Mark G.'s Fazit - Kinojahr 2008

Wie schon die Jahre zuvor, war ich auch bei meiner Prognose für 2008 zu optimistisch. Ich rechnete mit einer Steigerung der Besucherzahlen um 24 % auf 155 Mio., stattdessen gab es nur ein Plus von etwa 5 % auf ca. 132 Mio. Besucher (die endgültige Jahresstatistik liefert die FFA Mitte Februar).

Prognose vs. Realität
Quartal	Prognose	Tatsächlich
I	+35 %	+34 %
II	-20 %	-31 %
III	+35 %	-6 %*
IV	+60 %	+24 %*
*endgültige Ergebnisse liegen noch nicht vor

Bemerkenswert an 2008 war, dass das Jahr mit einem Paukenschlag begann und endlich wieder vernünftige Ergebnisse im 1. Quartal brachte. Auch das vierte Quartal lag deutlich über dem Vorjahr. Aber alles dazwischen war äußerst mau, wenn nicht sogar katastrophal...

Man kann wie immer die üblichen Gründe aufführen (Piraterie, Konkurrenz durch andere Medien und noch ein Dutzend weiterer Gründe), die sicherlich alle einen Teil zu dem eigentlich schwachen Ergebnis beigetragen haben, aber festzuhalten sind vor allem diese Punkte:

1. Die große Diskrepanz zwischen meiner Prognose (+24 %) und dem tatsächlichen Endergebnis (+5 %) ist zu einem erheblichen Teil darauf zurückzuführen, dass allein sechs Filme, die ich als Besuchermillionäre eingeschätzt habe, darunter Harry Potter VI, nun doch erst 2009 gestartet werden. Allein diese sechs Filme hatte ich vor einem Jahr mit insgesamt über 18 Mio. Besucher taxiert.

2. Die Fußball-EM im Juni in den Nachbarländern Österreich und Schweiz hat wesentlich härter zugeschlagen, als allgemein erwartet wurde.

3. Hollywood-Blockbuster wie Iron Man ($318 Mio.), Der unglaubliche Hulk ($135 Mio.), Wanted ($134 Mio.), Get Smart ($130 Mio.), Mein Schatz, unsere Familie und ich ($118+ Mio.), Tropic Thunder ($110 Mio.), Eagle Eye ($101 Mio.) und Stiefbrüder ($100 Mio.) verfehlten bei uns mal mehr, mal weniger deutlich die 1 Mio.-Besucher-Marke.

1. In unserer Hauptsaison (September bis Ostern) wurden dieses Jahr endlich mal wieder mehr attraktive Filme gestartet. So ist es nur folgerichtig, dass das 1. und 4. Quartal für das Ganzjahresplus verantwortlich sind.

2. Nach einem äußerst mageren Jahr 2007 für das erwachsene und das weibliche Publikum, wurde insbesondere letzteres mit Filmen wie Mamma Mia!, Sex and the City, High School Musical 3 (für die jungen Mädels) und P.S. Ich liebe Dich äußerst attraktiv bedient.

3. Ein Überraschungsblockbuster par excellence (und die erfolgreichste Naturdoku seit fünf Jahrzehnten): Unsere Erde - Der Film.

4. Der deutsche Film ging in die Breite wie schon lange nicht mehr. Mit bislang elf Millionensellern (zwei weitere Produktionen könnten noch folgen) gab es so viele Filme über der Millionen-Besucher-Marke wie seit der Sexfilmwelle in den frühen 70er Jahren nicht mehr...

2008 gab es zwar nur einen deutschen Film, der eine Goldene Leinwand für drei Millionen Besucher erhielt (2007: ebenfalls einer), dafür waren wie gesagt elf Filme Millionenseller (2007: fünf), sechzehn Filme hatten mehr als 500.000 Besucher (2007: dreizehn) und 33 Filme mehr als 100.000 (2007: sechsunddreißig). Mehr als jeder fünfte Film (immerhin 22) in den Top 100 war eine deutsche Produktion (inkl. Koproduktionen) gegenüber 25 im Vorjahr.

Die erfolgreichsten deutschen Filme
Nr.	Besucher	Titel
1	3,8 Mio.	Unsere Erde - Der Film
2	2,6 Mio.	Die Welle
3	2,4 Mio.	Der Baader Meinhof Komplex
4	1,7 Mio.	DWK5 - Die wilden Kerle - Hinter dem Horizont
5	1,6 Mio.	Asterix bei den Olympischen Spielen
6	1,6+ Mio.	1 1/2 Ritter - Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde
7	1,4 Mio.	Krabat
8	1,1+ Mio.	Tintenherz
9	1,1 Mio.	Kirschblüten
10	1,0 Mio.	Freche Mädchen
11	1,0 Mio.	Sommer

Mit meiner 2008-Prognose bin ich diesmal nicht zufrieden, nur acht meiner Top 11 haben es in die Top 11 geschafft und fünf meiner elf anvisierten Goldene Leinwand-Filme scheiterten an der 3 Mio.-Besucher-Marke. Gleich vier Filme hatte ich um jeweils mehr als 2 Mio. Besucher überschätzt.

Prognose vs. Realität
Nr.	Prognose in Mio.	Titel	Besucher in Mio.	Differenz
1	5,8	Ein Quantum Trost	4,8*	-1,0
2	5,6	Wall-E	3,2	-2,4
3	5,5	Indiana Jones IV	2,8	-2,7
4	4,4	Hancock	3,8	-0,6
5	4,0	Madagascar 2	6,2*	+2,2
6	3,8	Horton hört ein Hu	1,7	-2,1
7	3,5	Kung Fu Panda	3,2	-0,3
8	3,5	Tintenherz	1,2*	-2,3
9	3,4	Der Baader Meinhof Komplex	2,4	-1,0
10	3,3	Mamma Mia!	4,2	+0,9
11	3,2	Sex and the City	2,5	-0,7
*Schätzung

Marktführer bei den Filmverleihern war Universal dank DreamWorks Animation (Madagascar 2 und Kung Fu Panda) und Mamma Mia!, dem erfolgreichsten Musical seit dreißig Jahren (Grease).

Die Silbermedaille ging an Warner Bros., deren 18 Platzierungen in den Top 100 zu einem Drittel (!) mit deutschen Produktionen belegt wurde.

Ansonsten fällt noch auf, dass drei der sieben erfolgreichsten Filmen des Jahres Animationsfilme sind und lediglich drei Filme in den Top 15 (Hancock, Wall-E und Kung Fu Panda) Originalstoffe waren, alle anderen Filme waren Sequels/Remakes oder basierten auf einem Bestseller, Comic, Musical oder einer TV-Vorlage.

Die Box Office Überraschungen des Jahres
1	Unsere Erde - Der Film Für viele Jahrzehnte lag das Limit für Naturdokus unter der Millionenmarke
2	Willkommen bei den Sch'tis Der Sleeper des Jahres
3	The Dark Knight Ich hatte zwar vor einem Jahr schon mit einer deutlichen Steigerung auf 1,6 Mio. Besucher gerechnet, dass er dann aber mit Indiana Jones mithalten würde, hat wohl niemand erwartet
Die Box Office Enttäuschungen des Jahres
1	Speed Racer Wir reden hier immerhin von einem Film der Wachowski Brüder, der den schlechtesten Start aller Zeiten in über 300 Kinos hingelegt hat (und es waren immerhin 590 Kinos)
2	Indiana Jones und das Königreich der Kristallschädel Mindestens die Goldene Leinwand hätte da doch drin sein müssen
3	Akte X - Jenseits der Wahrheit Sicher, der Film kam viele Jahre zu spät, aber von 2,4 Mio. Besucher auf 0,3 Mio. Besucher runter ist schon eine Leistung