabeth I. (in jungen Jahren von Redgraves Tochter Joely Richardson
gespielt) handelt, die an den Intrigen des Höflings William Cecil (David Thewlis)
scheitert. Alt und verbittert, wird Edward schließlich in den Streit um die
Nachfolge auf dem Thron hineingezogen und mit einigen grausamen Wahrheiten
konfrontiert.
Hätten sich Emmerich und sein Drehbuchautor John Orloff allein darauf
konzentriert, wäre ein spannendes, teilweise auch anrührendes Drama
herausgekommen, das am Ende zwar weit übers Ziel hinausschießt und so tragisch
endet, dass eine griechische Tragödie dagegen wie ein Lustspiel wirkt, aber es
wäre der bessere Film gewesen. Denn die Geschichte handelt nicht nur von Edward
und den Intrigen um den englischen Thron, sondern auch von Shakespeare, Jonson
und – am Rande – von Christopher Marlowe und deren Eifersüchteleien und vielem
mehr. All diese Handlungsstränge und Figuren verwirren oft und lenken von der
Hauptgeschichte ab, die viel interessanter ist, aber immer wieder ins
Hintertreffen gerät. Und hätte Emmerich seinen Shakespeare nicht als arroganten
Halbanalphabeten dargestellt, wäre ihm vermutlich auch viel Kritik erspart
geblieben.
So bleiben beeindruckende Bilder
vom elisabethanischen London, wunderschöne Kostüme und einige herausragende,
schauspielerische Leistungen. Vielleicht könnte man aus dem Film eine
Fernsehserie machen, Stoff hätte der Autor mehr als genug.
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3+ |
Outlander
Im frühen
Mittelalter stürzt ein Raumschiff in Skandinavien ab, an Bord der menschliche
Astronaut Kainan (James Caviezel) und ein Monster, das sich dort versteckt
hatte, nachdem es eine Weltraum-Kolonie inklusive Kainans Familie ausgelöscht
hatte. Schon bald macht das Ungeheuer Jagd auf die ansässigen Wikinger, und
Kainan, der widerwillig und unter Protest geduldete „Außenländer“ schließt sich
ihnen an, um es zur Strecke zu bringen.
Wer Cowboys und Aliens für einen
gelungenen Genre-Misch hält, sollte sich diesen nahezu unbekannten Film aus dem
Jahr 2008 nicht entgehen lassen. Eine interessante Grundidee und eine spannende
Geschichte, die ein wenig an Der
dreizehnte Krieger erinnert, ganz ordentliche Effekte und eine Backstory,
die sogar eine kleine, moralische Botschaft beinhaltet, heben den Film über den
Durchschnitt hinaus. Lediglich das Ende fällt ein wenig ab.
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3+ |
An Education
Jenny (Carey
Mulligan) ist ein Teenager im Swinging London der Sechziger Jahre. Kurz vor
ihrem Schulabschluss lernt sie den wesentlich älteren, wohlhabenden David (Peter
Sarsgaard) kennen und verliebt sich in ihn. Der Kunst- und Immobilienhändler,
der mit zweifelhaften Geschäften viel Geld verdient, führt sie in eine neue,
elegante Welt ein. Schöne Kleider, eine Reise nach Paris – Jenny verfällt
schnell Davids Verführungskünsten und beginnt, ihre Lebensplanung in Frage zu
stellen. Ihre Lehrer (darunter Emma Thompson als Rektorin) sind entsetzt, ihre
Eltern zunächst ebenso. Aber der charmante David versteht es, zumindest Letztere
um den Finger zu wickeln. Doch Jenny erkennt – fast zu spät – dass der schöne
Schein trügt.
Der Anfang ist
äußerst beschwingt und unterhaltsam, Carey Mulligan eine großartige Entdeckung
und Alfred Molina als ihr geiziger, ehrgeiziger Vater ungeheuer witzig. Man
lässt sich mit Jenny bereitwillig verführen von dem charmanten, eloquenten David
und erkennt wie sie erst nach und nach, dass sich hinter dieser heiteren Maske
ein abgründiger Charakter verbirgt. Keine besonders originelle Geschichte, aber
meisterhaft erzählt von Drehbuchautor Nick Hornby und wunderschön bebildert.
Gegen Ende verliert der Film, der auf wahren Begebenheiten beruht, leider an
Schwung und Dynamik, und auch die erwartete, große Auseinandersetzung bleibt
aus, insgesamt ist es jedoch ein nachdenklich stimmender, kluger Film über die
Verführbarkeit der Jugend.
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3 |
So spielt das Leben
Holly (Katherine Heigl) führt
eine gut gehende Bäckerei und hat alles, was sie sich je gewünscht hat. Um ihr
Glück perfekt zu machen, fehlt ihr nur noch ein Mann, und ihre beste Freundin
Alison (Christina Hendricks) stellt ihr daraufhin Eric (Josh Duhamel) vor, den
besten Freund ihres Mannes, doch die beiden können sich nicht leiden. Einige
Monate später sterben Alison und ihr Mann bei einem Unfall, und Holly und Eric
müssen sich um deren Baby kümmern…
Unverhofft kommt oft: Die Idee, eine junge, erfolgreiche Single-Frau plötzlich
für ein Kind sorgen zu lassen, ist nicht originell, bekommt aber durch den
Macho, der sich mit ihr die Verantwortung teilt, immerhin eine neue Komponente.
Leider ist die Geschichte etwas formelhaft erzählt und spielt sich genauso ab,
wie man das von Anfang an erwartet hat, aber ein paar witzige Momente und zwei
gut aufgelegte Hauptdarsteller lassen wenigstens keine Langeweile aufkommen.
Nach den vielen, enttäuschenden RomComs der letzten Jahre wenigstens eine, die
man sich wieder ansehen kann.
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5+ |
Hinter Kaifeck
Fotograf Marc (Benno Fürmann) nimmt seinen kleinen Sohn mit auf eine Reise, und
sie landen in dem kleinen, bayrischen Kaff Kaifeck. Vor 80 Jahren wurde hier
eine Familie auf grausame Art und Weise abgeschlachtet, der Mord nie aufgeklärt.
Marc träumt immer wieder vom Schauplatz des Geschehens und scheint sich dabei an
Dinge zu erinnern, die er nicht wissen kann…
Die gute Nachricht ist, dass sich
deutsche Produzenten seit einiger Zeit wieder an Genres wagen, die lange
vernachlässigt wurden. Der Anfang dieses Gruselfilms ist auch gut gelungen, die
Atmosphäre schön geheimnisvoll, die nebeldurchzogene Landschaft angenehm
unheimlich. Nicht wirklich originell sind die vielen Traumsequenzen, die man
tausend Mal gesehen hat und noch nie gut fand, weil sie immer ziemlich
willkürlich wirken. Nach der ersten halben Stunde tritt der Film zudem
inhaltlich auf der Stelle, es passiert nicht mehr viel, dafür wird umso mehr
angedeutet – und dann nicht aufgeklärt. Das ist einerseits enttäuschend, aber
andererseits weisen die Andeutungen auf eine Erklärung hin, die mehr als dämlich
ist, so dass man froh sein kann, wenn es nicht auch noch benannt wird. Schön,
dass wieder Genrefilme in Deutschland gedreht werden, schade, dass man sich
dabei keine Mühe gibt.
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