MARK G. & PI-JAY IN LA-LA-LAND 2009 |
1. Woche, 2. Woche,
3. Woche,
4. Woche, 5. Woche,
6. Woche
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Donnerstag 3. September |
Mark G. |
Pi-Jay |
Schon
bei der Buchung unserer Flüge habe ich zu Pi-Jay gesagt, dass
die Zeit zum Umsteigen in Chicago viel zu knapp bemessen ist.
Und tatsächlich verbrachten wir von den anvisierten zwei Stunden
Aufenthalt fast die gesamte Zeit in der Schlange vor der
Einwanderungsbehörde. Addiert man das Aufsammeln der Koffer, den
Weg durch den Zoll, die erneute Abgabe der Koffer, den Wechsel
der Terminals und den erneuten Security Check, hätte uns selbst
Beamen nicht mehr weiter geholfen. Nach dem wir unseren
Anschlussflug also verpasst haben, durften wir eine weitere
Stunde in der Schlange für verpasste Flüge unserer
Fluggesellschaft verbringen. Wenigstens erhielten wir noch
Tickets für den übernächsten Flug und so konnten uns unsere
Freunde M. + E. vier Stunden später als geplant in Los Angeles
in Empfang nehmen (auch wenn es wirklich nicht einfach war, sie
über die spätere Ankunft zu informieren - siehe Pi-Jays
Schilderung)...
Wie
immer war der Empfang sehr herzlich und nach der Übergabe der
Geschenke fielen wir der Ohnmacht nahe um 1.00 Uhr ins Bett... |
Wer den Bericht
unserer letzten USA-Reise gelesen hat, erinnert sich vielleicht
noch daran, dass ich unter Flugangst leide. Da es Mark nicht
viel anders geht, bleibt er immer in der Nacht vor dem Abflug
auf, um einzuschlafen, sobald er seinen Platz im Flieger
eingenommen hat. Diesmal habe ich dasselbe versucht und mir
zusammen mit dem nachtaktiven Meister Mim amerikanische und
britische Serien (Rescue Me, Mad Men, Skins,
Medium, Heroes) angeschaut. Wahnsinnig müde und
ein wenig nervös, brachen wir dann zur Frühstückszeit auf. Der
öffentliche Nahverkehr (zu spät, zu voll) hat mir dann den Rest
gegeben. Als wir am Flughafen ankamen, war ich so müde, dass ich
auch auf dem Rollfeld neben einer startenden Maschine hätte
schlafen können.
Aber bevor wir
aufbrechen konnten, mussten wir noch irgendwie zwei Stunden
herumbringen. Wir haben Zeitung gelesen und dem Raucherzoo einen
Besuch abgestattet. Diverse Exemplare des Homo nikotiniensis
waren in geschmackvoll gestalteten Glaskäfigen ausgestellt,
allerdings ein bisschen reizbar, wenn man gegen die Scheiben
geklopft oder sie mit Nikotinpflastern beworfen hat. Die Armen
taten mir wirklich leid, und ihre Blicke besaßen denselben
wehmütigen Ausdruck, den man auch bei Zootieren findet, die von
einem Leben in der freien Wildbahn träumen. So ansprechend diese
Kabinen auch designt sein mögen, mutet das Ganze doch ein wenig
bizarr an, vor allem wenn sie von einer Zigarettenmarke
gesponsert werden, deren Logo aus einem zweihöckerigen
Wüstenschiff besteht. Wenn ich Raucher wäre, würde ich allein
schon deshalb aufhören, um mich nicht in diesen Glaskäfigen zur
Schau stellen zu müssen. Ob sich wohl der Marlboromann das
gefallen lassen hätte?
Im Flugzeug
musste ich schließlich mit Erschrecken feststellen, dass ich
kein bisschen nervös war. Ein schlechtes Zeichen. Vielleicht war
ich auch einfach nur zu müde. Das unverhoffte Glück eines freien
Sitzplatzes zu meiner Rechten bescherte mir überdies erstaunlich
viel Beinfreiheit, und kaum hatten wir abgehoben, fiel ich
endlich in den ersehnten Schlaf. Hin und wieder wurde ich wach,
aß eine Kleinigkeit und döste dann wieder vor mich hin. Das
Bordprogramm war langweilig (ich habe mich an Der Solist
versucht, aber nach einer halben Stunde aufgegeben), die Crew,
die bereits kurz vor dem Rentenalter stand, überaus nett und
fürsorglich. Die Zeit verging wie … na ja im Flug, und sogar die
heftigen Turbulenzen bei der Landung in Chicago ließen keinerlei
Flugangst aufkommen.
Das wahre
Abenteuer begann aber erst nach der Landung. Die Schlange vor
der Einwanderungskontrolle war so lang, dass unser Anschlussflug
schon längst abgehoben hatte, als wir endlich fertig waren. Zum
Glück musste ich diesmal wenigstens nicht meine halbe
Lebensgeschichte erzählen, um einreisen zu dürfen, aber wirklich
willkommen fühlt man sich nach dieser Prozedur trotz allem
nicht. Bis zum nächsten Flug nach L.A. hatten wir noch zwei
Stunden Zeit, die wir damit verbrachten, vor dem Schalter der
Fluggesellschaft zu warten, um unsere Tickets umbuchen zu
lassen. Als wir endlich an der Reihe waren, war dieser Flieger
ebenfalls schon weg. Nicht nur uns ging es so, sondern diversen
anderen Reisenden auch, die Stimmung in der Gruppe (ungefähr
hundert Leute, denen sage und schreibe drei nicht minder
frustrierte Angestellte gegenüberstanden) wurde immer gereizter,
und der Einsatz der Nationalgarde schien immer wahrscheinlicher,
besonders weil verschiedene Leute versuchten, sich mit mehr oder
weniger phantasievollen Erklärungen vorzudrängeln, was sie bei
ihren Mitreisenden nicht gerade beliebt machte.
Die nächste Hürde
war die Sicherheitskontrolle. Die Schlangen waren nicht
übermäßig lang, die Angestellten dafür umso gelangweilter. Aus
irgendeinem mir nicht verständlichen Grund legten alle Fluggäste
eine übertriebene Hektik an den Tag. Besonders unangenehm fiel
ein Chinese hinter mir auf, der sich permanent vordrängeln
wollte und mich dabei ständig in die Seite boxte. Als wir dabei
waren, unsere Laptops auszupacken und sie mit unseren anderen
Habseligkeiten in diverse Plastikkörbe zu stopfen, funkte er
immer wieder dazwischen, indem er mir die Behälter wegnahm, um
seine Sachen einzupacken. Seiner Frau war das offensichtlich
peinlich, sie riss ihn ständig zurück und brüllte ihn an, was
ihn aber nicht daran hinderte, mit ungebremster Energie
weiterzumachen. Der Mann war wie ein außer Kontrolle geratener
Duracellhase, und wenn alle Chinesen bei der Arbeit dermaßen
engagiert sind, müssen wir uns in Europa noch warm anziehen. Am
liebsten hätte ich ihn ebenfalls angebrüllt und geschlagen wie
seine Frau, aber angesichts der bewaffneten Sicherheitsleute
wollte ich keine Prügelei anfangen, also hab ich auf chinesische
Art und Weise reagiert und ihn in Grund und Boden gelächelt.
Die letzte Hürde
bestand darin, unsere Gastgeber von unserer verspäteten Ankunft
zu informieren. Im Handyzeitalter ist es zwar noch möglich,
öffentliche Fernsprecher zu finden, nur telefonieren kann man
mit ihnen nicht mehr. Jedenfalls nicht landesweit, wenn man nur
Münzen hat. Eine Telefonkarte hätte uns in dieser Situation
weitergeholfen, aber die dürfen anscheinend an Flughäfen nicht
verkauft werden, oder alle Geschäfte haben sich mit der
Einwanderungsbehörde verschworen, um den Reisenden die Ankunft
so unerfreulich wie möglich zu gestalten. Dafür wird groß damit
geworben, dass man für nur einen Dollar zwei Minuten lang
weltweit telefonieren kann. Wir hätten also in Deutschland
anrufen können, um unseren Freunden in L.A. ausrichten zu
lassen, dass wir vier Stunden später ankommen. Willkommen im
Kommunikationszeitalter! Während wir über andere Formen der
Nachrichtenübermittlung nachdachten (morsen, Rauchzeichen,
Brieftauben), kam uns ein freundlicher Mitreisender zu Hilfe,
der uns sein Handy benutzen ließ.
Da auf unserem
nächsten Flug kein Essen serviert wurde, mussten wir uns vor dem
Weiterflug noch mit einer Pizza stärken. Für denselben Preis
hätten wir zwar auch von München nach Mailand fliegen können,
zumindest mit einer Billigfluggesellschaft, aber geschmeckt hat
sie dennoch. Nach all diesen Abenteuern war ich wieder
hundemüde. Als wir unsere Plätze an Bord der Maschine einnahmen,
erfuhren wir, dass wir am Notausgang sitzen und gegebenenfalls
bei der Evakurierung des Flugzeugs mithelfen müssen. Die
Instruktionen dafür hab ich mir noch durchlesen können, bevor
ich ins Koma fiel, einen Absturz hätte ich jedoch sicherlich
verschlafen. Bevor der Flieger abhob, war ich bereits sanft
entschlummert – und von meiner Flugangst weitgehend kuriert …
Ein kräftiger
Rückenwind hat uns eine gute halbe Stunde früher ankommen
lassen. Es war bereits Nacht, und L.A. glitzerte wie ein
Sternenhimmel unter uns – von den echten Gestirnen war wegen des
Smogs natürlich nichts zu sehen. Obwohl spät am Abend, war es
noch angenehm warm, sogar schwül. Unsere Freunde warteten
bereits. Gut, dass wir doch keine Brieftaube genommen haben … |
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Freitag 4. September |
Pi-Jay
und E. am Hermosa Beach als die Welt noch in Ordnung war |
Pi-Jay
und E. am Hermosa Beach nach dem Vorfall.. |
Mark G. |
Pi-Jay |
Es ist
Tradition, dass ich am ersten Tag in Los Angeles erst einmal
einen Strandspaziergang machen muss, dieses Mal in Hermosa
Beach. Dieser riesige breite Strand und der Pazifik sind nun mal
völlig entgegengesetzt zu dem, was ich in meiner Heimat zu sehen
bekomme, und deswegen exzellent dafür geeignet, richtig
Urlaubsstimmung aufkommen zu lassen...
Leider
wurde die Stimmung etwas getrübt, als Pi-Jay seine Kamera den
hiesigen Elementen etwas zu sehr ausgesetzt hat...
Nach
dem Schock gab es erst einmal etwas zu essen bei Hennessey's -
ein sympathisches Strandlokal, in dem E. Stammgast ist
(vegetarische Wraps und als Appetizer Nachos mit einem
Spinatkäse-Dip).
Danach
ging es etwas shoppen und der Wirtschaftskrise sei Dank konnte
ich fünf Hosen für unter $80 erzielen...
Trotz
guter Vorsätze, es bis mindestens 22.00 Uhr auszuhalten, um den
Jetlag möglichst schnell hinter uns zu lassen, waren die fünf
Stunden Schlaf der vorigen Nacht einfach zu wenig und so fielen
wir um 21.00 Uhr ins Bett - wenigstens gab es diese Nacht gute
acht Stunden Schlaf... |
Am ersten Tag in
L.A. geht man an den Strand, denn erst beim Blick auf die sanft
heranrollenden Wellen des Pazifiks bekommt man das Gefühl,
wirklich im Urlaub zu sein. Jetzt noch schnell die Schuhe
ausziehen und die Zehen ins erfrischend kühle Wasser strecken –
perfekt.
Der perfekte
erste Eindruck war allerdings schnell dahin, als ich beim
Fotografieren einer Gruppe Möwen, die wie ein grimmiges
Kardinalskollegium zusammenhockte, von einer nicht ganz so sanft
anrollenden Welle erwischt wurde. Wasser, Sand und eine
Panikattacke sind eine fatale Kombination für die empfindliche
Elektronik einer Kamera. Mit anderen Worten: Sie hat es
möglicherweise nicht überlebt. Auf der Suche nach einem Laden,
der Kameras repariert, waren wir in verschiedenen Malls und
Geschäftsstraßen, wo wir schnell die Erfahrung machten, dass man
überall gerne Kameras verkauft, aber es niemanden gibt, der sie
auch repariert. Falls ich nach einem Laden für Handys gesucht
oder mir die Nägel hätte machen lassen wollen, ich wäre an jeder
Ecke fündig geworden, aber ein Reparaturdienst – Fehlanzeige.
Dafür haben wir
die Sonderangebote des bevorstehenden Labour-Day-Wochenendes zum
Shoppen genutzt. Zum Mittagessen sind wir in ein Restaurant
direkt am Strand eingekehrt, wo wir sehr köstliche vegetarische
Earth Wraps (gefüllt mit Sprossen, Käse, Tomaten und Avocados)
sowie einen exzellenten Dip aus Tomaten und Spinat gegessen
haben, der in einem ausgehöhlten Brot serviert wurde. Nach all
dem Junkfood in den Flugzeugen eine angenehme kulinarische
Abwechselung.
Es ist übrigens
heiß in L.A., ungefähr 35 oder 36 Grad Celsius, aber unsere
Freundin E. versicherte uns: „It’s not hot“ – gemessen an den
über 40 Grad der vergangenen Wochen, die zu den bekannten
Waldbränden und einer verstärkten Wasserknappheit geführt haben.
Inzwischen versichern wir uns jedes Mal, wenn wir uns wieder am
glühendheißen Metall der Sicherheitsgurte verbrannt haben oder
aus der Grabeskälte eines Geschäfts in die vampirversengende
Mittagssonne hinaustreten: „Ist’s not hot!“
Den Rest des
Tages haben wir unseren Jetlag gepflegt und immer wieder auf die
Uhr gesehen wie Kinder, die auf das Christkind warten. Bis zehn
Uhr wollten wir aushalten, vor allem weil wir noch die Tochter
unserer Gastgeber, die mit ihrem Kind aus Hawaii zu Besuch
kommt, begrüßen wollten. Um kurz nach neun haben wir kapituliert
und sind schlafen gegangen … |
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Samstag 5. September |
Mark G. |
Pi-Jay |
Nach
der Begrüßung von M.+E.'s Tochter P. und Enkelin I. ging es mit
O. zum Bridge Multiplex, dem ältesten Deluxe Theater von Los
Angeles. Mich interessierte allerdings das zugehörige
IMAX-Theater, in dem Star Trek eine Wiederaufführung
erlebte.
Für
$12,50 pro Nase ging es ins Kino und ich war überrascht, dass um
12.30 Uhr immerhin etwas über 50 Besucher anwesend waren.
Natürlich war es eine Wohltat, den Film auf einer IMAX-Leinwand
zu hören und zu sehen und so kam auch bei der vierten Sichtung
dieses Films keine Langeweile auf...
Lediglich die saftigen Preise für Nachos, Popcorn und Soft
Drinks trübten ein wenig die Stimmung - aber ich musste nach der
süßen Wetzel Pretzel (natürlich wieder mit Mandeln und
Karamelsauce - irgendwie habe ich nie Lust, eine andere Sorte
auszuprobieren) unbedingt etwas Salziges zu mir nehmen...
Nach
dem Kinobesuch ging die Odyssee weiter, aber auch heute fanden
wir kein Geschäft, das Pi-Jays Kamera hätte reparieren können.
Aber
immerhin hielten wir diesmal bis 22.00 Uhr durch...
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Der Jetlag der
ersten Tage ist immer mörderisch. Bereits um drei Uhr war ich
das erste Mal wach, und seit kurz nach fünf war an Schlaf nicht
mehr zu denken. Die nächste Zeit werde ich vermutlich wie ein
Zombie durch die Gegend torkeln und nach dem Essen in komatöse
Verdauungsschläfchen fallen, also beschränken wir unsere
Aktivitäten erst einmal auf ein Minimum.
Als Mark erfahren
hat, dass Star Trek gerade in den Imaxkinos seine
Wiederaufführung erlebt, war natürlich kein Halten mehr.
Zusammen mit unserem Freund O. fuhren wir zu The Promenade at
Howard Hughes Center, einer open mall mit einem Luxuskino. Die
Leinwand war riesig, die Sitze wahnsinnig bequem – und von dem,
was wir drei für Eintritt, Popcorn, Nachos und Getränke
ausgegeben haben, hätten wir ungelogen drei preisreduzierte
Calvin-Klein-Jeans kaufen können. Zusammen mit einer
Wetzel-Pretzel (einer süßen, von Mandelsplittern umhüllten
Bretzel mit einer Karamellsoße) stellte das Ganze ein typisch
amerikanisches Mittagessen dar.
Im Anschluss sind
wir noch einmal auf die Suche nach einem Laden gegangen, der
Kameras repariert und wurden sogar fündig. Als wir in der
Schlange standen, meinte ich scherzhaft zu O. dass sie
vermutlich Reparaturen durchführen, aber nur in Phoenix. Von
einer freundlichen jungen Dame erfuhren wir, dass ich nur
unwesentlich daneben lag: Sämtliche Reparaturen werden in Texas
durchgeführt und dauern mindestens drei Wochen … Aber es besteht
noch Hoffnung: Angeblich befindet sich ein weiterer Laden, der
sich auf solche altmodischen Reparaturarbeiten versteht, in
relativer Nähe, hat aber erst nach dem Feiertag wieder geöffnet.
Es bleibt also spannend, vorsichtshalber habe ich mir aber schon
mal einige neue Kameras angesehen – und Lotto gespielt.
Mark ist
fasziniert von Läden, die jeden nur möglichen elektronischen
Krimskrams anbieten. Wir haben uns die neuesten Massagesessel
angesehen und auf einer besonders rückenfreundlichen Matratze
aus Schweden Probe gelegen. Nur die Nackenkissen für 99 Dollar –
die bei uns 9,99 Euro kosten – waren doch etwas überteuert.
Gefallen haben mir auch die Miniaquarien mit Fröschen, winzige,
geschlossene Ökosysteme für den Schreibtisch. Rettet den
Regenwald! Stellt ihn Euch auf den Schreibtisch!
Bisher haben wir
von den Waldbränden nicht viel mehr mitbekommen als im Fernsehen
zu sehen ist. Wenn man aber in Richtung Norden schaut, sieht man
eine dicke, gelbe Qualmwolke, die über dem Horizont steht, ein
bedrohliches Bild wie aus einem Hollywoodfilm.
Inzwischen sind
sogar meine Wahlunterlagen angekommen, und ich konnte meine
Bürgerpflicht erfüllen. Ein bisschen seltsam war es schon, in
Amerika den deutschen Bundestag zu wählen, aber dank Internet
ist die Heimat nicht ganz so weit entfernt wie man glauben
möchte.
Unser zweiter Tag
neigt sich allmählich seinem Ende entgegen (es wird sogar
mindestens eine Stunde früher dunkel als zu Hause), und wieder
überkommt mich eine bleierne Müdigkeit. Mit etwas Glück gehe ich
heute aber später ins Bett, vielleicht erst Viertel nach neun … |
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Sonntag 6. September |
Mark G. |
Pi-Jay |
Immerhin konnten wir diesmal bis 6.00 Uhr schlafen und planten
einen leichten Kinotag. Vor drei Jahren wurde das Del Amo AMC
Multiplex eröffnet, das 18 sehr bequeme Kinos unter einem Dach
bietet, darunter ein IMAX "Light" Theater. Das Kino wird
sicherlich unser neues Stammkino hier in L.A....
Erster
Film war Julie & Julia, der eigentlich aus zwei Filmen
besteht. Der Julia Child-Film verdient die Note 2 (hauptsächlich
wegen der grandiosen Meryl Streep), der Julie Powell-Film die
Note 3-, macht zusammen 3+...
Ein
ganz anderes Kaliber stellte District 9 dar, dessen
hauptsächlicher Pluspunkt darin bestand, anders als das übliche
Alien Invasion Kino zu sein. Für die Apartheid-Fabel gibt es von
mir eine 2-...
Dazwischen ging es ins Johnny Rockets für den ersten Burger der
Saison - und natürlich ist ein Butterfinger Milchshake ein
Muss... |
Der
Sonntag begann mit gut zwanzig Grad relativ kühl – man merkt,
wie sehr wir inzwischen schon von der Sonne Kaliforniens
verwöhnt sind. Da es am Labor-Day-Wochenende überall voll ist,
besonders am Strand, entschieden wir uns für einen Tag im Kino.
Um 10:30 Uhr lief in einer Matinee Julie & Julia, und
nahezu die ganze Familie begleitete uns zum Kino in der Del Amo
Mall.
Im
Gegensatz zu ihren Power-Frauen-Freundinnen hat Julie Powell
(Amy Adams) keine beeindruckende Karriere vorzuweisen. Ihr Mann
bringt sie schließlich auf die Idee, einen Blog übers Kochen zu
schreiben, und Julie beschließt, innerhalb eines Jahres das
Kochbuch der US-Küchen-Ikone Julia Child nachzukochen. Parallel
dazu entführt uns Regisseurin Nora Ephron in das Paris der
frühen Fünfziger, als Julia Child (Meryl Streep) ihre Lust am
Kochen entdeckte.
Meryl
Streep ist wieder einmal grandios. Ihre Julia Child ist ein
erfrischender, stets gut gelaunter Wirbelwind, der die Herzen
der Zuschauer im Sturm erobert. Diese Frau muss man gesehen
haben, ihre überwältigende Fröhlichkeit, die Unerschrockenheit,
mit der die Ex-Spionin die Männerbastion der Pariser Kochschule
stürmt, ihre ganze ruppige, skurrile Art. Sehr eigentümlich ist
ihre exaltierte Sprechweise, die man nur im Original wirklich
genießen kann, und ihr Verhalten ist mitunter etwas befremdlich
(stellenweise scheint es, als sei sie die ganze Zeit über
betrunken), aber erschreckend nah am Original. Jede Szene mit
ihr ist ein Genuss, und Amy Adams – so gut sie auch spielt – hat
gegen Meryl Streep leider keine Chance. Aber andererseits, wer
hat das schon?
Adams’
Rolle ist allerdings auch relativ undankbar, wie überhaupt
dieser Strang der Geschichte nur mäßig interessant ist. Warum
diese Frau unbedingt berühmt werden will, bleibt ihr Geheimnis,
und wie sie es am Ende tatsächlich schafft, ist ebenfalls nicht
ganz nachvollziehbar. Abgesehen von einer kleinen Ehekrise ist
ihre Geschichte weitgehend konfliktfrei und von ein, zwei
lustigen Kochepisoden abgesehen auch leider nicht besonders
witzig. Die Lacher hat Meryl auf ihrer Seite und ihre Figur darf
sogar ganz kurz die Maske permanenter Fröhlichkeit fallen lassen
und uns einen Blick auf dunkle Seite ihrer Persönlichkeit werfen
lassen. Aber auch hier bleibt alles konfliktarm und glatt
poliert, geht es nur um die Entstehungsgeschichte ihres
Kochbuches; warum diese seltsame, bemerkenswerte Frau so
geworden ist wie sie ist, erfahren wir leider nicht. So gelungen
der Anfang ist, verliert der Film mit der Zeit an Schwung und
Tempo, bleibt aber bis zum Ende überaus charmant.
Note 3
Der
Film hat uns Appetit gemacht, nicht nur auf Urlaub in Paris,
sondern auch ganz allgemein. Inzwischen war es Zeit zum
Mittagessen, und da es kein französisches Restaurant in der Mall
gab (wen wundert’s?), entschieden wir uns für einen typisch
amerikanischen Imbiss bei Johnny Rockets. Mark G. musste
natürlich seinen heißgeliebten Butterfinger-Milchshake
bestellen, während ich einen leckeren Chili-Cheese-Burger hatte,
obwohl ich ansonsten kein großer Fan von Burgern bin. Johnny
Rockets gehört zu meinen Lieblingsketten in den USA, wegen ihrer
anheimelnden Fünfziger-Jahre-Ausstattung ebenso wie wegen der
niedlichen Smileys, die die Kellner auf die Teller für das
Ketchup malen.
Wir
saßen auf der Terrasse, ließen uns den Wind um die Nase wehen,
lästerten ein wenig über die voluminösen Amerikaner, die durch
die Mall schlurften und klopften uns stolz auf die Schulter,
weil wir bei all den kulinarischen Versuchungen noch eine
gewisse Disziplin wahren konnten (aber keine Angst, spätestens
in Vegas ist es damit vorbei). Vor lauter Schulterklopfen hätten
wir am Ende dann beinahe den zweiten Film verpasst – und
mussten, weil diese Veranstaltung wesentlich besser besucht war,
in der zweiten Reihe sitzen.
Seit
zwanzig Jahren schwebt ein Raumschiff über Johannisburg. Die
insektengleichen Aliens, die aus einem unbekannten Grund die
Erde nicht mehr verlassen können, leben inzwischen in einem
Ghetto, doch nach den heftigen Protesten ihrer menschlichen
Mitbürger sollen sie nun in ein außerhalb gelegenes Lager
abgeschoben werden. Verantwortlich für diese Aktion ist Wikus,
der dabei jedoch mit einer außerirdischen Substanz kontaminiert
wird, die ihn für immer verändert …
Die
Parallelen zur Apartheid-Politik des früheren Südafrikas sind
offensichtlich, und die Art und Weise, wie die Soldaten der
privaten Sicherheitsfirma (vermutlich ein Seitenhieb auf
Blackwater und Konsorten) gegen die – zugegebenermaßen nicht
gerade knuddeligen oder pflegeleichten – Außerirdischen
vorgehen, weckt schon am Anfang starke Gefühle und erinnert an
das Vorgehen von Polizisten in südamerikanischen Favelas oder
amerikanischen Soldaten im Irakkrieg. Verstärkt wird dieser
Eindruck noch durch die dokumentarische Erzählweise, wobei die
Parkinsonkamera auf Dauer etwas nervt. Gewöhnungsbedürftig ist
auch der sperrige Held, der anfangs wenige Sympathien weckt,
dafür aber umso authentischer wirkt. Wikus ist ein
differenzierter Charakter, wohlmeinend, ein wenig blauäugig und
durchaus auch rassistisch, obwohl er sich um politische
Korrektheit bemüht.
Die
Geschichte ist komplex und bemüht sich, möglichst viele Aspekte
des Zusammenlebens zweier höchst unterschiedlicher galaktischer
Rassen zu behandeln, was naturgemäß unmöglich ist und viele
Fragen unbeantwortet lässt. Nicht alles erscheint in diesem
Zusammenhang logisch, aber vielleicht werden einige Dinge in der
Fortsetzung klarer erscheinen. Die Story von Wikus wird
zumindest immer spannender, auch wenn sie leider sehr
vorhersehbar ist, und findet in einem sehr beeindruckenden Kampf
zwischen der abgrundtief bösen Firma und unserem wackeren Helden
ihren Actionhöhepunkt. Die Gewaltdarstellung ist ungeheuer
drastisch, manche Szenen sind sogar ekelerregend, aber der Film
ist mehr als ein plumpes Actionspektakel, sondern in gleichem
Maße auch Kino fürs Hirn.
Note
2-
Nach
dem Film unternahmen wir noch einen kleinen Bummel durch die
Mall, die nicht unbedingt zu den schönsten, aber sicherlich zu
den größten in L.A. zählt. Merkwürdigerweise sind einige Böden
so schief, dass man das Gefühl hat, sich auf der sinkenden
Titanic zu bewegen. Waren hier vielleicht betrunkene Bauarbeiter
am Werk, oder ist das Fundament nach einem Erdbeben abgesackt?
Den
Rest des Tages verbrachten wir dann bei unseren Freunden,
zappten durchs Fernsehprogramm (geschätzte vierhundert Kanäle
und nichts, was das Anschauen lohnt – also genau wie daheim) und
sahen sogar ein bisschen Baseball, ohne eine Ahnung davon zu
haben, wie dieses Spiel überhaupt funktioniert. Vor dem Haus zog
derweil ein Eiswagen seine Runden, der immer und immer und immer
wieder dieselbe und noch dazu viel zu laute Musik gespielt hat
(eine Art Highspeed-Yankee-Doodle-Dandy). Mark meinte, dass der
Fahrer vermutlich am Ende des Sommers seinen Verstand verliert
und zu einem Serienkiller mutiert (wenn er nicht zuvor von uns
gelyncht wird), ich dagegen glaube, dass nur Hörgeschädigte für
diese Firma arbeiten dürfen. Am Abend konnten wir unsere
angestauten Aggressionen bei einer Partie Risiko loswerden. |
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Montag 7. September |
Mark G. |
Pi-Jay |
Die
erste Nacht, in der wir mehr oder weniger durchschlafen konnten,
ich denke mal, der Jetlag ist überwunden...
Trotzdem gab es heute wieder ein äußerst leichtes Programm: Ein
Ausflug nach Beverly Hills, Window Shoppen am Rodeo Drive und
Villen gucken in den Hills...
Zudem
probierten wir $3,25 Cupcakes bei Sprinkles, die zwar lecker
waren, aber einen solchen Zuckerschock verursachten, dass ich
gleich nebenan bei La Salsa etwas Herzhaftes zu mir nehmen
musste...
Herzhaft ging es dann am Nachmittag weiter, denn US-Feiertage
wecken den Grillmeister in den meisten amerikanischen Männern
und so verwöhnte uns M. mit einer selbstgemachten Discada - ein
riesiger Berg aus verschiedenen Fleischbrocken, garniert mit
einer scharfen Salsa-Sauce, die sicherlich die Gewinnmarge der
Taschentuchindustrie ansteigen lässt...
Auf
jeden Fall wieder ein nettes familiäres Zusammensein mit meiner
amerikanischen Zweitfamilie... |
Am
Labor Day unternahmen wir zusammen mit unseren Freundinnen M.
und P. einen Ausflug in die Welt der Reichen und Schönen am
Rodeo Drive in Beverly Hills. Überraschenderweise hatten die
meisten Geschäfte geschlossen, allerdings mangelt es uns ohnehin
am nötigen Kleingeld für die Luxusfummel in den Schaufenstern.
Preisschilder sucht man jedoch vergeblich, das heißt aber noch
lange nicht, dass die Sachen nichts kosten, sondern nur, dass
diejenigen, die hier einkaufen, nicht nach dem Preis zu fragen
pflegen. Wenn du wissen willst, wie viel es kostet, kannst du es
dir sowieso nicht leisten, lautet die Devise. Die
Wirtschaftskrise hat aber sogar hier ihre Spuren hinterlassen,
gelegentlich sieht man leere Geschäfte, und besonders viele
Kunden waren heute natürlich auch nicht unterwegs, dafür umso
mehr Touristen, die sich vor den Eingängen der Dependancen
namhafter Designer und unter den Straßenschildern fotografieren
ließen (wie blöd ist das denn?).
Nach
dem Schaufensterbummel gönnten wir uns einen Cupcake (sah aus
und schmeckte wie ein ordinärer Muffin, aber ich habe keine
Ahnung, warum er nicht so heißt). Mark und ich hatten jeder
einen Kokosnuss-Cupcake mit Vanille und einem
Kokos-Käsesahne-Häubchen, der so süß war, dass mir sämtliche
Zähne weh taten. Aber geschmeckt hat er trotzdem. Im Anschluss
gab es noch etwas Herzhaftes im Imbiss nebenan, Carnitas-Taccos
mit Schweinefleisch und diversen Soßen (z.B. Mango-, Avocado-
und Tomatensoßen).
Vom
Rodeo Drive aus ging es anschließend in die Wohnviertel von
Beverly Hills, um uns schon mal nach einer Villa umzusehen, die
wir uns von unserem Lottogewinn zulegen werden …
Promis
haben wir leider nicht getroffen, aber angeblich sind viele von
ihnen wegen der Papparazzi aus L.A. fortgezogen. Quer durch
Hollywood ging es schließlich wieder nach Hause, um das BBQ
vorzubereiten, das traditionelle südkalifornische
Feiertagsritual, zu dem die ganze Familie eingeladen war. Unser
Gastgeber M. hat eine Discada gemacht, eine Art mexikanische
Paella mit Hackfleisch, Schinken, Wiener Würstchen (!), Tomaten,
Zwiebeln und Jalapenos, die so scharf waren, dass mir sehr zur
Belustigung aller Anwesenden der Dampf aus den Ohren schoss.
Wir
Europäer sind eben nichts Gutes gewohnt. Zum Nachtisch gab es
eine von mir zubereitete Mousse au chocolat sowie eine leckere
Kreuzung aus einer Cantaloupe-Melone mit einem Apfel, genannt
Appleloupe. Es war ein sehr lustiger, angenehmer Abend, der mit
einer weiteren Partie Risiko endete, in der ich die
Weltherrschaft antreten konnte. Ach, das Leben kann ja so schön
sein … |
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Dienstag 8. September |
Mark G. |
Pi-Jay |
Heute
muss ein Song der Fanta 4 herhalten: "Tag am Meer"...
1,5
Meter-Wellen machen einfach Spaß, allerdings hat auch ständiger
Sonnenschutz nicht verhindert, dass am Abend an manchen Stellen
gewisse hummerfarbene Stellen auftraten... |
Nach langer
Recherche ist es uns endlich gelungen, den vermutlich einzigen
Kamera-Reparaturdienst in Los Angeles aufzutreiben.
Glücklicherweise war er nicht allzu weit weg, so dass wir noch
vor dem Frühstück unser Glück versuchen konnten. Nachdem ich
eine kleine Gebühr gezahlt hatte, damit Dean, ein sehr
freundlicher, asiatisch stämmiger Technikfreak (im positivsten
Sinne des Wortes) eine Problemanalyse vornimmt, fuhren E. und
ich noch kurz zum Supermarkt und zur Bank. Kaum waren wir, gut
eine Stunde nach unserem Aufbruch wieder daheim, rief Dean
bereits an, um mir die Ursache für den Ausfall meiner Kamera
mitzuteilen. Es liegt am Sand. Irgendwie ist Sand in die Kamera
gelangt, und zwar, so Dean, eine ganze Menge Sand. Sofort hatte
ich das Bild vor Augen, wie er das Gehäuse aufschraubt, und all
dieser Sand herausrieselt und rieselt und rieselt und rieselt.
Ganze Dünen bilden sich am Boden der winzigen Reparaturwerkstatt
und begraben Dean unter sich, eine neue Wüste entsteht …
Nun ja, die gute
Nachricht ist: Es lässt sich reparieren, kostet aber ein
bisschen was. Eine neue Kamera wäre allerdings wesentlich teurer
gewesen, also erteilte ich meinem alten Kumpel Dean den
Reparaturauftrag. Auf meine bange Frage, wie lange (Tage,
Wochen, Monate?) es wohl dauern würde, zögerte er zunächst und
meinte dann vorsichtig, dass sie vielleicht noch bis zum späten
Nachmittag, spätestens aber bis morgen fertig sein müsste. DAS
nenne ich Kundendienst!!
Nach dieser guten
Nachricht musste ich erstmal einen Bagel zum Frühstück
verspeisen und mich zum millionsten Mal über die amerikanischen
Packungsgrößen wundern. Wer Frischkäse nur in handlichen
200-g-Packungen kennt, sperrt bei dem klobigen 1,36 KG (!)
schweren Kübel schon erstaunt die Augen auf. Kein Wunder, dass
die Kühlschränke riesig sind, aber immer noch viel zu klein. Die
Hälfte des Vormittags geht nach dem Frühstück dafür drauf, die
gigantischen Milchflaschen, Tupperschüsseln mit Resten vom
Vortag und Großpackungen mit Gemüse neu zu sortieren, damit auch
ja alles reinpasst.
Frisch gestärkt
ging es dann an den Strand, Manhattan Beach, um genau zu sein.
Bepackt mit zwei Klappstühlen, Boogey-Boards und einem Rucksack
voller Wasserflaschen und Handtüchern stolperten wir über den
ca. einen halben Kilometer breiten Sandstrand. Zu gern hätte ich
dafür einen Maulesel gemietet …
Die Wellen waren
riesig, bis zu zwei Meter hoch (okay, nichts für einen
professionellen Surfer oder Flachlandtiroler, aber für ein Kind
der Sauerländer Bergwelt ist das riesig), und wir stürzten uns
todesmutig in die tosende Brandung. Es hat wirklich Spaß
gemacht, sich mit den Boogey-Bords treiben zu lassen, auch wenn
manche Welle einem das Brett mit voller Wucht gegen den Schädel
oder die Brust geknallt hat. Zwei oder drei Mal ist mir das Bord
entglitten und ich ging sofort unter, verloren in der starken
Brandung, aber zur Sicherheit blieben wir immer dicht am Ufer.
Dennoch hat jeder von uns eine Menge Salzwasser geschluckt (ich
habe den bitteren Geschmack sogar jetzt noch auf der Zunge).
Unsere Stühle –
mit eingebautem Sonnendach – waren richtig klasse, sehr
gemütlich und irgendwie bossig, beinahe wie zusammenfaltbare
Strandkörbe. Doch trotz des Schutzdaches und jeder Menge
Sonnencreme haben wir beide einen fiesen Sonnenbrand
davongetragen. Und der Rückweg auf bloßen Füßen über den einen
Kilometer breiten Strand, der immer länger und länger zu werden
schien, war wie der Lehrgang bei einem Fakir. Auf der Rückfahrt
haben wir erst gemerkt, wie müde uns der Kampf mit der Brandung
gemacht hat – und vor allem wie hungrig.
Zu Hause gab es
dann Taccos mit den Resten von gestern. Inzwischen hab ich sogar
einigermaßen raus, wie man einen Tortillafladen faltet, ohne
dass alles sofort wieder rausfällt. Es ist ein bisschen wie
Serviettenfalten, man muss es ein paar Mal gemacht haben, dann
ist es beinahe so einfach wie es aussieht.
Es ist
erstaunlich, wie ruhig es hier in Gardena ist. Wir sind mitten
in der Stadt, aber es herrscht eine tiefe Stille, die nur
gelegentlich vom Geräusch eines vorbeifahrenden Autos, dem
Heulen einer Sirene oder dem Knattern eines Hubschraubers auf
der Suche nach einem flüchtigen Verbrecher im benachbarten Watts
durchbrochen wird. Ansonsten zirpen nur die Zikaden, und ab und
an bellen die beiden Hunde, aber die beiden sind inzwischen alt
und ruhiger als vor vier Jahren, und auch das Eichhörnchen, das
sie immer nachts geärgert hat, scheint inzwischen im Ruhestand
zu sein. |
|
Mittwoch 9. September |
Mark G. |
Pi-Jay |
Heute
war wieder Kino angesagt (AMC)...
Immer
wieder gibt es Filme, auf die man sich wegen toller
Festivalvorführungen (in diesem Fall Sundance), guter Kritiken
und ordentlicher Mundpropaganda freut. Und immer wieder gibt es
Fälle, bei denen man sich anschließend fragt, warum dieser oder
jener Film die tollen Festivalscreenings, guten Kritiken und
tolle Mundpropaganda hatte. (500) Days of Summer ist
einer dieser Filme. Der Film wird als RomCom verkauft,
allerdings gibt es wenig Rom und noch weniger Com. Stattdessen
gibt es Wahrheiten über das Scheitern von Beziehungen und auch
ich konnte mich mit manchen Aspekten des Films identifizieren
(Ja, auch in meinem Leben gab es Beziehungen, die gescheitert
sind). Dies bedeutet aber nicht, dass man wirklich große Lust
hat, einen Film über dieses Thema zu sehen. Aber immerhin mag
ich Joseph Gordon-Levitt (Zooey Deschanel mag ich seit diesem
Film weniger), deswegen gibt's noch die Note 3 von mir...
9
gehört sicherlich zu den optisch beeindruckendsten Filmen in
diesem Jahr, aber leider kannte ich schon den Oscar-nominierten
Kurzfilm, auf dem dieser Trickfilm basiert, der (aus
verständlichen Gründen) etwas kompakter daher kam. Die Story ist
weniger originell als der Look, aber für eine 2- reicht es
allemal...
Zwischen den Filmen gab es Lunch bei Lazy Dog, bei dem ich
leckeres Chicken Teryaki hatte, als Vorspeise einen nicht
weniger leckeren Shrimpcocktail mit sauerscharfen Guacamoledip...
Hmmm, irgendwie könnte ich noch einen Happen vertragen... |
Das war keine
allzu gute Nacht. Mit einem schmerzhaften Sonnenbrand auf dem
Rücken und den Armen war es schwierig, eine relativ bequeme
Schlafposition zu finden, und beim Aufstehen taten mir noch dazu
die Rippen weh, wo mich am Vortag das Boogey-Board getroffen
hat. Es fühlte sich an, als hätte ich mit einem Känguru geboxt …
Die gute
Nachricht ist: Meine Kamera ist fertig und so gut wie neu.
Nachdem wir sie bei Dean abholt hatten, fuhren wir zusammen mit
E. ins Kino (nur keine direkte Sonnenbestrahlung heute), um uns
zwei Filme anzusehen.
Tom (Joseph
Gordon-Levitt) ist hoffnungslos romantisch und glaubt, in Summer
(Zooey Deschanel) seine große Liebe getroffen zu haben. Summer
jedoch glaubt nicht an Beziehungen …
Wenn Romantiker
auf Realisten treffen, geht das selten gut. Auch in diesem Film
geht es um große Erwartungen und bittere Enttäuschungen, um
gebrochene Herzen und die Fallstricke einer Beziehung. Obwohl am
Anfang des Films explizit darauf hingewiesen wird, dass dies
keine Liebesgeschichte ist, dreht sich doch alles um jenes
erhebende Gefühl. Die Erzählweise ist dabei recht originell, so
wird ständig zwischen den ersten und den letzten Tagen der
Beziehung gewechselt, und einige gute Regieeinfälle untermalen
geschickt die Gefühlslage der Protagonisten. Inhaltlich erzählt
die Geschichte jedoch absolut nichts, was man nicht schon des
Öfteren gesehen hat, auf Dauer ist das ewige Hin und Her zudem
ziemlich ermüdend - vor allem auch zu wenig amüsant - und am
Ende ist man dann beinahe ebenso deprimiert wie der Held.
Note 3-
Zum Lunch ging es
ins „Lazy Dog“, ein rustikales Restaurant mit viel Holz und
einem offenen Kamin in der Loggia. Als Appetizer hatten wir
Tortillachips mit einem scharfen Avocado-Tomantendip und
marinierten Shrimps, die ausgesprochen lecker waren. Danach
entschied ich mich für ein vorzügliches Focaccia-Sandwich mit
Hühnerbrust, geräuchertem Gouda, Tomaten, Zwiebeln und
Salatblatt sowie der unvermeidlichen Mayonnaise. Dazu wurde ein
Maissalat serviert. Sehr lecker. Frisch gestärkt ging es zurück
ins Kino.
Die Menschheit
wurde im Kampf gegen die Maschinen ausgelöscht, und nur eine
Handvoll beseelter, mechanischer Wesen in Sackleinenleibern hat
überlebt. Eines davon ist 9, der zusammen mit seinen acht
Gefährten den Kampf gegen den bösen Roboter antritt, der ihn und
seine Freunde vernichten will.
Wie oft ging die
Welt wohl schon im Kampf gegen amoklaufende Maschinen unter?
Auch diesmal scheitert unsere Rasse an ihrer Hybris, kombiniert
mit militärischen Allmachtsphantasien und einer im Grunde
wohlmeinenden, aber letztlich missbrauchten Wissenschaft. Für
einen Animationsfilm, der sich in der Regel eher an ein
kindliches Publikum wendet, ist die Botschaft relativ komplex,
allerdings ist der Streifen zu recht nicht für die ganz Kleinen
freigegeben, denn die Szenerie wirkt mitunter schon sehr
bedrohlich und düster. Für ein etwas älteres Publikum gibt es
rasante Action, hübsche Einfälle und tolle Bilder, die an manche
Comics, aber auch an die Filme von Jeunet erinnern. Dass ein
entseelter Fortschrittsglaube und wissenschaftliche Forschung
ohne Moral und Vernunft für die Welt und die Lebewesen darin
böse enden können, haben wir zwar alle schon mal gehört, aber
selten wurde es uns so unterhaltsam und elegant präsentiert.
Note 2- |
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Donnerstag 10. September |
Mark G. |
Pi-Jay |
Der
heutige Tag stand ganz im Zeichen des Sightseeings in Downtown
L.A. und der kleinen Fresspröbchen... |
Heute war ein Tag
wie für aufregende Abenteuer gemacht: Mark G. und ich fuhren mit
der Metro nach Downtown. L.A. ist eine Auto-Stadt, die Straßen
sind breiter als manche Dörfer, länger als ganze Länder in
Schwarzafrika, und es gibt so viele davon, dass man sie schon
übereinander stapeln muss. Auf den ersten Blick ist eine Metro
hier so sinnvoll und willkommen wie eine Eissporthalle in
Grönland. Und wenn man dann noch weiß, dass sie mitten durch
einige von L.A.s Problemvierteln führt, möchte man lieber laufen
als einen Fuß hineinsetzen. Doch wir haben das Abenteuer gewagt,
und es hat Spaß gemacht. Für nur fünf Dollar kann man kreuz und
quer durch die Stadt fahren, mal auf Stelzen wie bei einer
Hochbahn, dann mitten auf der Straße und teilweise auch
unterirdisch. Als ich mein Ticket gelöst habe, musste ich mit
einer Zwanzigdollarnote zahlen und bekam eine Tonne Kleingeld
zurück. An einem Einarmigen Banditen in Las Vegas hätte ich mich
über das Geräusch der klingelnden Münzen jedenfalls mehr gefreut
…
Bis Chinatown
mussten wir drei Mal umsteigen, aber die Wartezeiten und Wege
waren zum Glück kurz, so dass wir bereits nach einer knappen
Stunde unser Ziel erreicht hatten. Mit dem Wagen wären wir auch
nicht schneller gewesen. Vom Wartehäuschen an der Metro über die
Banken und Geschäfte hatten hier viele größere Häuser ein
Pagodendach, zumindest in dem kleinen Bereich, der als Chinatown
bekannt ist. Abgesehen von einigen wenigen Touristen und älteren
asiatischen Damen, die, mit Regenschirmen gegen die sengende
Sonne gewappnet, über die Bürgersteige trippelten, war das
Viertel leider ziemlich leer und verlassen, und viele Geschäfte
waren sogar geschlossen. Von dem lebhaften Treiben auf dem Gin
Ling Way, das uns der Reiseführer versprochen hatte, war
jedenfalls weit und breit nichts zu sehen. In einem Western wäre
an dieser Stelle ein vertrockneter Dornbusch über die Straße
gerollt ... Vermutlich wird es erst am Abend, wenn all die
Lampions über den Straßen leuchten, lebhafter, besonders in den
vielen Restaurants. Tagsüber wirkte alles ein bisschen trostlos,
die Fassaden heruntergekommen, die Auslagen in den Läden
schäbig. Trotzdem hatte das Ganze natürlich auch einen gewissen
Charme, dem man sich nicht entziehen konnte, ein exotisches
Flair. An den Kreuzungen waren zum Beispiel kleine Drachen im
Asphalt der Straßenübergänge eingelassen, entsprechend fanden
wir dann später in Little Tokyo statt der Drachen Fächer.
Man beachte das Obama '08 Banner am grünen
Gebäude
Mark wollte eine
kulinarische Weltreise unternehmen und startete mit einem
Eiercremetörtchen aus einer chinesischen Bäckerei. Es hat ganz
okay geschmeckt, aber ein Mürbeteigtörtchen mit
Vanillepuddingfüllung bekomme ich zuhause auch überall – und was
ist daran überhaupt chinesisch?
Von Chinatown an
waren wir auf Schusters Rappen unterwegs, und es war heiß heute.
Sehr, sehr heiß. So oft es ging, liefen wir im Schatten der
Häuser und Bäume, und in Olvera Street dachte ich zum ersten Mal
daran, mir einen Hut zu kaufen. Man sollte wissen, ich hasse
Hüte, ganz besonders auf meinem Kopf. Wie Chinatown ist El
Pueblo de Los Angeles ein touristischer Rummelplatz, nur mit dem
Unterschied, dass es hier auch tagsüber rummelig ist. Da wir vor
vier Jahren bereits hier gewesen waren, hielten wir uns nur
solange auf, bis wir Churro gegessen hatten, ein frittiertes,
stangenförmiges Gebäckstück mit Zucker und Zimt.
Unser nächste
Stopp war die City Hall, das 1928 erbaute Rathaus, das lange das
höchste Gebäude der Stadt war. Im Reiseführer hieß es, dass man
von der Aussichtssichtsplattform einen tollen Blick auf die
Stadt hat, aber um dorthin zu gelangen, musste man zunächst
durch eine Sicherheitsschleuse, sich an einem Schalter ausweisen
und als Besucher registrieren lassen, dann mit dem Expressaufzug
in den 22. Stock, von dort aus mit dem nächsten Fahrstuhl in die
27. Etage, von wo aus etliche Stufen zur Dachterrasse führten.
Der Ausblick war wirklich klasse, und es waren auch kaum
Touristen hier, die einzigen, die außer uns die Mühe auf sich
genommen hatten, kamen natürlich aus Deutschland …
Blick von oben
Vom Rathaus aus
ging es weiter nach Little Tokyo, das, gelinde gesagt, eine
einzige Enttäuschung war. Die „hübsche Plaza“ aus dem
Reiseführer war ein langweiliger Platz mit einer noch
langweiligeren Skulptur, dann gab es zwei, drei Geschäfte mit
Kitsch, ein Museum und ein Theater – und das war’s dann auch
schon. Sehenswert war daran absolut gar nichts, am besten
gefielen mir noch die Stühle vor dem Geschäft, wo wir uns einen
Becher mit gefrorenem Joghurt geholt haben. Erst hier fiel uns
übrigens auf, dass wir immer noch mit dem riesigen
Visitor-Aufkleber auf der Brust herumliefen, den man uns im
Rathaus verpasst hatte. Peinlich, peinlich.
Jeder von uns
bestellte einen Becher Joghurt mit Kokosgeschmack, aber eine
Kokosnuss hat diese Mischung höchstens auf einem Foto gesehen,
denn geschmeckt hat das Ganze … nun ja, schlicht und ergreifend
nach Joghurt. Ein gezuckerter, mit Zusatzstoffen cremig
gerührter und tiefgefrorener Joghurt, der dann in einem schick
gestylten Laden für drei Dollar fünfzig verkauft wird. Aber
angenehm kalt war er schon – und am liebsten hätte ich ihn mir
in mein sonnenverbranntes Gesicht geschmiert.
Von Little
Enttäuschung ging es dann weiter Richtung Westen. Trotz
unermüdlichen Eincremens hatte mein Gesicht inzwischen die Farbe
einer gebratenen Garnele angenommen, und es schien immer noch
heißer zu werden. Dann die Rettung: Wir kamen an einem
asiatischen Hutladen vorbei, in dem ich für lumpige vier Dollar
eine von ausgebeuteten chinesischen Arbeitern gefertigte
Kopfbedeckung erstand. Ursprünglich hatte mir ein cooler
Strohhut vorgeschwebt, meinetwegen auch noch diese lustige,
chinesische Variante, die aussieht wie der Deckel eines Woks,
aber sicherlich nicht diese knautschbare Puddingform aus
Baumwolle, die vor allem praktisch ist, aber ganz sicherlich
nicht sexy, und zu allem Überfluss auch noch diesen
Schlabberlatz im Nacken besitzt. Aber vor die Wahl gestellt,
entweder wie ein australischer Rentner oder wie der Überlebende
eines atomaren Angriffs auszusehen, siegte letztlich die
Vernunft über die Eitelkeit. Und was ist passiert? Eine halbe
Stunde später kam jemand auf mich zu und meinte, er liebe meinen
coolen Hut und wolle unbedingt wissen, wo ich ihn gekauft habe.
So schmeichelhaft das klang, als ich mich zu dem Mann umdrehte,
stand vor mir – ein Rentner …
Unser nächster
Zwischenstopp war das berühmte Bradbury Building, das wir schon
in vielen Filmen gesehen haben, unter anderem in Blade Runner
oder vor wenigen Tagen erst in (500) Days of Summer. Auf
der Leinwand wirkte es aber, wie eigentlich das meiste,
wesentlich größer, trotzdem ist es sehr hübsch viktorianisch.
Und aus welchem mitteleuropäischen Land kamen wohl die beiden
einzigen anderen Touristen …?
Hier hat schon Rick Deckard gewütet...
Direkt gegenüber
liegt der nicht weniger sehenswerte Grand Central Market, der
als ausgefallener Markt gestartet und inzwischen wie der
berühmte Farmer’s Market zur reinen Fressmeile verkommen ist.
Hier gab es unsere letzte Ländermahlzeit: Salvadorianische
Pupusas, für Mark mit Kartoffeln und Käse, für mich mit Spinat
und Käse. Was sind Pupusas? Grundlage ist eine Art Kloßmasse
unbekannten Ursprungs, die dann mit den entsprechenden Zutaten
verknetet und zu einer handtellergroßen Frikadelle verarbeitet
wird, die danach von zwei dünnen Tortillafladen umhüllt und
angebraten wird. Dazu wurde ein Krautsalat mit jeder Menge
Chilis und eine mäßig scharfe Soße serviert. Ziemlich lecker,
aber wie auch die meisten mexikanischen Speisen relativ salzarm.
Und überraschend preiswert.
Immerhin zwei,
drei Stände mit Obst und Gemüse gab es dann doch noch, und
einige der seltsam geformten Früchte waren so exotisch, dass wir
nicht wussten, um was es sich dabei überhaupt handelt. Als wir
uns danach erkundigten, antwortete der Verkäufer barsch mit
einem einsilbigen, zerkauten Wort, das möglicherweise Spanisch
war, aber wir trauten uns nicht, ein zweites Mal zu fragen.
Neben den Früchten gab es noch andere, seltsame Dinge zu sehen,
getrocknete Shrimps zum Beispiel oder Gewürze und anderen
Ingredienzien der mittel- oder südamerikanischen Küche.
Unsere letzte
Station war schließlich der Pershing Square, ein hübsch
gestalteter Platz mit Bäumen, Rasen, Springbrunnen und
Skulpturen – unter anderem einer Bronze von einem grimmigen
Beethoven, der irgendwie wirkte, als habe er sich hier
verlaufen. Bevor es wieder zur Metro und zurück nach Gardena
ging, machten wir noch eine Stippvisite im Biltmore Hotel, das
ebenfalls aus diversen Filmen bekannt ist, ein wunderschön
gestaltetes Gebäude, in dem ich gerne mal Tee trinken würde –
vorausgesetzt ich habe zuvor im Lotto gewonnen. |
|
Freitag 11. September |
Mark G. |
Pi-Jay |
Heute
trafen wir die ersten Vorbereitungen für unsere Rundreise und
dies bedeutete vor allem Einkaufen bei Costco - ein
Großhandelsmarkt mit Großhandelspreisen:
50
Tüten verschiedene Chips-Sorten für $10,99
100
verschiedene Müsli-Riegel für $9,98
70
Flaschen Wasser für $7,18
32
Dosen Sprite für $9,65
24
Cookies für $6,49
...und
für den aktuellen Gebrauch:
80
Sushis für $25,98 (dieser Preis ist einfach der Wahnsinn - und
trotzdem lecker!)
12
Riesenmuffins für $6,49 |
Der
Morgen begann mit Sirenengeheul und dem entfernten Geknatter
eines Hubschraubers. An und für sich ist das nichts Besonders,
aber beim Frühstück erzählte uns E., dass sich nur wenige Blocks
von hier entfernt eine Frau nach einem Streit mit ihrem Mann mit
Benzin übergossen und angezündet hat.
Gegen
Mittag fuhren wir mit O. zum Einkaufen zu Costco, um uns für
unseren Trip mit Wasser und Proviant einzudecken. Wir kauften
Kekse, Chips und Energieriegel in unhandlichen Großpackungen,
für die wir jetzt wahrscheinlich einen größeren Wagen mieten
müssen. Für unser Mittagessen deckten wir uns mit einer
Riesenpackung Sushi ein, zum Frühstück hatten wir bereits
unglaublich leckere Donuts von Krispy Creme, zum Dessert dann
einen Bananen-Walnut-Muffin, und wenn wir nicht in zwei Tagen zu
unseren Wanderungen aufbrechen würden, müssten wir
wahrscheinlich für den Rückflug zwei Sitzplätze für jeden von
uns buchen …
Es
gibt hier so viele, interessante Dinge zu entdecken, sprich zu
essen, dass es wirklich schade ist, dass es von den meisten
keine kleineren Packungen gibt, denn ich hätte zum Beispiel
gerne die Granatapfelkerne im Schokomantel probiert, aber was
soll ich mit einem halben Kilo davon? Zum Glück waren überall im
Supermarkt Stände aufgebaut, an denen man etwas kosten konnte,
meist jedoch Dinge wie Vitamingummibärchen, ungesund aussehende
Fitnessdrinks, Fischstäbchen, Dips mit Bohnen oder anderen
Dingen, die ich nicht mag. Ganz okay waren noch die Würstchen
mit Hähnchen-Apfel oder Truthahn-Mango-Geschmack. Nur der
Apfelstrudel ist bei uns wesentlich besser.
Vor
dem Laden wurden Hotdogs und andere Snacks verkauft, und an den
langen Plastiktischen saßen die Menschen, teilweise mit ihren
Einkäufen neben sich, und mampften, was das Zeug hielt.
L.A.
ist ein urbanes Chaos aus Fabriken, riesigen Umspannungsanlagen,
armen und reichen Wohnvierteln, heruntergekommenen
Geschäftszentren und eleganten Einkaufspassagen, die kunterbunt
durcheinander stehen, als hätte ein Kind seine Kisten mit
Bauklötzen ausgeschüttet. Die Architektur der schier endlosen
Vorstädte, die in Wirklichkeit zahllose, miteinander
verflochtene und verschmolzene Städte und Gemeinden sind, ist
einfallslos und von funktionaler Hässlichkeit. Die meisten
Gebäude sind ein- oder zweistöckig und haben ein Flachdach, und
alles sieht gleich aus. Heute kamen wir an einer Schule vorbei,
die genauso gut eine Kaserne hätte sein können, einer
Highschool, die an eine Bürogebäude erinnerte, Kirchen, die sich
nicht von Lagerhallen unterscheiden, und die Länden sind sich
ohnehin zum Verwechseln ähnlich. Die Straßen sind lang und öde,
gelegentlich von vereinzelten Bäumen gesäumt, die Rasenflächen
vor den Einfamilienhäusern braun und vertrocknet, weil durch die
Dürre nicht so oft gesprengt werden darf.
Vielleicht kommt es mir nur so vor, aber in den typischen
Großstadtgeruch nach Abgasen und Staub, Fast Food und Chlor
scheint sich eine leicht bittere Note zu mischen, die an
Insektenvernichtungsmittel erinnert, ein trockener, scharfer
Geruch nach Niederlage und Depression. Es mag daran liegen, dass
das Auge so wenig Grün findet, dass man so viele leerstehende
Geschäfte und Häuser sieht, die zu verkaufen oder zu vermieten
sind. In den Läden weisen schreiend bunte Schilder auf
Räumungsverkäufe hin, und selbst am noblen Rodeo Drive gab es
Leerstände. Nur die Wohngegend in Beverly Hills war angenehm
kühl und schattig, hier gab es sattes Grün, viele Bäume und
Büsche. Wenn es hier Probleme gibt, sind sie gut versteckt.
Als
wir nach dem Einkauf an der Stelle vorbeifuhren, an der sich die
Frau angezündet hat, erzählte uns unser Freund O., dass es im
Moment sehr, sehr viele Selbstmorde gibt, die meisten in der
Öffentlichkeit jedoch kaum Erwähnung finden. Auch eine Folge der
Wirtschaftskrise. Aber Kalifornier sind schließlich
unverwüstliche Optimisten, und so war auf einem Schild am
Straßenrand zu lesen: Jede Rezession besitzt eine besondere
Eigenschaft – sie geht auch wieder vorüber. |
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Samstag 12. September |
Mark G. |
Pi-Jay |
Auch heute
gibt es nicht viel zu berichten. Es gab weitere Vorbereitungen
für unsere Rundreise u.a. holten wir unseren Mietwagen ab -
einen schwarzen Chrysler Cruiser... |
Der Tag stand
ganz im Zeichen unserer Vorbereitungen für die nächsten drei
Wochen. Gegen Mittag holten wir unseren Mietwagen, einen
schwarzen Chrysler Cruiser, ab, der entfernt an die Limousinen
der Vierziger erinnert. Das erste Problem bestand darin, dass
wir das Radio nicht einschalten konnten; wir drückten jeden
einzelnen Knopf, aber es tat sich absolut nichts. Nach einem
kurzen Zwischenstopp versuchten wir es erneut – und diesmal ging
es seltsamerweise. Dafür lässt sich seitdem die Beifahrertür
nicht mehr von außen öffnen ...
Unterwegs haben
wir den wohl stupidesten Job in ganz L.A. entdeckt: An den
Straßenecken stehen neuerdings Schilderhalter, Männer, die
Plakate mit Werbung präsentieren, fast so wie die Nummerngirls
bei einem Boxkampf, nur nicht so sexy. Einer warb für die neue
Filiale einer bekannten Fast-Food-Kette, aber der Mann zappelt
so herum, dass sein Schild praktisch in alle Richtungen wies.
Ein anderer Mann tanzte auf der Stelle und schwenkte sein
Schild, um die Aufmerksamkeit der Autofahrer zu erregen, aber
selbst ohne den geschriebenen Hinweis hätte man sofort erraten
können, wofür er wirbt: Er trug nämlich wie eine gigantische
Tunika eine Matratze.
Nachdem die
Koffer gepackt und unsere Vorräte im Wagen verstaut waren,
mussten wir noch ein paar Stunden totschlagen und sahen uns die
neue Vampirserie The Vampire Diaries im TV an, deren
erste Folge wir vor einigen Tagen verpasst hatten und die nun
wiederholt wurde. Man sollte meinen, das Genre ist inzwischen so
ausgelutscht, dass eine weitere Serie (nach Buffy,
Angel, True Blood und wie sie alle heißen) niemanden
mehr interessiert, aber weit gefehlt, die erste Folge hatte am
Donnerstagabend die höchste Einschaltquote des Senders
überhaupt. Inhaltlich war die Pilotfolge aber eine Enttäuschung,
das Ganze wurde ziemlich dreist bei True Blood
abgekupfert, jedoch ohne den Witz und die Abgründigkeit der
Alan-Ball-Serie, dafür mit dem typisch abgestandenen Charme
einer Teenieserie à la Dawsons Creek. |
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MARK G. & PI-JAY IN LA-LA-LAND |